Manches könnte ganz einfach sein. Zum Beispiel, wenn man die Radwegeplanung in Leipzig auch mal aus Radfahrersicht denkt. Radfahrer kennen ihre Stadt in der Regel besser als Autofahrer, sie wissen, wo die ruhigeren und ungefährlicheren Wege sind. Und manchmal fehlt dort nur eine ordentliche Verwandlung in einen Radweg ohne Schlaglöcher. So wie in Lausen, wo der von Markranstädt kommende Elster-Saale-Radweg bislang im bürokratischen Nirwana endet.
Dieses Nirwana ist entstanden, weil die Vordenker Leipziger Touristikrouten den alten preußischen Lehrer verinnerlicht haben. Sie wollen die Menschen gern „auf den richtigen Weg“ führen. Linksrum bitte, am Ostufer des Kulkwitzer Sees entlang (ein schönes Wegstück, stimmt), aber dann bitte auch mal durch Grünau, möglichst im Zickzack.
Blödsinn, fanden die Grünen. Wer auf dem Elster-Saale-Radweg nach Leipzig reinkommt, der will nicht unbedingt durch Grünau gelenkt werden. Schon seit Jahren bietet sich die stillgelegte Bahnstrecke am Lausner Weg geradezu an als direkte Radwegverbindung von Lausen nach Kleinzschocher, wo man sich ganz unterschiedlich in die Leipziger Radwege einfädeln kann. Die Route ist direkt, liegt ruhig und kollidiert nur an zwei Stellen mit größeren Straßen.
Die Grünen stellten darum den Antrag, die Stadt möge die alte Bahnstrecke einfach kaufen. Die auch noch zu anderen Dingen in der Stadtentwicklung brauchbar wäre.
Im Antrag hieß es: „Der Elster-Saale-Radweg endet an der Stadtgrenze Leipzigs östlich des Kulkwitzer Sees. Sämtliche betroffene Umlandkommunen haben ihre Abschnitte auf dem ehemaligen Bahndamm errichtet und zu einem hochwertigen und touristisch, wie auch aus Sicht von Sporttreibenden, attraktiven Radwanderweg entwickelt. Die Stadt Leipzig plante hingegen, den Radweg perspektivisch entlang der Alten Salzstraße und Lützner Straße bis zum Karl-Heine-Kanal zu führen. Mit dem Stadtratsbeschluss zum Kauf des 1,2 km langen Teilstückes zwischen Lausener Straße und Miltenberger Straße wurde die zentrale Voraussetzung geschaffen, um den Lückenschluss des Elster-Saale-Radweges auf einer attraktiven Wegführung zu realisieren. Sinnvoll und touristisch attraktiv wäre daher, statt der ursprünglich avisierten Streckenführung durch Grünau, den touristischen Radwanderweg entlang des besagten Bahndammes am Goldrutenweg bzw. Lausner Weg bis hin zur Anbindung an den neu entstandenen Radweg Kurt-Kresse-Straße bis Plagwitzer Bahnhof und weiter bis zum Radweg am Karl-Heine-Kanal zu entwickeln und auszuweisen.“
Man muss nicht durch Grünau fahren, um zum Karl-Heine-Kanal zu kommen. Und der neue Plagwitzer Grünzug lädt geradezu ein, hier mit dem Fahrrad einzufliegen.
Mit dem Doppelhaushalt 2017/18 wurde der Antrag der Grünen-Fraktion zur Investition in den Elster-Saale-Radweg tatsächlich beschlossen, welcher neben einem Kauf des ehemaligen Bahndammes und der dortigen Errichtung des Radweges im Jahr 2018 auch eine neue Streckenführung entlang des Lausner Weges vorsieht. Das Offensichtliche war einfach nicht zu übersehen.
Der Kauf des Dammes steht nun nach Information der Grünen kurz bevor, so dass anschließend Planung und Bau des Radweges in die Wege geleitet werden können.
Wobei der Grünen-Antrag der Verwaltung auch Schlupflöcher ließ. Denn es heißt darin auch: „Der Oberbürgermeister wird in diesem Zusammenhang beauftragt, Optionen für einen Bau- und Finanzierungsbeschluss mit dem Ziel des Lückenschlusses des touristischen Elster-Saale-Radwanderweges zwischen Kulkwitzer See und Karl-Heine-Kanal bis Mitte 2017 vorzulegen und die Streckenführung festzulegen und auszuweisen.“
Was auch bedeuten kann, dass die Wegeführung ab Lausen durchaus zum Zankapfel werden kann.
Zumindest wollen die Grünen jetzt für ihre Sicht der Dinge werben. Und das tun sie natürlich mit Fahrrad.
Den Kommunalen Tag des Fahrrades am Montag, 12. Juni, möchte die Grünen-Fraktion nutzen, die vom Stadtrat beschlossene künftige Wegeführung des touristischen Elster-Saale-Radweges gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus Politik und Verwaltung der Städte Leipzig und Markranstädt abzufahren und die damit verbundenen und notwendigen Baumaßnahmen betrachten.
Und damit richtig viele Radfahrer die mögliche neue Route kennenlernen, lädt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen herzlich zur öffentlichen Fahrradtour ein.
Treffpunkt für alle, die bei dieser Erkundung dabei sein wollen, ist am Montag, 12. Juni, um 17 Uhr am Haupteingang Neues Rathaus – mit dem Fahrrad natürlich. Ende ist ca. 19:00 Uhr.
An der öffentlichen Fahrradtour werden neben Vertretern der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter anderem der Radverkehrsbeauftragte der Stadt Leipzig, Jan Rickmeyer, Markranstädts Bürgermeister Jens Spiske und die erste Beigeordnete Beate Lehmann sowie VertreterInnen vom Grünen Ring Leipzig teilnehmen.
Die Fahrradtour wird am 12. Juni um 17 Uhr am Neuen Rathaus beginnen und im Restaurant SeensWERT am Kulkwitzer See in Göhrenz/Markranstädt und damit direkt am Elster-Saale-Radweg enden. Um 17:30 Uhr steht ein Zwischenstopp am Bauspielplatz des Bürgerbahnhofs Plagwitz an, wo die Stiftung „Ecken wecken“ u. a. einen Einblick in die Umsetzung des Gleis-Grün-Zug gewähren wird.
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