Der Petitionsausschuss des Leipziger Stadtrates ist so etwas wie das mitfรผhlende Herz dieses von den Leipzigern gewรคhlten Gremiums. Er nimmt Stellungnahmen der Verwaltung nicht einfach so hin. Auch nicht, wenn gleich drei Dezernate behaupten, sie kรถnnten an der Belastung durch Oldtimer-Busse in der Gohliser MenckestraรŸe nichts รคndern.

Die Argumentation ist den Leipzigern mittlerweile nur zu gut bekannt. Gerade dann, wenn es um Lรคrm- und Luftbelastungen geht, wird auf Gesetze und Zustรคndigkeiten verwiesen, die es schier unmรถglich machen, den Verursacher auch nur zur Rede zu stellen. In Gesetzen klaffen riesige Lรผcken, die schon keine Schelmenstreiche mehr sind. Dieselfahrzeuge, die nicht die nรถtige Euro-Norm haben, dรผrfen eigentlich schon seit fรผnf Jahren nicht mehr in die Leipziger Innenstadt.

Aber wenn sich ein Unternehmen eine ganze Flotte uralter Oldtimer-Busse zulegt und damit durch die Stadt stรคnkert, hebt der Umweltbรผrgermeister nur ratlos die Hรคnde: Er kann es nicht verbieten.

Versucht habe er es wohl und das Gesprรคch mit dem entsprechenden Unternehmen gesucht. Aber das lasse nicht mit sich reden, hieรŸ es in der Stellungnahme zu dieser schon fast verzweifelten Petition aus der Gohliser MenckestraรŸe, zu der der Petitionsausschuss sich jetzt eine Meinung gebildet hat.

Er hรคtte der Stellungnahme der Verwaltung folgen und die Petition ablehnen kรถnnen. Aber Petitionen werden ja von den Leipzigern meist nicht geschrieben, um ihr gesetzliches Recht einzuklagen, sondern um ihre eigene Verwaltung dazu zu bringen, auch einmal in ihrem Interesse zu handeln und ihre Sorgen ernst zu nehmen.

Und genau so sieht es der Petitionsausschuss. Auch wenn die dort versammelten Stadtrรคte noch nicht wissen, wie das Problem gelรถst werden kann.

Ihr Vorschlag, wenn denn das betreffende Unternehmen, das mit seinen Bussen durch die enge MenckestraรŸe fรคhrt, nicht mit dem Umweltbรผrgermeister reden will, dann kรถnnte ja vielleicht ein anderer zum Gesprรคch laden.

Der Beschlussvorschlag: โ€œDer Oberbรผrgermeister wird gebeten, durch Aufnahme eines Mediationsverfahrens mit den betreffenden Touristikunternehmen eine Lรถsung zu finden, die Lรคrm-, Feinstaub- und Stickoxidbelastung in der MenckestraรŸe durch Reise- und Stadtrundfahrtsbusse einzudรคmmen.โ€

Das Umweltdezernat hatte ja auch damit argumentiert, dass die Luftbelastung immer nur punktuell ansteigt. Immer dann, wenn die Dieselbusse aus dem letzten Jahrhundert gerade durch die StraรŸe fahren. Ansonsten sei keine erhรถhte Belastung nachweisbar. Aber Lรคrm und Gestank werden ja nicht erst zur Belastung, wenn die gesetzlichen Grenzwerte gerissen werden. Wenn die gerissen werden, ist es eher ein Zeichen dafรผr, dass die Stadt in Gรคnze ein Problem hat.

Fรผr punktuelle Probleme โ€“ und selbst die Verwaltung anerkennt, dass es in der MenckestraรŸe ein deutliches punktuelles Problem gibt โ€“ mรผssen konkrete Lรถsungen vor Ort gefunden werden.

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Es gibt 3 Kommentare

Und wieder einmal kรถnnen sich etliche Bรผrger (hier die Anwohner in Gohlis) fragen, warum es einen Luftreinhalteplan gibt. Ach so, von der Lรคrmschutzrichtlinie will ich gar nicht anfangen. Ein bisschen mehr Enthusiasmus darf von der Verwaltung wohl erwartet werden, um die eigenen Beschlรผsse auch in der Realitรคt unterfรผttert zu sehen.
Dieser Kommentar erfolgt rein als Privatmensch.

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