Für FreikäuferAuch wenn es sich auf den ersten Blick nicht so liest, ist der Antrag, den die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, die CDU-Fraktion, die SPD-Fraktion und die FDP-Stadträte René Hobusch und Sven Morlok im September 2016 gestellt haben, eine Erinnerung an einen uralten Stadtratsbeschluss zum Südfriedhof. Wann wird die Gräberparade der SED-Funktionäre endlich zurückgebaut? Und wann bekommen die Toten von 1953 eine würdige Gedenkstätte?
Anlässlich des Gedenktags zum 17. Juni 1953 fand die jährliche Veranstaltung dazu in Leipzig u. a. auch an der Grabstätte für die Opfer des Volksaufstands auf dem Leipziger Südfriedhof statt.
Die Grab- und Gedenkanlage „Opfer der Gewaltherrschaft von 1945-1989“, auf der unter anderem auf kleinen Granitplatten auch die Namen der Toten des 17. Juni 1953 verzeichnet sind, ist der Gedenkort für die Opfer des Volksaufstandes und der ersten Demokratiebewegung der DDR und befindet sich am äußersten Nordrand des Friedhofsareals. Angelegt auf eher private Initiative im Schatten der Leipziger Friedhofspolitik, die Anfang der 1990er Jahre regelrecht in Blockadehaltung mündete. Damals beschloss der Stadtrat die Demontage des Ehrenhains, mit dem sich die SED-Funktionäre in der DDR-Zeit selbst ein Denkmal gesetzt und die dominierende Allee des Südfriedhofs für ihre Zwecke regelrecht umgedeutet haben. Der ebenfalls angelegte Appellplatz und die große steinerne Losungswand wurden zwar entfernt, als die Geschichte in großen deutschen Zeitungen publik wurde.
Aber seitdem tut sich an der Anlage nichts mehr. Es gibt nicht einmal eine Vorlage, die skizziert, was man an dieser Stelle eigentlich machen könnte. Eigentlich wäre es der richtige Ort, dass Leipzig sich seiner Geschichte auch hier bewusste wird. Die Gedenkanlage für die Opfer des 17. Juni 1953 gehört eigentlich an zentrale Stelle.
Im Antrag hatte es dazu geheißen: „Die Etablierung eines erkennbaren Gedenkortes für die Toten des 17. Juni 1953 ist gerade in der Stadt der Friedlichen Revolution wichtig. Kurzfristig sollte dazu die bestehende Gräberanlage erneuert und durch Wegweisung besser auffindbar werden. Zur Mahnung und Erinnerung an die erste Demokratiebewegung der DDR sollte außerdem an zentraler Stelle ein Gedenkort geschaffen werden. Dieser kann entlang der Hauptachse eingeordnet werden, die Anlage in der Abteilung VII nachgenutzt und durch eine künstlerische Bearbeitung erkennbar werden.“
Eigentlich genug Spielraum für die Stadtverwaltung, jetzt nach einem Vierteljahrhundert Aussitzens eine Lösung für die versteckte Grabanlage und den überfälligen Ehrenhain zu finden.
Der interfraktionelle Antrag vom Herbst 2016 forderte, dass das Erscheinungsbild der Grabstätte erneuert und in das Leit- und Wegesystem besser eingebunden wird. Übrigens mit Betonung auf „kurzfristig“. Es soll nur eine vorübergehende Lösung sein, bis eine wirklich sinnvolle Lösung gefunden ist.
Mit einem Antrag zum Haushaltsplanentwurf 2017/18 wurde durch dieselben Einreicher durchgesetzt, dass zunächst 15.000 Euro in den Haushalt 2017/18 eingestellt wurden, um erste notwendige Schritte für die Erneuerung des Gedenkorts und die Einbindung in das Wegeleitsystem vorzunehmen.
Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Trotzdem die Stadt Leipzig mit ersten Erneuerungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an der Grab- und Gedenkanlage begonnen hat (so wurde das Efeu zurückgeschnitten bzw. neu gepflanzt und die Einfriedung erneuert) ist dieser Gedenkort am Nordrand des Friedhofs nach wie vor schwer zu finden. Dies betrifft auch die Friedhofspläne an den Eingängen auf dem Südfriedhof, die um die Grab- und Gedenkanlage ergänzt wurden. Diese Grabstätte ist noch immer für viele Menschen ‚unsichtbar‘, da Informations- und Schautafeln und ein integriertes Wegeleitsystem im Areal des Friedhofs fehlen.“
Höchste Zeit für einen wirklich würdigen Gedenkort, findet Katharina Krefft: „Sollte nicht auch bei einem Vorhaben von solch historischer, denkmalpflegerischer und künstlerischer Dimension auch ein zeitweilig eingesetztes Begleitgremium hinzugezogen werden? Mit unserer Anfrage zum weiteren Verfahren zu dem gemeinsamen Antrag möchten wir wissen, wie und wann die Stadtverwaltung Leipzig endlich einen würdigen Gedenkort für die ‚Opfer der Gewaltherrschaft 1945-1989‘ schafft, den auch, aufgrund guter Beschilderung, die BesucherInnen des Südfriedhofs gut finden können.“
Der interfraktionelle Antrag zum Südfriedhof.
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