Es wird dauern. 25 Jahre, wenn es gutgeht und die Gelder zur Verfügung stehen. Auf 41 Millionen Euro schätzt das Leipziger Planungsdezernat die Gesamtkosten für den ganzen Parkbogen Ost, der eigentlich ein Radbogen ist: ein großer Radbogen durch den Leipziger Osten von Reudnitz über Sellerhausen nach Schönefeld und von dort zum Hauptbahnhof. Aber losgebaut werden muss – spätestens 2018.
Am Donnerstag, 24. November, stellte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau den aktuellen Stand der Pläne für den Parkbogen Ost vor. „Ein echtes bürgerschaftliches Projekt“, wie Dubrau betont. Denn es waren die Leipziger selbst, die die Idee auf den Tisch brachten und den Druck auf die Verwaltung aufgebaut haben, diese einmalige Chance zu ergreifen. Denn seit die Bahn 2013 den Sellerhäuser Bahnbogen als Bahnverbindung zum Hauptbahnhof Leipzig aufgegeben hat, gibt es hier die große Chance, auf dem nicht mehr genutzten Bahndamm und dem Viadukt eine Hochtrasse für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen.
Zum Bahnbogen wird das Projekt, wenn man es mit den schon existierenden Teilstücken Lene-Voigt-Park und Anger-Crottendorfer Bahnschneise verbindet. An der S-Bahn-Station Anger-Crottendorf würden Radfahrer über eine Rampe auf den Bahndamm fahren können. Und dann würde man ohne Hindernisse und Querungen zur Wurzner und weiter bis zur Eisenbahnstraße kommen.
Das ist auch der erste Bauabschnitt, den die Stadt jetzt in Angriff nehmen möchte. Fördergelder hat die Stadt schon eingesammelt – aus dem Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und aus EFRE-Mitteln. 9 Millionen Euro stehen zur Verfügung. „Aber spätestens 2018 müssen wir angefangen haben zu bauen“, sagt Dubrau, „sonst verfallen die Mittel.“
Die Zeit drängt. Denn parallel laufen noch immer die Verhandlungen der Stadt mit der Bahn, um alle Grundstücke zu sichern, die man für das Projekt braucht. Nicht nur, was die ehemalige Bahntrasse betrifft, sondern auch wichtige angrenzende Grundstücke. Denn hier geht es um ein wichtiges Stück Stadtteilentwicklung. Da kommt auch Dubrau ins Schwärmen, die selbst schon erlebt hat, was eine solche Verwandlung einer ehemaligen Bahnstrecke in New York bewirkt hat. Da verwandeln sich triste Lagerflächen auf einmal in neue Wohnquartiere, siedelt sich buntes neues Gewerbe an. In Stadtbereichen, die sonst nichts waren als der traurige Hinterhof der Stadt, blüht auf einmal Leben. Ganz zu schweigen davon, dass auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer sich auf dieses Projekt freut, denn es wird auch neuen Platz für Anpflanzungen und Grün in sonst eher dicht bebauten Stadtteilen bieten.
Enden soll es vorerst an der Eisenbahnstraße. Was schon eine Menge ist, denn damit überbrückt die Trasse auf dem Viadukt gleich drei Ortsteile, verbindet sie völlig neu und bindet sie auch noch irgendwann – so die Vision der Stadtplaner – in die überregionalen Radwege ein, die Leipzig berühren – zur Elster, zur Saale, zur Mulde und zur Elbe. Alles Zukunftsmusik. Denn das Projekt ist ein Generationenprojekt. In kürzeren Zeiträumen, so Dubrau, könne man es gar nicht denken. Schon wegen der einzuwerbenden 41 Millionen Euro. „Das muss man erst mal stemmen.“
Für den ersten Abschnitt rechnet sie mit einem Umsetzungshorizont von 5 bis 10 Jahren.
Wobei noch offen ist, wie weit man mit den 9 Millionen Euro kommt. Denn bis ins Letzte ausgetüftelt ist das Projekt noch nicht. Da sollen die Leipziger ein Wörtchen mitzureden haben. „Wir wollen die Bürger in allen Projektphasen einbinden“, verspricht Petra Hochtritt, in deren Verantwortungsbereich die Planungen laufen. Und man möchte eigentlich die besten Ideen für ein wirklich vorzeigbares Projekt. Deswegen ist für das 2. Quartal 2017 ein Gestaltungswettbewerb geplant, dessen Ergebnisse dann öffentlich zur Diskussion stehen sollen. Was dann das Jahr 2017 auf jeden Fall bindet für die Konkretisierung und Beplanung des Projekts. 2018 aber muss wirklich gebaut werden, sonst verfallen die Fördermittel.
Wie weit die 9 Millionen Euro reichen, liegt auch am Ergebnis der derzeitigen Untersuchungen der Bahndämme, des Viadukts und aller Brücken. Je besser der Zustand ist, umso mehr Geld bleibt für die Aufwertung der Trasse. 2020/2021 könnte dann der erste Bauabschnitt fertig sein und den Leipzigern wirklich zeigen, wie attraktiv so eine neue Wegeverbindung über den Dächern des Ostens sein kann. Nahziel ist natürlich die Eisenbahnstraße.
Wobei sich das Anschlussstück eigentlich aufdrängt, denn kurz vor dem großen Gleisbündel der Bahn soll der Bahnbogen in einer ersten Version auf die Schulze-Delitzsch-Straße geführt werden und von dort stadteinwärts zurückführen. Das ist auf jeden Fall ein zeitnah zu verwirklichendes Projekt.
Der große Bogen mit einem Überspannen der Bahngleise und einer Wegeführung an der Parthe entlang hinterm Hauptbahnhof bis zum ehemaligen Verladebahnhof auf der Westseite des Hauptbahnhofs, das ist die ganz große Zukunftsmusik, die aber erst die ganze Wirksamkeit dieses Radfahrer-Bogens durch den Leipziger Osten entfaltet. Dann, erst dann, wird der Leipziger Osten wirklich ins überregionale Radwegenetz integriert. Aber da stehen die 25 Jahre Umsetzungszeitraum, die zumindest nachdenklich machen, denn eigentlich ist der Veränderungsdruck für eine Stadt wie Leipzig deutlich größer.
Vielleicht überzeugt auch schon der erste umgesetzte Abschnitt so, dass die nächsten Schritte deutlich schneller geplant werden. Denn so nebenbei wächst ja das Bedürfnis der Stadt nach starken, unabhängigen Radtrassen abseits der überlasteten Straßen.
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