Wer fragt, bekommt Antworten. Und für Aufregung sorgte im Frühsommer ja bekanntlich die Blaualgenpest im beliebten Naturbad Nordost, dem sogenannten Bagger in Thekla. Und es stand durchaus nach ersten Erklärungen zu vermuten, dass das vermehrte Auftreten der Blaualgen mit dem Eintrag nitratbelasteten Grundwassers aus der näheren Umgebung zu tun haben könnte.

„Das beliebte Naturbad Nordost, der sogenannte ‚Bagger‘ in Leipzig Thekla droht sich wegen des Befalls mit Blaualgen zu einem dauerhaften Umweltproblem zu entwickeln. Auch der Auensee ist seit Jahren ein Problemfall. Während die Ursachen beim Auensee auf die Altlasten im Bereich des Grundwasserzustroms zurückzuführen ist, gibt es zu den Ursachen der starken Cyanobakterianbelastung bislang keine offizielle Aussage“, hatten die Grünen in ihrer Anfrage festgestellt. „Diskutiert wird die Vermutung, die exzessive landwirtschaftliche Nutzung in der unmittelbaren Umgebung und dabei insbesondere der Austrag von Pestiziden und Herbiziden, die nachweislich die Vermehrung von Blaualgen begünstigen, Ursache des problematischen Befalls sein könnten. Die Stadt hat in der großräumlichen Umgebung des Baggers landwirtschaftliche Nutzflächen verpachtet, auf denen nachweislich Pestizide und Herbizide zur Feldbestellung ausgebracht wurden.“

Logische Frage: „Welche Erkenntnisse und/oder Vermutungen liegen der Stadtverwaltung zum Zusammenhang mit der Blaualgenbelastung im Naturbad Nordost und der umliegenden Landwirtschaft vor?“

Die These vom Nitrateintrag durch die Landwirtschaft will Leipzigs Umweltdezernat so nicht teilen: „Der Eintrag von Nährstoffen über die in Nähe sich befindenden landwirtschaftlichen Flächen ist unwahrscheinlich, weil es sich um extensiv bewirtschaftete Grünflächen zur Futterversorgung handelt.“

Was so zumindest den Fokus sehr eng fasst, denn Grundwasserkörper sind deutlich größer. Um ausschließen zu können, ob Grundwassereinträge eine Rolle spielen, müsste man auch das Grundwasser in der näheren Umgebung testen. Aber davon ist in der Antwort des Umweltdezernats keine Rede.

Was bleibt, sind deshalb nur Vermutungen, wo die Ursachen für die Blaualgenbelastung im Naturbad Nordost herkommen könnten.

„Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff können zum Beispiel auch durch Grundwassereintritte, über Niederschlag, Pollen, Laub, Wassergeflügel und durch oberflächenwirksamen Abfluss in das Naturbad gelangen“, umreißt das Umweltdezernat die ganze Vermutungskette. „Aber auch Badegäste tragen nicht unwesentlich zur Nährstoffaufsättigung bei. Pro Badegast und Tag werden bis zu 94 mg Phosphor und 3.115 mg Stickstoff in das Wasser abgegeben. Hinsichtlich des Vorkommens der Blaualgen im Naturbad Bagger werden seitens der Verwaltung vorerst keine Maßnahmen ergriffen, weil das Auftreten der Blaualgen im Bagger bislang sehr selten auftrat. Das Gesundheitsamt überwacht jedoch die Wasserqualität (wenngleich es kein Badegewässer ist) im Zuge regelmäßiger Kontrollen. Sollten sich wieder Blaualgen entwickeln, werden entsprechende Informationen über die Medien herausgegeben.“

Also doch nur ein vorübergehendes Phänomen?

Man will beobachten.

Und die Gefahr von eingespülten Pestiziden sieht man auch nicht. Eigentlich aus demselben Grund wie beim Nitrat: „Der Verwaltung ist hinsichtlich des Einsatzes von Pestiziden auf den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen nichts bekannt. Die Flächen werden als extensive Grünflächen zur Futterversorgung von Pferden genutzt. Die Anwendung von Pestiziden wäre daher nicht plausibel.“

Was bei einem künstlichen See passiert, wenn fortwährend nährstoffbelastetes Grundwasser einströmt, das zeigt der einst beliebte Auensee in Wahren. Nach dessen Zustand hatten die Grünen ja auch explizit gefragt.

„Welche Entwicklung hinsichtlich der Blaualgenproblematik konnte bislang durch den Einsatz der getroffenen Maßnahmen am Auensee erreicht werden und welche Maßnahmen werden mit welchem Ziel aktuell und auch zukünftig weiter verfolgt?“

Wirklich gut geht es ihm noch lange nicht, bestätigt Leipzigs Verwaltung: „Durch den Zustrom von sauerstofflosem und nährstoffbelastetem Grundwasser traten in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt Schadstoffe in den Auensee, so dass die Gewässergüte nachhaltig negativ beeinflusst wurde. Vor allem die hohen Konzentrationen an Nährstoffverbindungen, die das Algenwachstum (auch das Wachstum von Blaualgen) im See anregten (Phosphor und Stickstoff), und der Eintrag von Falllaub ließen am Grunde des einst ca. 10 m tiefen Sees hohe Schlammmächtigkeiten (Faulschlamm) entstehen. Sauerstoffarmut und toxische Verbindungen bildeten sich und es kam wiederholt zu Fischsterben.

Durch die seit dem Jahr 2012 im Auensee betriebene kontinuierliche Belüftung des Tiefenwassers mit technischen Tiefenwasserbelüftern konnte in den vergangenen Jahren erreicht werden, dass Fischsterben nicht mehr festzustellen waren. Im Weiteren werden die Sedimente am Grund des Sees durch den atmosphärischen Sauerstoffeintrag langsam abgebaut und die Bildung toxischer Gase (wie z. B. Schwefelwasserstoff) aber auch das Rücklösen von Phosphat aus dem anaeroben Sediment maßgeblich reduziert. Dadurch nahmen auch die einst üppigen Populationen von Blaualgen im Auensee spürbar ab. Die Seentherapie im Auensee zielt darauf ab, das Tiefenwasser (das durch Zersetzungsprozesse anaerob war) zukünftig wieder mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und die Nährstoffe im Sediment festzulegen. Dadurch kann der Gehalt von Phosphor reduziert und die Bildung von Massenentwicklungen toxischer Blaualgen maßgeblich gesenkt werden.“

Das dauert freilich. Und zum Badesee, der er einstmals war, wird der Auensee auf absehbare Zeit auch nicht wieder.

Die Antwort des Umweltdezernats.

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