Der Ausbau des Leipziger Fernwärmenetzes im Westen geht weiter. Nachdem man das Elsterbecken unterquert und weite Teile von Lindenau erschlossen hat, geht es jetzt in Plagwitz weiter, kündigten die Leipziger Stadtwerke am Freitag, 28. April, an. Am Dienstag, 2. Mai, soll es gleich an mehreren Stellen losgehen.

„Plagwitz prosperiert und lockt mit seinem industriellen, multifunktionalen Charme. Mit der Fernwärmeerschließung dieses lebensfrohen und bunten Stadtteils unterstützen wir auch energieseitig seine aussichtsreichen Perspektiven“, sagt Dr. Johannes Kleinsorg, Geschäftsführer der Stadtwerke.

Zunächst wollen die Stadtwerke zehn Megawatt Wärmeleistung neu anschließen, was dem Bedarf von über 3.300 Wohnungen entspricht.

„Städtische Objekte sind in Plagwitz die Vorreiter für unsere umweltfreundliche Fernwärme. Mit unseren Trassen können wir diese perspektivisch in den gesamten Stadtteil liefern und weitere Objekte einfach und preiswert anschließen“, erklärt Kleinsorg. Insgesamt könne über die neuen, unterirdischen Trassen ein Wärmebedarf von bis zu 40 Megawatt gedeckt werden.

In diesem Fall ist der Startpunkt für die neue Fernwärmetrasse die Schule in der Karl-Heine-Straße 22b, die gerade wieder als Gymnasium nutzbar gemacht wird.

Erster Strang: Die Fernwärme-Erschließung erfolgt in zwei Strängen. In diesem Jahr wird eine Trasse von der Ecke Weißenfelser Straße/Alte Straße in beide Richtungen verlegt. Zum einen in Richtung Nonnenstraße und auf dieser weiter bis über die Industriestraße. Und zum anderen in Richtung Karl-Heine-Straße bis zur Erich-Zeigner-Allee. Hier soll noch 2017 der Schulcampus für die Lieferung von Bauwärme angeschlossen werden. Auch die integrative Kindertagesstätte und die Erich-Zeigner-Grundschule können über diesen Strang versorgt werden.

Zweiter Strang: Darüber hinaus wird in der Naumburger Straße noch in diesem Jahr eine weitere Fernwärmeleitung zwischen der Gießer- und der Zschocherschen Straße verlegt. 2018 wird der Leipziger Westen über eine weitere Trasse beginnend an der Naumburger Straße, entlang der Gießer- und Endersstraße bis zur Merseburger Straße erschlossen. Über diese Trasse können die Helmholtz- sowie die Karl-Heine-Schule versorgt werden. 2019 beginnen die Bauarbeiten an der Karl-Heine-Straße entlang der Erich-Zeigner-Allee bis zur Musikalischen Komödie.

Dabei biete die Fernwärmeversorgung weitere technologische Möglichkeiten, betont Kleinsorg.

„Aktuell prüfen wir die Einbindung von Solarthermie auf dem Turnhallendach des geplanten Schulcampus in der Karl-Heine-Straße. Auch die Lieferung von Kälte für Klimaanlagen ist mit Fernwärme und einer Absorptionskälteanlage vorstellbar“, sagt er. „Fernwärme ist ein ökologisches Plus für jeden Stadtteil. Allein in Plagwitz können so jedes Jahr über 700 Tonnen CO2 gespart werden. Der CO2-Ausstoß einer Gasheizung ist rund 25 Prozent und der einer Ölheizung rund 50 Prozent höher als bei der Versorgung mit Fernwärme.“

Ein Grund, warum auch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Bund-Länderprogramms Stadtumbau Ost eingesetzt werden können.

„Das hilft uns, die städtischen Klimaschutzziele zu erreichen und Plagwitz bereits heute zukunftsfähig zu erschließen und fit für eine effiziente Wärmeversorgung zu machen“, erklärt Stefan Geiss, Abteilungsleiter Stadterneuerung West aus dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt.

Bis 2019 wollen die Stadtwerke in die Erschließung von Plagwitz rund 7,7 Millionen Euro investieren. Rund 1,5 Millionen Euro davon kommen Leipzig aus den Förderprogrammen zugute.

Bei der Erschließung von Plagwitz rechnen die Stadtwerke durchaus mit der einen oder anderen Herausforderung. So plant das Unternehmen in der Industriestraße, aufgrund der umfangreich in diesem Bereich verlegten Infrastruktur, eine Baugrube von rund vier Metern Tiefe. Ein Stück weiter, die Alte Straße entlang, werden die Bauarbeiter auf den sogenannten Karl-Heine-Knack treffen. Durch dieses für die Gegend charakteristische Grauwacke-Felsgestein werden sie der Fernwärme den Weg bahnen.

Man wolle auf jeden fall versuchen, die Einschränkungen für die Anwohner so gering wie möglich zu gestalten, betont André Berthold, Leiter der Abteilung Planung und Bau der Netz Leipzig, die die Erschließung des Stadtteils im Auftrag der Stadtwerke realisiert. So werde die Querung der Industriestraße in den Sommerferien erfolgen, um den Schülerverkehr nicht zu gefährden. Die Arbeiten in der Karl-Heine-Straße legt das Unternehmen in den Zeitraum der Straßenbahnsperrung im Zusammenhang mit dem Neubau der Plagwitzer Brücke.

Hintergrund: Das Leipziger Fernwärmenetz versorgt nahezu jeden zweiten Leipziger mit umweltfreundlicher und bequemer Fernwärme und ist rund 485 km lang. In Plagwitz werden moderne Kunststoffmantelrohre verlegt, durch die der Stadtteil mindestens für die nächsten 40 bis 45 Jahre sicher versorgt werden kann. Denn in die Isolierung ist ein Leckwarnsystem integriert: Zwei Drähte, die bei der Wartung helfen, einen möglichen Defekt schnell und punktgenau zu orten. Nicht umsonst zählt die Fernwärme zu den verlässlichsten Heizsystemen.

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