Seit dem 1. Januar 2017 hat das Budde-Haus in Gohlis einen neuen Betreiber. Der FAIRbund e. V. aus Leipzig hat im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens des Kulturamts der Stadt Leipzig den Zuschlag bekommen. Der im Haus ansässige Kreativitätswerkstatt Leipzig e.V. hatte sich auch beworben. Was macht er draus? Mit Uta Schlenzig, Leiterin der Kreativwerkstatt, sprach Hansgeorg Herold.
Uta Schlenzig, Sie haben 1995 die Kreativitätswerkstatt Leipzig e.V. mit Sitz im Heinrich-Budde-Haus gegründet und leiten diese seit dem erfolgreich. Bereits seit 1956 wurde das Haus kulturell genutzt, zunächst als Klubhaus Heinrich-Budde. Sie sind damit profunde Kennerin der Entwicklung dieses Hauses als kulturelles Zentrum für die Bewohner von Gohlis. 2012 waren Sie Mitinitiatorin für die Bildung einer Arbeitsgruppe, die sich mit der weiteren Entwicklung des Heinrich-Budde-Hauses beschäftigen sollte. Was hat Sie damals veranlasst, über die Zukunft des Hauses im größeren Kreis nachzudenken?
Das Heinrich-Budde-Haus war damals vielen kaum bekannt, Außenstehende bedauerten immer wieder den dunklen, verschlossenen Eindruck, den die Villa machte. Und das, obwohl im Haus mehrere namhafte KünstlerInnen und MusikerInnen tätig waren und sind. Deren Bestrebungen zur Öffnung und Belebung wurden leider vom damaligen Betreiber alles andere als unterstützt.
Deshalb kamen wir zusammen, um uns gemeinsam Gedanken zu machen, wie man die Außenwirkung dieses besonderen, facettenreichen Ortes verbessern könnte.
Konnten Sie das Kulturamt der Stadt Leipzig von Ihren Ideen überzeugen?
Das Kulturamt hat unser Anliegen von Anfang an unterstützt. Durch die Insolvenz des Betreibers waren dann seit 2014 aber weitere konkrete Schritte erstmal „auf Eis gelegt“.
Im Oktober 2014 wurde der „Gohliser Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V.“ – KuK Gohlis gegründet, dessen Vorsitz Sie innehaben. Was war das Anliegen des Vereins bezüglich der Wiederbelebung des Heinrich-Budde-Hauses als kulturelles Zentrum für die Gohliser Bürgerinnen und Bürger?
Unser Ansatz war es in erster Linie, ein Kulturzentrum zu etablieren, die Strahlkraft der Künste zu nutzen und den entstehenden soziokulturellen Nebeneffekten dann ausreichend Raum zu geben. Diese mögliche Entwicklung wurde schon 2013 durch die Kreativitätswerkstatt e.V. angestoßen. Damals wurde mit Unterstützung des Kulturamtes der Skulpturengarten am Buddehaus initiiert, Gemeinsam mit Leipziger Bildhauern gestaltet und jährlich verändert, ist der Skulpturengarten seitdem für Besucher zugänglich. Hier findet auch der Kunstsommer statt, bei dem Künstler verschiedenster Sparten, Hausnutzer und Kursteilnehmer mitwirken.
Das Kulturamt der Stadt Leipzig hat im April 2016 ein Interessenbekundungsverfahren für die kulturelle Betreibung des Heinrich-Budde-Hauses auf den Weg gebracht. Am 31.05.2016 endete die Bewerbungsfrist. Der „Gohliser Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V.“ war unter den Bewerbern, erhielt aber keinen Zuschlag. Wie war Ihre Reaktion auf die Entscheidung, den FAIRbund e.V. als Betreiber des Hauses vertraglich zu binden, zumal FAIRbund auf kulturellem Gebiet kaum über Erfahrungen verfügt?
Nach allen vorangegangenen Mühen war dies eine Enttäuschung für den Verein. Vermutlich haben hier betriebswirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt, das Risiko mit einem jungen Verein zusammenzuarbeiten, erschien der Stadt möglicherweise zu groß. Interessanterweise wurden wir seitens der Stadt dann allerdings ermutigt, das Gespräch mit dem FAIRbund zu suchen und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten.
Zwischenzeitlich gibt es diese Kontakte zwischen FAIRbund und Ihrem Verein. Wie werden sich Kooperationen gestalten und inwieweit können Sie Ihre Vorstellungen zur Wiederbelebung des Heinrich-Budde-Hauses in das FAIRbund-Konzept einbringen?
Wir haben den FAIRbund e.V. bisher als einen sehr angenehmen Gesprächspartner erlebt, der den Projekten des KuK Gohlis sehr aufgeschlossen gegenübersteht und dem Verein seine tatkräftige Unterstützung zugesichert hat. Der Skulpturengarten am Buddehaus und die etablierten Projekte wie der Kunstmarkt am Sonntag vor Ostern werden unter unserer Trägerschaft weitergeführt.
Die Kooperation beider Vereine birgt jedenfalls Potential. Einerseits die Erfahrung mit künstlerischen Projekten vor Ort, und die bestehenden Kontakte zu Kulturschaffenden unterschiedlichster Sparten seitens des KuK Gohlis. Andererseits kann der FAIRbund e.V. den organisatorischen Rahmen schaffen und verfügt über die notwendigen verwalterischen Kompetenzen sowie seine Erfahrungen, z. B. im Hinblick auf Finanzierungsmöglichkeiten.
Ein Projekt, das wir schon seit mehreren Jahren vorhaben, aber bisher nicht umsetzen konnten, rückt nicht zuletzt durch diese Zusammenarbeit nun in diesem Jahr in greifbare Nähe: Unter der Überschrift „Kunst +“ und „Jazz +“ möchten wir einen Dialog zwischen den Kunstformen, zwischen verschiedenen Orten und Besuchern anregen. Geplant ist z.B. „Jazz + Märchen“ oder „Jazz + Philosophie“. In dieser regelmäßigen Veranstaltungsreihe wird es abwechselnd Kunstausstellungen an der Georg-Schumann-Straße und Jazzkonzerte am Buddehaus geben, letztere gemeinsam mit dem FAIRbund e.V.
Ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Ideen und Projekte.
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Kultur im Dialog – Veranstaltungsreihe für Gohlis
- März – Kunst + Klang, Thomas Trebstein, Zeichnungen an der G.-Schumann-Str.
- April – Jazz + Märchen mit Märchenerzählerin Angelika Tilsner im Buddehaus
- Mai – Skulptur + Brass, Vernissage und Konzert an der G.-Schumann-Str.
- Juni – Jazz + Tanz, Jazzkonzert im Rahmen des Kunstsommers 2017
- Juli – Kunst + Kammermusik, Skulpturen und Lieder an der G.-Schumann-Str.
- September – Jazz + Lesung, SUM II Jazzgesellschaft mit Lesung von Frieder Schuller im Buddehaus
- Oktober – Kunst + Neue Musik, „Refugees in the Process of Art“, Sai Care Stiftung Köln und Studenten der Kompositionsklasse der HMT Leipzig an der G.-Schumann-Str.
- November – Jazz + Kulinarik, Konzert und Verkostung im Buddehaus
- Dezember – Kunst + Phantastik , Dämonen-Ausstellung mit Wandel-Lesung im Buddehaus
In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer
https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108
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