Seit 2012 geht das nun so. Vor dem Hauptbahnhof ballen sich die Konfliktpunkte im Verkehr. Die Lage ist unübersichtlich. Eine große Lösung für den Verkehrsknotenpunkt wird noch Jahre auf sich warten lassen. Aber selbst gegen eine kleine und preiswerte Lösung verwahrte sich Leipzigs Stadtverwaltung 2014. Also sind die Übergänge vor Ost- und Westhalle, wo Fußgänger und Radfahrer sich ins Gehege kommen, bis heute nicht optisch getrennt.

Damals war es die SPD-Fraktion, die hier eine deutliche Kenntlichmachung gefordert hatte, die für Reisende, die an der Fußgängerampel stehen, unübersehbar macht, wo der offizielle Radweg verläuft. Denn der verläuft hier. Es ist sogar einer der meistfrequentierten in der Stadt. Die Nutzungsfrequenz steigt. Doch immer öfter kommt es zu knappen Situationen, weil Fußgänger sich auf den Radweg stellen und damit gleich die ganze Durchfahrt versperren. Denn die anderen, die um den Radweg wissen, stehen ja brav hinter der Metalllinie – meist mit Unmengen von Gepäck. Auch die Zahl der Reisenden steigt.

Ein Radweg aber, der von dichten Trauben eiliger Fußgänger verstellt ist, ist ein nicht existierender Radweg. Erstaunlich, dass das den für den Verkehr Verantwortlichen so schwer beizubringen ist. Vor drei Jahren verwahrten sie sich gegen eine auffällige Kennzeichnung des Weges, weil damit die denkmalgeschütze Ästhetik des Hauptbahnhofs gestört würde. Ästhetik rangiert irgendwie über Verkehrssicherheit.

Aber ein belastbarer Verwaltungsvorschlag, wie das Dilemma zu lösen wäre, liegt bis heute nicht auf dem Tisch.

Also greift die Linken-Fraktion das Thema wieder auf und beantragt nun: „Vor dem Ost- und West-Haupteingang des Leipziger Hauptbahnhofs wird umgehend eine entsprechend gekennzeichnete Markierung mit Radfahrpiktogrammen vorgenommen, um die Abgrenzung zwischen Fahrbandrand und Fußweg mit dem dazwischenliegenden Radweg für wartende Fußgänger an der Lichtsignalanlage kenntlich zu machen.“

Und natürlich erklären die Linken auch kurz und knapp, warum das jetzt umgesetzt werden sollte: „Der nördliche Fuß- und Radweg des Willy-Brand-Platzes Höhe Hauptbahnhof besteht aus einem hellen Belag und einer Metalltrennlinie, welche den Rad- und Fußweg separiert. Leider ist für die meisten Fußgängerinnen und Fußgänger, die an der Lichtsignalanlage Richtung Zentralhaltestelle der LVB stehen, nicht ersichtlich, dass vor dem Fahrbahnrand der Radweg verläuft. Ein Großteil der Menschen wartet vor der Lichtsignalanlage nicht auf dem Bereich des Fußweges, sondern auf dem Radweg. Dadurch müssen ankommende Radfahrerinnen und Radfahrer ausweichen und fahren oft hinter den wartenden Menschen im Bereich des Bahnhofseingangs vorbei, wodurch es zu gefährlichen Verkehrssituationen kommt.“

Es ist gefährlich für beide Seiten. Erst recht, wenn die Ampel auf Grün schaltet und Reisende hier eilig und in der Regel mit Scheuklappen unterwegs sind, weil sie Straßenbahn oder Zug noch erreichen müssen.

„Daher sollten dringend klar gekennzeichnete Piktogramme vor der PKW-Fahrbahn auf dem Radweg aufgebracht werden, damit die schwer ersichtliche Trennung des Fuß- und Radwegs deutlich wird“, finden die Linken.

Vom ADFC gibt es auch die wesentlich stringentere Forderung, den Radweg ganz auf die Fahrbahn zu verlegen und damit eindeutig dem Straßenverkehrsgeschehen zuzuordnen. Aber bevor es zu einer solch großen Lösung kommt, vergehen wohl auch noch Jahre. Da ist der Grünen-Vorschlag, große Piktogramme auf den Radweg zu malen, zumindest eine naheliegende Übergangslösung.

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Es gibt 6 Kommentare

#Franziska Riekewald: Ist geändert. Vielen Dank für den Hinweis.

Liebe Redaktion, danke für den Artikel. Aber der Antrag stammt nicht von den Grünen, sondern von der Fraktion DIE LINKE. Wäre super, wenn ihr das ändern könntet.

@Garle
Sowas schreibt sich so schön leicht dahin, nur wird leider niemand in der Verwaltung etwas ändern, wenn der OBM das nicht möchte. Übrigens: Auch der Stadtrat hätte schon längst etwas beschließen können, hat er aber auch nicht getan. Stattdessen immer und immer wieder nur ein Prüfauftrag, zuletzt 2015. Für einen richtigen Beschluss bedarf es aber Mehrheiten und diese finden sich für die Lösung des Problems leider nicht in diesem Stadtrat.

Ich hatte gestern mit meinem Enkel vor der Westhalle auf diesem angeblichen Radweg (der als solcher nicht ausgewiesen ist) eine unliebsame Begegnung mit einer Rambo-Radlerin.
Aber wenn dieses offensichtliche Problem schon seit Jahren von der “Verwaltung” ignoriert wird, wäre es doch langsam mal Zeit, der zuständigen Bürgermeisterin wegen mangelnder Eignung ans Geld zu gehen oder über ein Ablösung selbiger nachzudenken!
Aber natürlich nicht, bevor die augenscheinlichen Verwaltungs-Fremdworte “Zuständigkeit” und “Verantwortung” erklärt wurden. Das kann natürlich nur jemand übernehmen, der nicht in diesem Parteienklüngel steckt.
Jaja, schon gut, ich träume weiter …

Zusatzproblem: Wenn man es als Radweg kennzeichnen möchte, müsste man konsequent auch Radampeln beidseitig installieren. Wenn die Fußgängerampel grün wird, laufen dir sonst 200 Menschen vor das Rad. Tut beiden weh.
Außerdem ist der Blindenstreifen auch auf dem vermeintlichen Radweg. Der müsste auch hinter die Metalllinie verlegt werden.

Mit ein paar Bildchen ist es nicht getan.

Vor den Eingängen West- und Osthalle gibt es keinen Radweg. In diesen Abschnitten gibt es einen Gehweg mit dem Zusatzschild “Rad frei”. Ist auf Gehwegen (oder auch in Fußgängerzone) Fahrzeugverkehr zugelassen, dann gilt für diesen die zulässige Höchstgeschwindigkeit “Schrittgeschwindigkeit” UND es ist besondere Aufmerksamkeit/Vorsicht/RÜCKSICHT gegenüber dem Fußverkehr geboten. Das heißt ggf. vom Rad abzusteigen, schieben oder (kurz) anzuhalten. So ist es heute. Ob es zukünftig nicht auch anders geht ist ein anderes Thema. Auf Gehwege (heutige Situation) gehören jedenfalls keine Radweg-Piktogramme. Die wären erstens falsch und schaffen zweitens Verwirren (siehe Antrag).

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