Für FreikäuferDas, was Burghard Jung, Dorothee Dubrau und Michael Jana am 24. Oktober vorstellten, waren sechs durchaus diskussionswürdige Mobilitätskonzepte für Leipzig bis zum Jahr 2030. Vor allem zeigen sie, dass Leipzig mit Klein-Klein nicht mehr weiterkommt und die anstehenden Probleme nicht lösen kann. Die Georg-Schumann-Straße ist dafür aus Sicht der SPD-Gruppe Leipzig Nord das lehrreichste Beispiel.

Nirgendwo wurde so heftig gestritten, obwohl gerade die Umgestaltung der Straße seit 2012 gezeigt hat, dass mit ein bisschen Verkehrsberuhigung und Raum für Radfahrer erst wieder Leben in eine lange Zeit wie tot daliegende Straße kommt. Neue Geschäfte haben eröffnet, mehr Fußgänger sind unterwegs und auch die Wohnungen an dieser Magistrale sind wieder attraktiv. Die Straße hat sich unübersehbar belebt.

Umso verblüffter war Jutta Kiesewetter, als nach der Vorstellung der sechs möglichen Mobilitätsszenarien auf einmal wieder Forderungen laut wurden, die so mühsam erreichten Fortschritte an der Georg-Schumann-Straße rückgängig zu machen.

„Die Umbaumaßnahmen auf der Georg-Schumann-Straße müssen bleiben. Sie haben sich bewährt und sind bei Anwohnern und Gewerbetreibenden vor Ort gleichermaßen anerkannt“, sagt Dr. Jutta Kiesewetter, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Leipzig Nord. „Die von der IHK und anderen geforderte Rücknahme der Umbauten wäre deshalb ein massiver Rückschritt, zumal in der Verkehrsstudie des Ingenieurbüros IVAS ganz klar formuliert wird, dass der Straßenraum durch die umgesetzten Maßnahmen aufgewertet wurde und eine Förderung des Umweltverbundes den Verkehrsraum entlastet sowie Kapazitäten für den Wirtschaftsverkehr schafft.“

Das IVAS hat jene Studie erstellt, die dann zur Grundlage des Aktionsplans „Mobilität Leipzig 700plus“ wurde, den die Kammern im August vorgestellt haben. Nur dass die Studie zu anderen Ergebnissen kommt als das neue Bündnis, das sich da zusammengefunden hat. Überdeutlich war die Warnung, dass Leipzig Stauprobleme bekommt, wenn es nicht ÖPNV und Radverkehr deutlich ausbaut. Erst wenn die Leipziger vermehrt Straßenbahn und Rad fahren, kann auch der Wirtschaftsverkehr weiter ungehindert fließen.

Und eine Hauptforderung der Studienautoren lautete: Gerade die Gewerbegebiete im Norden müssen endlich mit ÖPNV besser erschlossen werden. Leipzig hat dort zwar ein prosperierendes Industrieareal geschaffen – aber die Stadt hat versäumt, attraktive Verbindungen mit ÖPNV zu schaffen. Wer es mit Bahn oder Bus versucht, dort pünktlich zur Arbeit zu kommen, hat ein echtes Problem. Oder ist stundenlang auf Routen unterwegs, auf denen man graue Haare bekommen kann.

Dieses Thema steht auf der Agenda, stellt auch Stadtbezirksbeirat Tino Bucksch fest: „Der Norden der Stadt ist wegen der Vielzahl mittelständischer und großer Unternehmen von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Damit eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs gelingen kann, müssen die Betriebe besser an alle Verkehrsformen angebunden werden. Für die Zukunft sind deshalb weitere, umfassende Maßnahmen zu diskutieren und anzugehen, so unter anderem die Weiterentwicklung des ÖPNV- und Radwegenetzes oder ein betriebliches und standortbezogenes Mobilitätsmanagement mit überbetrieblichem Car-Sharing, kleineren Fahrzeugen, Mitfahr-Plattformen und gemeinsam organisierten Ergänzungsangeboten im ÖPNV. Auch Forderungen aus der Wirtschaft selbst – wie zum Beispiel die Klärung von Kurzparkmöglichkeiten für den Anlieferverkehr – können als gebündelte Maßnahmen alle Beteiligten zufriedenstellen. Doch darauf geht die IHK leider nicht ein.“

Dass es ohne rollenden Wirtschaftsverkehr nicht geht, da ist er sich sicher: „Bei der Entwicklung des Gesamtverkehrssystems ist die Wirtschaft selbstverständlich zu beteiligen – aber in ihrer ganzen Breite und nicht in der eindimensionalen Sichtweise der IHK-Führung.“

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Obwohl wir sonst nicht (mehr) viel gemeinsam haben, muß ich der SPD hier voll und ganz recht geben. Und die IHK sollte Mal auf ihre Mitglieder in der Georg-Schumann-Straße hören und nicht so einen kompletten Unsinn fordern.

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