Als am 3. August der Neubau des soziokulturellen Zentrums „Anker“ und das dortige Kneipengebäude eigentlich vollständig der Öffentlichkeit übergeben werden sollten, wird offensichtlich: Es gibt weitere Bauverzögerungen. Viel zu optimistisch hatte die Stadt schon das Frühjahr 2016 als Ziel gesetzt gehabt. Und jetzt verschiebt sich zwangsläufig auch die Gestaltung des Renftplatzes in ferne Zukunft.

So heißt er nicht. Die Straße vorm „Anker“ heißt weiter ganz offiziell Renftstraße. Nur als die Turnhalle für das benachbarte Heisenberg-Gymnasium gebaut wurde, wurde eine Sackgasse draus. Oder eben ein Platz ohne störenden Verkehr, der sich geradezu anbietet, gestaltet zu werden.

Der Stadtrat hat zu dieser Umgestaltung entsprechende Grundsatz-Beschlüsse schon lange gefasst. Insbesondere das seitens der Verwaltung vorgelegte städtebauliche Entwicklungskonzept „Magistralenentwicklung Georg-Schumann-Straße“ beinhaltet das Projekt. Dieses wurde im Februar 2012 (als der ganze Traum vom sanierten „Anker“ gerade begann) vom Stadtrat bestätigt, nachdem zuvor auch eine Bewohner- und Akteursbeteiligung stattgefunden hat.

Aber damals war noch nicht damit zu rechen, dass sich die Bausubstanz des „Anker“ als derart desolat erweisen sollte, dass es gleich zu einer mehrjährigen Verzögerung und einer drastischen Kostenerhöhung kam. 5,2 Millionen Euro sind in das Projekt geflossen, es ist sogar schon von 5,7 Millionen Euro die Rede. Da bleibt erst mal kein Spielraum für den Platz vorm Haus.

Oder doch?

Die Grünen-Fraktion nimmt den Zeitpunkt zum Anlass, im Stadtrat einmal nachzufragen.

„Bereits vor der Sommerpause bekam ich Anfragen aus der Bürgerschaft zur Neugestaltung des Renftplatzes vor dem „Anker“. Der Ruf nach dem multifunktionalen und öffentlichen Stadtplatz im Ortsteil Möckern wird laut!“, kommentiert Tim Elschner, Stadtrat und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, die Stimmung im Stadtteil. „Vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt, der weiteren Nachverdichtung und angesichts dessen, dass der Ortsteil Möckern bereits aufgrund seiner Größe und auch aufgrund des Zuzugs einen Mangel an Freiraum, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aufweist, wollen wir Klarheit über die weiteren Umsetzungsschritte in Bezug auf die dringend notwendige Platzneugestaltung und konfliktfreie Neuordnung des dortigen Stadtraumes.“

Die Platzgestaltung vor dem „Anker“ sei auch Teil des Bund-Länder-Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren Georg-Schumann-Straße“ und als Handlungsschwerpunkt im Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig 2020 ausgewiesen.

Dass gerade vorm „Anker“ Angebote für Jugendliche notwendig sind, daran erinnert Michael Schmidt, Stadtrat und kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Fraktion.

Es gibt ja sogar welche. Oder gab sie. Denn seit der Platz Baustelle ist, sind die hinter hohen Sperrwänden verborgen. Aber es war nicht die Stadt, die sich hier einen Lorbeerkranz verdiente. Das waren andere. Eine Tischtennisplatte, eine Streetball- und eine Skateranlage wurden aufgestellt.

„Gerade der Installation der vom Urban Souls e.V. zur Verfügung gestellten Skateranlage ging ein langwieriger Konflikt unserer Fraktion mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung voraus“, erinnert Schmidt. Und es war ein zäher Kampf gegen die bürokratischen Mühlen. „Auch zukünftig ist es unabdingbar, diesen Freizeitraum nicht der Ordnung und Sicherheit willen in ein abgezäuntes Schulgelände zu integrieren, sondern der Öffentlichkeit und somit auch dem Anker e.V., der sich auch schwerpunktmäßig im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit engagiert, zur Verfügung zu stellen.“

Im Bereich der Slevogtstraße wurde zwar mittlerweile der sogenannte Möckernsche Platz gestaltet. Aber ein Platz mit Aufenthaltsqualität für junge Leute ist diese Beton-Spaß-Gestaltung ganz bestimmt nicht geworden.

„Wir Grünen sprechen uns nochmals angesichts des steigenden Bedarfs an sozialen Bereichen in Möckern für die öffentliche und multifunktionale Platzgestaltung vor dem ‚Anker‘ aus, denn diese ermöglicht soziale Teilhabe, die wir gerade hier aufgrund der Bevölkerungszusammensetzung und bestehender sozialer Problemlagen insbesondere für Kinder und Jugendliche für dringend geboten halten“, betont Schmidt. „Der Vorplatz ist auch für den ‚Anker‘ deshalb von großer Bedeutung. Mögliche planerische Konflikte bei der Gestaltung der öffentlichen Fläche in Zusammenhang mit der angrenzenden Sporthalle und des Werner-Heisenberg-Gymnasiums sind seitens der Verwaltung in diesem Sinne zu lösen!“

Die Anfrage der Grünen zum Renftplatz.

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