Der Spruch „Gut Ding will Weile haben“ trifft auf den geplanten Umbau der Renftstraße zu einem richtigen Stadtplatz in Möckern nicht zu. Denn beschlossen ist ja alles. Nur die heftigen Verzögerungen beim Umbau des „Anker“ haben die Umsetzung der Beschlüsse um Jahre verzögert. Aber 2017 soll es jetzt passieren, teilt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau mit. Muss es auch. Die Zeit wird knapp.

Denn: Das zugrunde liegende Förderprogramm läuft 2019 aus. Die Fördermittel sind längst bewilligt. Ihr Verfall droht. Und das planende Dezernat warnt vor einer Nichtumsetzung: „Bewilligte und bereitgestellte Städtebaufördermittel (431.681 €) können nicht in Anspruch genommen werden. Für die Planung verausgabte Städtebaufördermittel i. H. v. 19.280 € müssen verzinst zurückgezahlt werden. Die beauftragten Planungsleistungen im Jahr 2016 müssen aus Eigenmitteln der Stadt finanziert werden. Da es sich um eine Gebietsförderung handelt, wird bei Nichtrealisierbarkeit der Gebietsförderrahmen für das Gebiet SOP-Georg-Schumann-Straße um 431.681 € gekürzt. (…) Die Maßnahme ist auf Grundlage des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes seit Programmbeginn 2010 Bestandteil der Gebietsförderung. Da das Förderprogramm 2019 endet, ist eine Ersatzmaßnahme nicht nachrüstbar.“

Dass die Ecke am „Anker“ zum öffentlichen Stadtplatz wird, haben die Bürger in Möckern übrigens vor langer Zeit mitentschieden: 2009 fand schon die erste Bürgerbeteiligung statt. Man braucht ein öffentliches Angebot, wo junge Menschen sich auch mal in ihrer Freizeit aufhalten, klönen und ein bisschen Sport treiben können. Und das wollte man eigentlich gleich in Verbindung mit dem „Anker“-Umbau machen. Aber der hat sich ja bekanntlich um Jahre verlängert. Statt einfach zu sanieren, musste das Hauptgebäude komplett neu gebaut werden. Und so konnte man auch nur mit heftiger Verspätung den Umbau des Saales starten, der direkt an die Freifläche angrenzt.

„Die Sanierungsmaßnahmen am Saalgebäude ANKER beginnen am 10.10.2016 und enden voraussichtlich am 28.02.2018. Die Umgestaltung des Renftplatzes kann aufgrund der schon in 2016 bereitgestellten Fördermittel nicht bis zur Fertigstellung des Saal ANKER verschoben werden. Die Baumaßnahmen müssen parallel und in zwei Bauabschnitten durchgeführt werden“, stellt das Planungsdezernat deshalb fest. „Die Umgestaltungsmaßnahme Renftplatz muss im Zeitraum vom 01.07.2017 bis 30.10.2017 (Restleistungen bis 28.02.2018) erfolgen. Da ein Teil der Fläche als Baustelleneinrichtung für die Sanierung Saal in Anspruch genommen wird, kann die Umgestaltung dieser Teilfläche erst ab Oktober 2017 erfolgen.“

Der Platz wird übrigens auch gebraucht, um barrierefreie Zugänge für den Saal zu schaffen. Ein Multifunktionsplatz eben, der nicht nur Sportangebote für die wilde Jugend bereitstellt, sondern auch vom Heisenberg-Gymnasium weiter als Schulhof genutzt werden muss. Denn der Schulhof hinterm Schulgebäude ist nicht wirklich groß genug für beide angrenzenden Schulen, so dass der Platz zur Georg-Schumann-Straße hin als offener Schulhof genutzt werden soll. Deswegen bleiben die Zäune zwar stehen, werden aber niedriger und bekommen öffentliche Zugänge.

Die Böschung zur Georg-Schumann-Straße bekommt zwei Treppen, Rasenrampen und Sitzterrassen, zusätzliche Bäume werden gepflanzt, 22 Fahrradbügel aufgestellt und zwei Papierkörbe vom Typ „Garage“ hingestellt.

Und die Renftstraße wird entwidmet. Das muss der OBM auch noch anweisen, damit es kein öffentlicher Straßenraum mehr ist. Hinterher muss auch noch offiziell umbenannt werden, damit aus der Renftstraße ein Renftplatz wird.

„Die Gesamtkosten für Planung und Bau betragen 647.522 Euro bei einem Stadtanteil von 215.841 Euro. In den Gesamtkosten sind 20.230 € für 6 Stadtbeleuchtungsanlagen (Ergebnishaushalt) enthalten“, heißt es in der Vorlage. Stadtbeleuchtungsanlagen? Worte gibt es, da staunt der Laie.

Und losgebaut werden soll im Mai, wenn das Wetter wieder schön ist. Oder mit den Worten der Vorlage: „Die Verwaltung schlägt vor, die gesamte vorgesehene Fläche von 4.140 m² zu einem öffentlich zugänglichen Platz umzugestalten. Bei einer öffentlichen Nutzung können 2/3 der Kosten aus Städtebauförderung finanziert werden. Ursprünglich war die Umsetzung dieser Maßnahme 2015 geplant, durch die verzögerten Baumaßnahmen am ANKER und am Werner-Heisenberg-Gymnasium kann mit den Arbeiten jedoch erst im Mai 2017 begonnen werden.“

Im Herbst soll alles fertig sein. Nur was dann im Zusammenhang mit dem Saalbau am „Anker“ noch offen ist, soll 2018 noch nachgeholt werden.

Der Baubeschluss sollte übrigens schon im September gefasst werden. Nun ist es doch ein paar Monate später geworden. Gut Ding braucht Weile, und dann wird die Zeit knapp.

In eigener Sache: Für freien Journalismus aus und in Leipzig suchen wir Freikäufer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2016/11/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar