Für einen Apfel und ein Ei gibt es in Leipzig nichts mehr gebaut. Die Baufirmen haben alle Hände voll zu tun und können sich die Projekte aussuchen, für die sie sich bewerben. Das betrifft auch den Landschaftsbau. Eine etwas unangenehme Erfahrung für Leipzigs Baudezernat, denn jetzt wird die Gestaltung des Parks am Wasserschloss in Leutzsch eine Ecke teurer.

Eigentlich hatte man den wichtigsten Leutzscher Park schon vor zehn Jahren komplett sanieren und neu gestalten wollen. Mitsamt freundlicher Übergänge zu den angrenzenden Straßen. Doch damals verfügte die Stadt Leipzig noch nicht über das komplette Parkgelände. Der südliche Teil befand sich noch in Privatbesitz. Das verzögerte die Gesamtumsetzung.

Verwirklicht wurde damals nur das Wegesystem im Nordteil der Parkanlage mit der großen Rittertafel und den Informationstafeln.

Mittlerweile konnte die Stadt auch den Südteil erwerben und an die Planungen für eine neue Gestaltung auch in diesem Teil gehen. Doch als man dann per Ausschreibung Firmen suchte, die die Pläne umsetzen sollten, stellte sich heraus, dass alle Angebote deutlich über den Kalkulationen der Stadt lagen.

„Das Ausschreibungsergebnis überschreitet die Kostenberechnung. Mit der Baumaßnahme muss sofort begonnen werden, damit Einnahmeverluste in der Städtebauförderung vermieden werden“, beschreibt das Planungsdezernat das Dilemma. Wird nicht gebaut, verfallen die Fördermittel. Also muss die Stadt etwas tiefer in die Tasche greifen.

„Der Stadtteilpark ‚Am Wasserschloss‘ ist der einzige größere Grünbereich im Stadtteil Leutzsch und wirkt damit ausgleichend zum Gründefizit der dicht bebauten gründerzeitlichen Wohnquartiere rings um die Georg-Schwarz-Straße. Zudem stellt er einen wichtigen Identifikationsort für die Leutzscher Bürger dar. Aus dieser Bedeutung heraus wurden 1998 mit dem B-Plan Nr. 69.2 große Teile des Areals als öffentliche Grünfläche festgesetzt und eine Zuwegung zur Georg-Schwarz-Straße ausgewiesen“, beschreibt das Planungsdezernat die Vorgeschichte des Parks, mit dem auch an die einstige Existenz einer Wasserburg an dieser Stelle erinnert wird. „Bis 2002 waren die privaten Grundstücke so weit angekauft, dass 2003/2004 eine Neugestaltung des nördlichen Parkteils mit EFRE-Fördermitteln aus dem URBAN II-Programm erfolgen konnte. Der für 2005 vorgesehene II. BA (Südteil inkl. Anbindung G.-Schwarz-Str.) konnte hingegen nicht mehr realisiert werden, da die Flächen zu diesem Zeitpunkt noch nicht in städtischem Besitz und die URBAN-Mittel 2006 bereits ausgeschöpft waren. Mit der Aufnahme des Gebietes Georg-Schwarz-Straße in das Förderprogramm ‚Aktive Stadt-und Ortsteilzentren (SOP)‘ 2010, der Einordnung des Vorhabens in das Förderkonzept und dem zwischenzeitlich erfolgten vollständigen Ankauf der erforderlichen Grundstücke bietet sich nunmehr die Möglichkeit, auch den II. BA umzusetzen und damit das Gesamtvorhaben abzuschließen.“

Aber dabei steht man unter Zeitdruck. Die Fördermittel sind zeitlich gebunden.

„Die Realisierung dieser komplexen Maßnahme muss im Zeitraum von 2017 bis 2019 erfolgen. 2017 muss mit dem inneren Abschnitt des Parks begonnen werden, damit eine Realisierung der geplanten Gesamtmaßnahme bis zum Ende des Förderzeitraumes gewährleistet werden kann. Erschwerend dazu kommt, dass aufgrund der bis Ende 2018 laufenden Straßenbaumaßnahme Georg-Schwarz-Straße (Hans-Driesch-Straße bis Philipp-Reis-Straße) die Eingangsbereiche des Parks erst 2019 realisiert werden können.“

Da wollte man zumindest das schon einmal umsetzen, was jetzt kurzfristig machbar ist. Aber so kurzfristig wird’s etwas teuer. Auch die Landschaftsbaufirmen haben gut zu tun.

Ergebnis: „Die Angebotssumme des Zuschlagbieters in Höhe von 239.908,96 EUR weicht 23 % von der Kostenberechnung (194.998,99 EUR) ab.“

Man hat es ja kommen sehen: „In den Angeboten spiegelt sich deutlich die Marktsituation des Baugewerbes wider. So hat sich zum Beispiel beim Titel Baukonstruktionen innerhalb des Zeitrahmens zwischen Planung der Baukonstruktion einschließlich detaillierter Abstimmung mit dem möglichen Hersteller und der Angebotskalkulation die Marktsituation so geändert, dass sich dies in einer deutlichen Fortschreibung der Kosten widerspiegelt. Die Auftragslage für die Bieter ist zurzeit insgesamt sehr gut, so dass die wenigen freien Kapazitäten der Unternehmen entsprechend hochpreisig angeboten werden.“

Was dann dazu führt, dass sich die Kosten des Projekts um über 40.000 Euro erhöht haben. Das Geld muss die Stadt nun kurzfristig zur Verfügung stellen. Einen Teil bekommt sie natürlich wieder über Förderung ersetzt.

„Die Baukosten i. H. v. 239.908,96 EUR sind über die Städtebauförderung SOP Georg-Schwarz-Straße zu 66,67 % förderfähig. D. h. bei nicht durchgeführter Umsetzung der Baumaßnahme bis max. 31.10.2017 entstehen Einnahmeverluste i. H. von 159.939,31 EUR“, formuliert es die Verwaltungsvorlage. „Werden die für ein Haushaltjahr bewilligten Finanzhilfen nicht spätestens bis zum 31.10. des jeweiligen Haushaltjahres zur Auszahlung beantragt, verfallen diese. Dazu kommt, dass für die bereits verausgabten Planungs- und Baunebenkosten vereinnahmte Fördermittel rückzahlbar sind, wenn die Maßnahme nicht umgesetzt wird.“

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