Polizei kontrolliert die Weihnachtsmarktzugänge +++ Augustusplatz für Kraftverkehr gesperrt +++ Mehr Polizeistreifen auf dem Weihachtsmarkt +++ Keine Betonpoller in Leipzig +++ Strenge Regelungen bis 23. Dezember +++ Wir lassen uns nicht einschüchtern +++ Gedenkminute um 20:05 Uhr.

Der Dienstagmorgen, 20. Dezember, begann auch für Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung anders als geplant. Am Vorabend hatte er mit Erschütterung die Ereignisse am Weihnachtsmarkt Breitscheidplatz in Berlin verfolgt. Das zwang nicht nur in Leipzig zu neuen Absprachen. Die sächsische Landeshauptstadt Dresden meldete schon am Morgen, dass sie den Striezelmarkt nun mit Betonpollern absperren würde, um so einen Lkw-Durchbruch wie in Berlin zu verhindern.

OBM Jung setzte sich mit Polizeipräsident Bernd Merbitz noch in den Morgenstunden zusammen, um das Leipziger Sicherheitskonzept noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.

Das  gibt es schon seit Jahren, betont Jung. Seit die Terrorgefahr auch für europäische Städte greifbar geworden ist. Entsprechend wurde für alle Leipziger Großveranstaltungen ein Sicherheitskonzept mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten entwickelt, das für jedes Großereignis jeweils neu abgestimmt wird.

Auch der Weihnachtsmarkt gehört dazu.

Die Frage am Diensagmorgen lautete: „Reicht das? Ist die Anschlagsgefahr gewachsen? Muss ein ganz anders Sicherheitskonzept gefahren werden?“ Sofort beschlossen wurden mehrere Maßnahmen, die im Sicherheitskonzept sowieso vorgesehen sind, aber nur im Ausnahmefall zur Wirkung kommen. Darüber berichtete OBM Burkhard Jung am Dienstagnachmittag in einer Pressekonferenz

Das erste war die sofortige Sperrung der Kraftfahrzeugzufahrt zum Augustusplatz. Das ist auch in der Vergangenheit schon öfter geschehen, wenn der Menschandrang auf dem Platz zu groß wurde, auch schon während des Weihnachtsmarktes.

Diese Maßnahme wurde ab heute konsequent bis zum Ende des Weihnachtsmarktes am 23. Dezember verhängt. Die Tiefgarage unter dem Platz kann nur noch durch die Zufahrt am Opernhaus befahren werden, die Ausfahrt erfolgt nur noch über die Goethestraße, Richtung Hauptbahnhof. Der Augustusplatz selbst ist für jeden Kfz-Verkehr gesperrt.

Ausnahme: Die Straßenbahn.

In der ersten Meldung der Stadt wurde auch ein Durchfahrtsverbot für Straßenbahnen angekündigt. Aber davon nimmt die Stadt Abstand, denn mit der Straßenbahn kommen viele Besucher auf den Weihnachtsmarkt.

Polizeisperren am Augustusplatz. Foto: Alexander Böhm
Polizeisperren am Augustusplatz. Foto: Alexander Böhm

Seit den Morgenstunden sichern auch zusätzliche Einsatzkräfte der Polizei alle Zufahrten zur Leipziger Innenstadt. Ihre Fahrzeuge sind sichtbar aufgestellt und die Polizisten sind zusätzlich mit Maschinenpistolen ausgerüstet, um im Ernstfall sofort eingreifen zu können.

Trotzdem betont Burkhard Jung: „Es herrscht für Leipzigs Weihnachtsmarkt keine erhöhte Gefahrenlage.“ Die Maßnahmen werden vorsorglich getroffen, um auf die bundesweite Lageeinschätzung zu reagieren. Man habe auch über eine Absage des Weihnachtsmarktes gesprochen, so Jung, sich dann aber entschieden, gerade das nicht zu tun. Das wäre ein Einkicken genau da, wo es die Attentäter wollen. Denn der Angriff in Berlin gilt unübersehbar der freiheitlichen Gesellschaft.

Um keine Drohkulisse aufzubauen, werde es keine Patrouillen geben, die sichtbar mit Maschinenpistole unterwegs sind. Die Polizeistreifen auf dem Weihnachtsmarkt werden zwar verstärkt, aber genauso unterwegs sein wie in den vergangenen Tagen.

Auch das mit dem Aufstellen von Betonpollern habe man überlegt. Aber der Leipziger Weihnachtsmarkt ist – anders als die Märkte in der Breitscheidstraße in Berlin oder der in Dresden – eher abgeschirmt für Kfz-Zufahrten und liegt relativ geschützt in der Innenstadt. Handlungsbedarf herrsche vor allem am Augustusplatz.

Da man das Ereignis in Berlin aber auch nicht so einfach überspielen wolle, habe man schon mit allen Händlern auf dem Markt gesprochen. Um 20:05 Uhr soll es auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt eine Minute der Stille und des Gedenkens geben.

Fazit: In Leipzig gibt es schon seit Jahren ein abgestimmtes Sicherheitskonzept. Eine veränderte Gefährdungssituation besteht für Leipzig auch aus Sicht der Polizei nicht. „Dafür gibt es keine objektiven Gesichtspunkte“, so Jung.

Die verschärften Sicherheitsmaßnahmen werden bis zum 23. Dezember aufrechterhalten.

Für die Silvesternacht ist man schon in Vorbereitung, ebenfalls ein abgestimmtes Sicherheitskonzept abzusprechen. Dazu soll in der Woche nach Weihnachten informiert werden.

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