Es klang schon seltsam, als das Dezernat Stadtentwicklung und Bau in einer ablehnenden Stellungnahme zu einem Antrag der Grünen auf einmal den ADFC als namhaften Gegenspieler für eine Radroutenführung des Elster-Saale-Radwegs ins Spiel brachte. Ausgerechnet der ADFC sollte gegen den Ausbau des Radweges auf der alten Bahntrasse am Lausener Weg sein? Der ADFC verwahrt sich gegen diese Einvernahme.
Das Planungsdezernat hatte seine Ablehnung damit begründet, dass man ja 2017 erst mal Fördergeld vom Freistaat Sachsen dafür bekommt, das bestehende Radroutennetz in Leipzig endlich mal auszuschildern. Dazu gehöre auch die alte Routenführung des Elster-Saale-Radwegs vom Karl-Heine-Kanal über Lützner Straße, Alte Salzstraße und Ostufer des Kulkwitzer Sees.
„Zu diesem Maßnahmenkomplex gehört auch die Beschilderung des touristischen Elster-Saale-Radwegs“, schrieb das in letzter Zeit doch etwas eigenwillig agierende Dezernat in seiner Stellungnahme. „Bei der Diskussion über mögliche (kleinteilige) Verlegungen wurde im Rahmen der Regionalen Arbeitsgruppe Radverkehr zwischen dem Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen, der Stadt Leipzig, der LASuV Niederlassung Leipzig, der LASuV Hauptniederlassung Dresden und dem ADFC Leipzig festgelegt , dass der Elster-Saale-Radweg in seiner (im Sachsennetz Rad) bestehenden Routenführung ausgeschildert wird.“
Genau das aber sei schlicht nicht der Fall, dementiert der Leipziger ADFC diese Stellungnahme. Vertreter des ADFC Leipzig hätten bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich gemacht, dass der Verlauf des Elster-Saale-Radweges entlang des Lausener Weges die einzig sinnvolle Variante ist und eine Führung über die Alte Salzstraße abgelehnt wird. Dabei haben aus Sicht des ADFC vorzugsweise die alte Bahntrasse oder der Lausener Weg selbst hohes Potential für eine attraktive und direkte Stadtanbindung. Denn damit kommt man eben nicht auf sowieso schon überlastete Radrouten in Leipzig, wo irgendein Planer in der Leipziger Verwaltung glaubt, Radverkehr bündeln zu müssen, sondern erschließt den Leipziger Südwesten für Radfahrer besser. Wer von der Saale kommt, findet über die Route Anschluss in Kleinzschocher und kann sich entscheiden, wie er über die Wege an der Weißen Elster nordwärts ins Stadtgebiet fährt oder südwärts auf dem Elsterradweg weiterfährt.
„Wenn jetzt von Seiten der Stadtverwaltung in der fachlichen Stellungnahme zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen der Eindruck erweckt wird, der ADFC Leipzig trage eine Entscheidung der Regionalen Arbeitsgruppe Radverkehr des LASuV mit, ist das eine offensichtliche Falschdarstellung und bewusste Irreführung der Stadträte“, kommentiert Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, die Stellungnahme des Planungsdezernats.
Ziel der vom ADFC Leipzig angestrebten Überarbeitung des SachsenNetz Rad in Westsachsen sei es gewesen, ein dem Leitbild der Radverkehrskonzeption Sachsen entsprechendes Netz zu entwickeln, welches kosteneffizient zu betreiben sei, Synergien mit dem Alltagsradverkehr biete und sowohl den Naturschutz als auch andere Nutzungsansprüche berücksichtige.
Und dann bringt er auch zur Sprache, was die beteiligten Behörden schlicht versuchen zu kaschieren: Sie haben den Radprofis einfach die Katzentischrolle zugedacht und wollten lieber alles schön in Amt-zu-Amt-Klärung ausbaldowern. Was dann meist keine sinnvollen und auch keine attraktiven Rouen ergibt, sondern seltsame Kompromisse, über die der Radfahrer sich am Ende nur wundert – oder auch flucht.
Trotz umfangreicher konzeptioneller Vorarbeit und intensiver Bemühungen des ADFC Leipzig bei der Stadt Leipzig, den Landkreisen und dem LASuV waren die Verantwortlichen nicht bereit, die Radrouten in Westsachsen vor Beginn der Ausschilderung des „SachsenNetz Rad“ systematisch zu überarbeiten, kritisiert Waack diese ganz amtliche Arbeitsverweigerung. Zu einer 32-seitigen Ausarbeitung mit Änderungsvorschlägen auf den SNR-Routen der Region (u.a. Elster-Saale-Radweg entlang des Lausener Weges) habe der ADFC bis heute keine Rückmeldung erhalten.
Was dann schon alles sagt über die Beteiligungspolitik im Leipziger Rathaus. Man suggeriert sogar die Zustimmung der Verbände, hat deren kompetente Zuarbeiten aber nicht einmal einer Antwort gewürdigt.
Logisch, dass sich der ADFC Leipzig dagegen verwahrt, durch die bloße Teilnahme an Verwaltungsrunden zur Legitimierung der dort gefassten Beschlüsse in der Öffentlichkeit in Haftung genommen zu werden. Der Status des ADFC Leipzig als Teilnehmer mit Rederecht lasse ein solches Mittragen von Beschlüssen rechtlich auch gar nicht zu.
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