So richtig auf den Putz gehauen, was die aktuellen Baumfällungen an der Hans-Driesch-Staße betrifft, hatte die LVZ. Dort wurden seit ein paar Tagen mehrere Quadratmeter Eschen gefällt. Und auch L-IZ-Leser „Uwe“ zeigte sich besorgt: „Welche Auswirkungen haben eigentlich die aktuell laufenden Baumfällungen großen Stils im nördlichen Auenwald auf den Wasserhaushalt etc.!?“
Die Frage haben wir – noch etwas erweitert – weitergereicht an die Stadt. Immerhin geht es ja im Leipziger Auenwald nicht nur um Waldumbau, sondern auch um einen sensiblen Wasserhaushalt. Beides hängt miteinander zusammen. Auch mit den Eschen, die der Leipziger Stadtforst hier aus dem Wald holt, auch weil sie da eigentlich nicht hingehören und den Aufwuchs der auenwaldtypischen Eichen verhindern.
Auf die Frage „Welche Auswirkungen haben eigentlich die aktuell laufenden Baumfällungen großen Stils im nördlichen Auenwald auf den Wasserhaushalt?“ hat uns Stadtförster Andreas Sickert geantwortet.
Tauchen wir also ein in den Wald und seinen Wasserhaushalt.
„Aufgrund der Kleinflächigkeit der geschaffenen Freiflächen und der im Verhältnis zum verbleibenden Bestand relativ geringen Stückzahl an Bäumen, die entnommen werden, werden die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt großflächig kaum messbar sein und wenn, dann sich eher punktuell und positiv bemerkbar machen.“
Haben die Fällungen Auswirkungen, hatten wir nachgefragt. Wenn ja: Welche? Oder macht es beim Wasserhaushalt keinen Unterschied, ob hier Eschen stehen oder wieder Eichen (wie ja vom Stadtforst geplant) dominieren sollen?
„Werden Bäume entnommen, fallen diese als Wasserverbraucher aus“, erklärte Sickert. „Dadurch verbleibt mehr gespeichertes Wasser im Waldboden des Standortes. Es ist bekannterweise geplant, auf den kleinen Freiflächen Stieleichen anzupflanzen. Das Laub der Stieleiche verrottet langsamer als das anderer Auwaldbäume. Das bedeutet, dass länger eine Abdeckung der Bodenoberfläche mit Laub erfolgt. Durch diese Abdeckung wird nicht nur verhindert, dass weniger Wasser durch Verdunstung von der Oberfläche aus dem Boden abgegeben wird, sondern es wird auch verhindert, dass sich in dem Auenlehm tiefe Trockenrisse bilden, die dann zu einer verstärkten Wasserabgabe aus dem Boden führen.“
Womit wir bei der geplanten Femel-Bewirtschaftung sind, die hier stattfinden soll: Da, wo die Eschen auf einem Streifen entfernt wurden, sollen Stieleichen gepflanzt werden. Die brauchen viel Licht um sich herum.
„Das bedeutet, dass durch die Femelbewirtschaftung mit der zunehmenden Anpflanzung von Eichen sich die Situation bezüglich des im Waldboden gespeicherten Wassers eher verbessert“, betont Andreas Sickert.
Eine Stelle, an der es dann schon zu unserer Frage ging: „Wobei ja auch die Frage steht: Verbessert sich der Wasserhaushalt durch die Femel-Bewirtschaftung? Oder wird man in diesem Teil des Auewaldes künftig trotzdem Probleme mit der nötigen Wasserzuführung haben, um den Auenwald zu stabilisieren?“
Andreas Sickert: „Das Ganze schließt aber nicht aus, dass menschlich verursachten Störungen des Wasserhaushaltes, zum Beispiel durch Senkung des Grundwasserspiegels, entgegengewirkt werden muss, da hier häufig die Dimension des Wasserverlustes sehr hoch ist und andererseits, wie schon dargelegt, die Auswirkungen der forstlichen Maßnahmen aufgrund ihrer verhältnismäßig geringen Dimensionierung zwar positive, aber eher im Verhältnis geringe Effekte bringen.“
Diese Störungen im Wasserhaushalt entstehen einerseits durch die starke Abdeichung am Elsterbecken, anderseits aber auch durch das Fehlen des ursprünglichen Gewässersystems im Auenwald – auch in diesem Teil des Leutzscher Gehölzes. Die Kleine Luppe fließt zwar mittendurch, ist aber auch längst ein relativ tief eingeschnittener kanalisierter Fluss. Langfristig muss man sich auch über die Bewässerung dieses Teils des Leipziger Auwaldes Gedanken machen.
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Schön, dass dieser Frage nachgegangen wurde. Allerdings sollte man sich dabei nicht nur auf die Hans-Driesch-Straße/Friesenstraße beschränken. Wenn man als Freizeitläufer mal einen längeren Lauf durch den nördlichen Auenwald macht (ungefähr entlang des Verlaufs der Alten Luppe, bis hin zur B186) sieht man im Wald hier und da entbaumte Flächen von bis zu ca. 10.000m² Größe und am Wegesrand liegt stellenweise eine 3m hohe und 100m lange Mauer aus 2m langen Stammabschnitten jeder Größe von 30cm bis 1m Durchmesser. Hier sind also deutlich mehr als “mehrere Quadratmeter Eschen” gefällt worden. Ist das in die Fragestellung mit eingegangen bzw. überhaupt bekannt?