Der zuständige Sozialbürgermeister würde wahrscheinlich Kasatschok tanzen, wenn Leipzig auch nur ansatzweise genug Geld hätte, um alle notwendigen Schulbauten jetzt zu starten. Denn der Stau ist riesig. Und selbst dringende Projekte müssen gestreckt werden. Der Schulcampus an der Ihmelsstraße wird sowieso nicht in einem Rutsch gebaut. Aber ein Bauteil muss jetzt deutlich um drei Jahre vorgezogen werden.
Denn zuerst gebaut wird sowieso die geplante Oberschule, die den alten Bau der Hermann-Liebmann-Schule beinhalten wird plus notwendige Ergänzungsbauten. Im September soll der Bau beginnen. Kostenanschlag: 17,5 Millionen Euro.
Aber ein wesentliches Bauteil, das man eigentlich erst mit dem Bau des benachbarten Gymnasiums ab 2021, nach Fertigstellung der Oberschule, beginnen wollte, muss nun dringend vorgezogen werden, stellt eine aktuelle Vorlage aus dem Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule fest. Eine Oberschule ohne Sportmöglichkeit geht nicht. Geplant und von den Architekten als übereinander gestapelte Sporthalle gedacht, ist diese längst. Es ist der Würfel ganz rechts im Bild – ein Kubus, der zwei separate Sporthallen beinhaltet, für jede Schule eine.
Den Grund dafür, dass die Sporthalle nicht erst nach 2021 gebaut wird, liefert ein Gutachten: „Aus dem städtebaulichen Gutachterverfahren ergibt sich die Notwendigkeit, die erforderliche Sporthalle für das im 2. Bauabschnitt zu errichtende Gymnasium bereits im 1. Bauabschnitt zu realisieren, da begründet in Flächendefiziten, eine Stapelung der beiden 3-Feld-Sporthallen notwendig ist. Der Bau von zwei gestapelten Sporthallen lässt sich nur in einem Bauabschnitt wirtschaftlich darstellen. Weiterhin erfolgte die Anpassung des Kostenüberschlages gemäß den Erkenntnissen aus dem städtebaulichen Gutachterverfahren und dem nachfolgenden VOF-Verfahren.“
Was dann aber einen Rattenschwanz nach sich zieht.
Den Preis für die Doppel-Sporthalle beziffert die Vorlage auf 10,1 Millionen Euro. Die eigentlich nicht untersetzt sind. Zumindest hat man die nötigen Anträge noch nicht geschrieben und auch die Grundfinanzierung der Stadt noch nicht eingebracht. Wenn man die Fördersätze bekommt, die der Freistaat Sachsen gewährt, könnte der Großteil der Summe – nämlich 8,7 Millionen Euro – vom Land kommen.
Aber um die beantragen zu können, braucht es jetzt erst mal einen Ergänzungsbeschluss im Stadtrat. Denn der Stadtrat hat bislang nur den Bau der Oberschule beschlossen.
Mit dem Ergänzungsbeschluss erhöhen sich sofort auch die Planungskosten um 313.000 Euro von 957.000 Euro auf 1.270.000 Euro, denn natürlich müssen die Planer jetzt auch gleich an die Gesamtplanung der Doppel-Sporthalle gehen, damit baldmöglichst umsetzungsreife Baupläne vorliegen.
Und dann wird es zu einer richtigen Aufgabe, in Dresden zeitnah die nötigen Fördergelder zu besorgen.
Beschlossen werden soll: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit dem Sächsischen Staatsministerium des Innern eine Städtebauliche Vereinbarung zur Finanzierung des Vorhabens abzuschließen. Die Vereinbarung regelt die Absichtserklärung des Freistaates Sachsen, Fördermittel entsprechend Verfügbarkeit in kommenden Haushaltsjahren bereitzustellen. Die Stadt Leipzig verhandelt mit dem Freistaat Sachsen mit dem Ziel einer vollständigen Refinanzierung der Finanzhilfen bis 2021. Der Stadtrat wird über die Ergebnisse aus den Verhandlungen mit dem Freistaat informiert.”
Kann man nur hoffen, dass der Freistaat bereit ist, Leipzigs Schulbauprogramm etwas stärker zu unterstützen als geplant. Tatsächlich kommen auf Land und Stadt noch ganz andere Investitionsherausforderungen zu. Viel zu lange hat man das Schulproblem in den Großstädten vor sich hergeschoben und viel zu zögerlich finanziert.
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Da hätten die lieber mal die 2 Mio. € statt für die Kirchentage für die Sanierung von Schulen verwenden sollen. Die Kirchen sind reich genug und wird nicht immer gesagt, dass Staat und Religion getrennt sind!