Wenn jetzt schon so emsig darüber debattiert wird, wo man noch verfügbare Bauflächen für Schulen in Leipzig hernehmen soll, kommen auch Leipzigs Stadträte auf lauter Ideen und schlagen der Verwaltung hübsche neue Plätzchen vor. So wie die Stadträte Karsten Albrecht (CDU), Siegfried Schlegel (Linke) und Adam Bednarsky (Linke), die in der Arno-Nitzsche-Straße fündig wurden.

„Die Stadtverwaltung prüft die Nutzung und Widmung nicht genutzter Flächen auf dem Areal der Stadtwerke an der Arno-Nitzsche-Straße als Standort für eine weiterführende Schule, vorzugsweise als Oberschule“, schlagen sie in ihrem Antrag vor, der jetzt ins Verfahren geht. Bislang wurde der Standort schon als Platz für Asylunterkünfte entdeckt. Immerhin fährt die Linie 10 vorbei, die Kinder würden also auch gut mit dem ÖPNV hinkommen. Das Gelände, das einstmals für die viel ausgreifenderen Platzbedürfnisse der Stadtwerke in Gas- und Kohlezeiten gesichert wurde, lädt natürlich geradezu ein, hier über einen kleinen Stadtteil nachzudenken.

Erst recht, weil im Leipziger Süden nun einmal Schulen fehlen.

Den Vorschlag begründen die drei Stadträte so: „In den Stadtteilen Zentrum-Süd, Südvorstadt, Marienbrunn und Connewitz mangelt es an Klassenräumen, vorwiegend im Grundschulbereich. Zugleich wurden die von der Flächengröße als Schulstandorte geeigneten Baulücken in den zurückliegenden Jahren mit Wohngebäuden bebaut. Da weiterführende Schulen keine Schulbezirksgrenzen kennen, können diese zentral gelegenen und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr gut erreichbaren Standorte entwickelt und die in den Stadtteilen vorhandenen Schulen vorzugsweise als Grundschulen genutzt werden.“

Wenn man die Pläne der Stadtwerke Leipzig richtig interpretiert, brauchen sie den Platz freilich auch noch für den Bau eines neuen Blockheizkraftwerkes. Was sich nicht unbedingt beißen würde, wenn auch nebenan gleich noch eine neue Schule mit beheizt wird.

Das Problem, dem die drei Stadträte ausweichen, ist freilich die nun schon um Jahre verzögerte Entscheidung, ob auch noch eine Grundschule aufs ehemalige Gelände des Bayerischen Bahnhofs kommt. Da hatte die CDU schon einmal die Geduld verloren, und einen Ausweich-Schulstandort an der Fockestraße vorgeschlagen, der freilich aus Naturschutz- und Hochwassergründen seine Schattenseiten hätte.

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Die Leipziger Zeitung Nr. 44: Über die Grenzen hinaus

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