Man merkt schon, wie stolz sie sind, die Planer von Stadt, LVB und Wasserwerken, wenn sie – wie am Dienstag, 31. Januar, – die großen Baumaßnahmen ankündigen, die dieses Jahr die Stadt in Atem halten werden. Denn in den letzten Jahren haben sie geübt, solche Großbaustellen gemeinsam zu koordinieren – und das scheint auch immer besser zu klappen. Es spart auch Geld und dem Leipziger so einige Nerven.
Denn in den nicht ganz so gut koordinierten Jahren nach 1990 passierte es oft genug, dass der eine mit Bauen gerade fertig war, da kam der nächste und riss die Straße wieder auf. Es kamen also für Straßenbaumaßnahmen oft doppelte und dreifache Kosten zusammen. Und aus einem Stück war der Straßenabschnitt oft auch nicht.
Aber die Mittel sind knapper geworden, da tut man sich lieber zusammen, plant wichtige Straßen, in denen man sowieso was tun muss, weil der Unterbau über 100 Jahre alt ist, beantragt gemeinsam Fördergelder, bestimmt einen gemeinsamen Bauherren und geht auch gemeinsam zu den Bürgerkonferenzen. Denn das ist mittlerweile auch Usus bei großen Maßnahmen, die nicht nur auf Monate oder Jahre die Verkehrsflüsse beeinträchtigen, sondern auch die Situation vor Ort für die nächsten 20, 30 und mehr Jahre bestimmen.
Vier solcher Großprojekte haben Stadt, LVB und KWL für 2017 gemeinsam koordiniert. Drei haben auch den Stadtrat schon intensiv beschäftigt – das Vierte ist noch frisch und soll sowohl in einer Bürgerinformation als auch im Stadtrat noch Thema werden. Das ist der Neubau der Plagwitzer Brücke. Der stand sogar 2013 schon an: hohe Dringlichkeitsstufe.
Aber Geld war nicht da. So dass der Brückenneubau auf die Jahre 2014 bis 2016 getaktet wurde. Aber auch da war kein Geld da. Das Programm der am dringlichsten neu zu bauenden Straßen und Brücken in Leipzig wurde – aus Geldmangel – immer weiter gestreckt.
1869 wurde hier an der Nahtstelle der heutigen Käthe-Kollwitz-Straße und der heutigen Karl-Heine-Straße erstmal – von Karl Heine – eine Brücke gebaut, um das neue Industriequartier im Westen an die Stadt Leipzig anzuschließen. Natürlich ist das, was man heute hier sieht, nicht mehr die alte Brücke, sondern – wie Michael Jana, Amtsleiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, betont – ein Behelfsbau aus den 1960er Jahren. Konkret: von 1961. Ein erstaunlich stabiler Behelfsbau, fügt er noch hinzu. Aber seit vier Jahren klingeln hier die Alarmglocken. Weshalb die Baumaßnahme nun im Januar doch noch kurzfristig ins Bauprogramm aufgenommen wurde.
Eine Bürgerinformation soll es dazu noch geben. Dafür war noch keine Zeit.
Aber die erste Abstimmung der Stadt mit den beiden Kommunalunternehmen LVB und KWL ist schon erfolgt. Man will die Gelegenheit nutzen, den sowieso fälligen Brückenneubau mit der Umgestaltung eines größeren Straßenabschnitts zu verbinden – und zwar vom Klingerweg bis zur Kolbestraße – das sind 290 Meter Doppelgleis der Straßenbahn, die mit erneuert werden. Und die LVB-Haltestelle an der Nonnenstraße wird im gleichen Zug barrierefrei umgebaut.
Was Ronald Juhrs, den Geschäftsführer der LVB, dazu bringt, zu betonen, wie wichtig solche abgestimmten Baumaßnahmen sind. Denn nur wenn die Stadt auch die Straße neu baut, haben die LVB die Chance, im selben Zug auch die Haltestellen barrierefrei umzubauen. „Das ist jedes Mal ein Eingriff in den Straßenraum“, sagt Juhrs. Und der Straßenzuschnitt muss sich ändern.
Die Wasserwerke werden die Gelegenheit nutzen, den unter der Karl-Heine-Straße befindlichen Mischwassersammler auf 700 Meter zu sanieren, der Hauptwassersammler wird dabei auf 430 Meter per Hand saniert.
Und weil man schon so stark in die Straße eingreift, sollen, sagt Michael Jana, auch die Ampelanlagen an der Lassallestraße und am Klingerweg komplett erneuert werden.
Die Kosten für das Gesamtprojekt werden auf rund 10,3 Millionen Euro kalkuliert. Wobei die Summen für die Leitungsarbeiten der Kommunalen Wasserwerke von deren Geschäftsführer Dr. Ulrich Meyer erst einmal auf 2,2 Millionen Euro geschätzt werden. Die LVB rechnen mit 1,6 Millionen Euro Aufwand, der Straßenbau der Stadt wird auch um die 2 Millionen Euro kosten. Immerhin hat man es hier mit einem ziemlich rumpeligen Stück Straße zu tun. Und der Brückenneubau selbst wird wohl 4,5 Millionen Euro kosten.
Man ahnt es schon: Wenn hier gebaut wird, ist dieser nicht gerade unbeliebte Zubringer zum Leipziger Westen für eine ziemlich lange Zeit dicht, nämlich voraussichtlich von September 2017 bis Dezember 2018.
Für Autofahrer und Straßenbahn heißt das Umleitung. Für Radfahrer und Fußgänger wird für die Bauzeit eine Behelfsbrücke gebaut.
Die Wasserwerke werden noch 2017 mit der Sanierung des Hauptsammlers beginnen. Die Straßen- und Gleisbauarbeiten erfolgen dann 2018. Und auch die Bootsnutzer werden sich freuen. Hinterher nämlich, wenn die Brücke fertig ist. Denn die Pfeiler im Fluss werden verschwinden. Die neue Plagwitzer Brücke wird als Einfeldbrücke ausgeführt und deshalb für Bootskapitäne künftig ein etwas freieres Unterfahren ermöglichen.
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Es gibt 3 Kommentare
siehe auch die Fortsetzung der Reihe hier 😉
Prager Straße, Georg-Schumann Str., Georg-Schwarz Str. und die neue Plagwizer Brücke vom Foto.
Dies scheinen mir die dicken Baustellen.
Mal sehen wer es präzisieren kann und ob er/sie am Ende des Jahres richtig lag 😉
Welches sind denn die drei anderen Großprojekte für 2017?