Dass sich die Stadt erst zehn Monate nach dem Antrag zum ehemaligen „Kino der Jugend“ mit einer Stellungnahme zu Wort meldete, hatte – wie der Stellungnahme zu entnehmen war – mit dem Versuch zu tun, an die kärglichen sächsischen Mittel für Denkmalschutz zu kommen. Für das Leipziger Projekt waren mal wieder keine da. Also macht die Stadt jetzt den Vorschlag, das Gebäude an der Eisenbahnstraße wenigstens zu sichern. Zur Freude der Grünen. Die hatten ja extra nachgehakt.

Bereits im Dezember 2015 hatte die Grünen-Fraktion beantragt, dass die Stadt Leipzig an der Liegenschaft in der Eisenbahnstraße umgehend noch im Winter 2015/2016 eine Notsicherung bzw. Errichtung eines Notdaches vornehmen solle. Nun nach fast einem Jahr liegt der Verwaltungsstandpunkt zum Antrag vor. Und das, nachdem die Grünen im Juni noch extra einmal einen dicken Fragenkatalog formuliert hatten, der dann am 21. September im Stadtrat behandelt wurde.

Es ist ja nicht so, dass niemand auf eine Entscheidung gewartet hätte. Die IG Fortuna will das bis 1987 als Kino genutzte Gebäude gern wieder als kulturellen Anlaufpunkt im Leipziger Osten revitalisieren. Dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sieht man ihm kaum noch an. Fast 30 Jahre Vernachlässigung haben am Bestand genagt.

„Wir freuen uns, dass nun endlich notwendige Maßnahmen zur Rettung des Gebäudes eingeleitet werden: Das Dach erhält mit der Dachfolie quasi ein Notdach, die Begehbarkeit des ‚Kino der Jugend‘ wird wieder hergestellt! Ein erster wichtiger und längst fälliger Schritt in die richtige Richtung!“, freut sich Tim Elschner, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Die Notsicherung kann nur der erste Schritt sein. Die Verwaltung hat nun auch in Aussicht gestellt, das Gebäude zu verkaufen – und zwar diesmal recht eindeutig als Konzeptvergabe, was eigentlich jene Bewerber zum Zug kommen lassen sollte, die das Gebäude wirklich wieder einem kulturellen Zweck zukommen lassen wollen. Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen jedenfalls findet, dass sich die Liegenschaft „Kino der Jugend“ hervorragend für eine neue Kultureinrichtung im Leipziger Osten eignet. Eine Vergabe nach Erbbaurecht fänden die Grünen aber besser.

„Deshalb ist das denkmalgeschützte Objekt zur Vergabe im Erbbaurecht und nach Konzept mit dem Ziel auszuschreiben, dieses zu sanieren und dauerhaft einer kulturellen, sozialen und/oder gemeinwesenorientierten Nutzung zuzuführen“, benennt Tim Elschner das Wunschziel. „Wichtig ist uns dabei, dass potenzielle Interessenten für die Konzepterarbeitung und für die Klärung der Finanzierung ausreichend Zeit erhalten und nicht an zu knapp bemessenen Fristen scheitern. Auch bei der Formulierung von Bewertungskriterien insbesondere in Bezug auf die Konzeptqualität ist im Vorfeld sicherzustellen, dass die zentrale Zielsetzung nicht konterkariert wird. Vergabekriterien und -praxen aus anderen Städten sind in diesem Zusammenhang zu eruieren und heranzuziehen. Dementsprechend werden wir unseren Vorschlag in der nächsten Stadtratssitzung zur Abstimmung stellen.“

In der Sitzung des Stadtbezirksbeirates Ost am Mittwoch, 12. Oktober, haben die Grünen die Neufassung ihres Antrages schon mal vorgestellt. Ihm wurde, so Elschner, einhellig zugestimmt. „Wir wünschen uns und hoffen, dass dieser Weg zu einer nachhaltigen Wiederbelebung des stadtteilprägenden Objektes führt und auch der Stadtrat sich ebenfalls dafür ausspricht!“

Nachfrage der Grünen zum Stand des Verfahrens.

Stellungnahme des Wirtschaftsdezernats zum ehemaligen „Kino der Jugend“.

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