Es ist nicht die einzige Kreuzung, an der es ziemlich häufig scheppert in Leipzig. Aber an der Kreuzung der Richard-Lehmann-Straße mit der Karl-Liebknecht-Straße ist das Maß überschritten. Neun Mal kam es hier binnen eines Jahres zu Unfällen. Schon wenn es fünf Mal kracht, muss die Unfallkommission ran und eine Lösung finden. Ab Freitag, 13. Januar, gibt es eine.
Es geht hier vor allem um die Linksabbieger. Sie sind in der Regel die Ersten, die betroffen sind, wenn eine Kreuzung zu unübersichtlich ist. Die Kreuzung der Richard-Lehmann-Straße ist ja nicht nur durch Kfz-Verkehr geprägt, diverse (oft zugeparkte) Radstreifen und die kreuzende Straßenbahn der Linien 10 und 11. Hier fädeln sich – von Osten kommend – auch noch der Bus der Linie 70 und die Straßenbahnlinie 9 ein.
Und zwar für manchen Kraftfahrer so unübersichtlich, dass so mancher Fahrer sich auch schon mal unverhofft auf den separierten Gleisen der Straßenbahn wiederfand.
Eigentlich ist die Kreuzung selbst reif für einen Umbau, der sie übersichtlicher und klarer macht.
Aber das ist nicht geplant.
Was tun?
Zumindest die Sache für die Linksabbieger etwas entschärfen könne man, stellt das Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt fest.
In nur einem Jahr waren auf der Ampelkreuzung Karl-Liebknecht-Straße/Richard-Lehmann-Straße neun Unfälle zu verzeichnen, bei denen Linksabbieger im Zuge der Richard-Lehmann-Straße mit dem entgegenkommenden Geradeausverkehr kollidierten, davon sechs Mal mit Personenschaden. Laut Vorschriften muss sich die Unfallkommission damit beschäftigen, wenn fünf oder mehr gleichartige Unfälle pro Jahr oder fünf oder mehr Verletzte innerhalb von drei Jahren registriert werden.
Die städtische Unfallkommission unter Leitung des Verkehrs- und Tiefbauamtes hat sich mit der von der Polizei erarbeiteten Statistik auseinandergesetzt. Im Ergebnis sei nun festzustellen, dass die hauptsächliche Unfallursache darin liegt, dass sich die entgegenkommenden Linksabbiegenden gegenseitig die Sicht auf den zu beachtenden geradeausfahrenden Gegenverkehr nehmen, zieht das Verkehrs- und Tiefbauamt sein Resümee.
Und hält sich dabei in der Einschätzung der Fahrkünste Leipziger Automobilisten noch sehr zurück. Denn gerade die Haltestellensituation von 9 und 70 in der Karl-Liebknecht-Straße bringt viele Kraftfahrer dazu, emsig die Fahrspuren zu wechseln, um schnell noch an Bahn und Bus vorbei über die Kreuzung zu kommen. An dieser Kreuzung müsste also eine Menge mehr passieren, um sie zu entschärfen.
Man habe verschiedene Lösungsmöglichkeiten untersucht, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt mit. Zumindest eine Lösung schien technisch machbar, war dann auch die Vorzugslösung: die Einführung eines eigenen Linksabbieger-Signals. Doch das würde einen aufwendigen Umbau der Ampelanlage erforderlich machen. Dieser wäre jedoch kurz- und mittelfristig nicht umsetzbar, so das Amt mit Bedauern.
Aus diesem Grund habe die Verkehrsunfallkommission beschlossen, probeweise das Linksabbiegen aus der westlichen Zufahrt der Richard-Lehmann-Straße, also aus Richtung B2, zu unterbinden. Was sicher für einige Fahrer ein gewisses Umgewöhnen nötig macht, denn dann kommt man bei der Abfahrt der B 2 an der Richard-Lehmann-Straße nicht mehr so schnurstracks auf die KARLI. Abbiegen ist dann erst an der nächsten Kreuzung mit der Bernhard-Göring-Straße möglich. Wozu man eigentlich nur „Autsch!“ sagen kann, denn hier ist die Lage für alle Kreuzenden meist genauso unübersichtlich.
Auf der Kreuzung mit der KARLI soll es dann etwas übersichtlicher werden, weil dann nur noch Linksabbieger aus Osten auf der Kreuzung stehen dürften.
Damit werden die Sichtbedingungen für den aus der östlichen Zufahrt der Richard-Lehmann-Straße linksabbiegenden Verkehrsteilnehmer, der ein wesentlich höheres Verkehrsaufkommen hat, auf den entgegenkommenden Verkehr verbessert, betont das Verkehrs- und Tiefbauamt.
In den sauren Apfel müssen die aus Westen Kommenden beißen. Sie seien in der Minderheit. Da der Anteil der betroffenen Verkehrsteilnehmer mit etwa 60 bis 70 Fahrzeugen pro Stunde in den Spitzenverkehrszeiten relativ gering ist, seien keine spürbaren Verkehrsverlagerungen auf andere Trassen oder Knotenpunkte zu erwarten, so das zuständige Amt.
Und damit es nicht noch öfter scheppert, soll die Regelung noch in dieser Woche eingeführt werden.
Die geänderte Verkehrsregelung tritt am Freitag, 13. Januar, in Kraft.
Testweise, wie das Amt betont. Innerhalb eines Jahres soll die Unfallentwicklung erfasst werden. Im Ergebnis einer anschließenden Auswertung werde dann die Verkehrsunfallkommission entscheiden, ob die Maßnahme ausreichend war und beibehalten werden kann.
Und für die Betroffenen: Alle Verkehrsteilnehmenden werden um Verständnis für diese Maßnahme und um Beachtung der neuen Verkehrsregelung gebeten.
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Applaus für die Leipziger Verkehrsplaner! Eine Tunnellösung hab ich mir da aber schon erhofft.