Zwei Bรคnke, ein โ€“ na ja - Sandkasten, mehr ist das nicht, was dem Schillerplatz in Wahren Aufenthaltsqualitรคt gibt. Eigentlich ist es nur eine grรผne Hundewiese, paar Bรคume, paar Bรผsche. Und in jedem anderen Ortsteil hรคtten sich die Anwohner gefreut, wenn die Stadt angekรผndigt hรคtte: Wir bauen da einen richtigen Spielplatz hin. Doch eine Bรผrgerin schrieb lieber eine lange Petition: Wollen wir hier nicht.

Sollen doch die Kinder in die PittlerstraรŸe hinter die Asylunterkunft gehen. Die ist zwar einen Kilometer weit entfernt. Aber augenscheinlich ist kein Argument zu krumm, wenn es um den Wunsch nach bรผrgerlicher Burgmentalitรคt geht. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Argumente in der Petition falsch sind. Es wohnen nicht nur รคltere Menschen im Gebiet rund um den Schillerplatz und es sind auch nicht fast alles Eigenheime. Im Gegenteil. Das Viertel wird von Mietshรคusern dominiert.

Logisch, dass das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport von dieser Petition gar nichts hรคlt und eine Ablehnung vorschlรคgt.

Beschlossen werden sollte eher noch eine richtige Bรผrgerbeteiligung, damit alle sich mit dem Platz wohlfรผhlen: โ€žIm Planungsprozess wird eine Bรผrgerbeteiligung durchgefรผhrt. Hinweise und Anregungen werden geprรผft und ggf. berรผcksichtigt. Angebote sind generationsรผbergreifend auszurichten.โ€œ

Und unter Denkmalschutz steht der Platz auch nicht. Das ist wohl ein Gerรผcht: โ€žDer Spielbereich auf dem Schillerplatz wurde Anfang der 90-er Jahre angelegt und seit dieser Zeit nicht mehr verรคndert. Die รถffentliche Grรผnflรคche verfรผgt kaum รผber Ausstattungen und Spielangebote, die den aktuellen und zukรผnftigen Anforderungen aus dem Umfeld entsprechen.

Der Schillerplatz ist der einzige รถffentliche Spielplatz im Einzugsbereich zwischen der Georg-Schumann-StraรŸe und der RittergutsstraรŸe. Andere รถffentliche Grรผnflรคchen sind in diesem Einzugsgebiet nicht verfรผgbar.โ€œ

Und fรผr die grรคmliche Abwehrhaltung schreibt das Umweltdezernat extra ins Stammbuch: โ€žSpielen ist ein Grundbedรผrfnis von Kindern und ist als Recht des Kindes auf Ruhe, Freizeit, Spiel und altersgemรครŸe aktive Erholung bereits in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Gleichzeitig setzt die Stadt Leipzig auf Lebensqualitรคt und hat als strategisches Ziel die Schaffung von quartiersnahen Kultur-, Sport- und Freiraumangeboten formuliert. Da die Versorgung mit รถffentlichen Spielplรคtzen in Wahren auch aus dem Stadtteil heraus als nicht ausreichend eingeschรคtzt wird, hat der Stadtbezirksbeirat Leipzig Nordwest die Forderung nach Erneuerung des Spielangebotes auf dem Schillerplatz mit der Vorlage Nr. VI-WA-02113 in die Ratsversammlung am 18.05.2016 eingebracht. Sie wurde mehrheitlich beschlossen.โ€œ

Den Antrag hatte รผbrigens der Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nordwest im April eingebracht, der kam also direkt aus dem Quartier.

Und weil ein Ausbau des Mittleren Ringes stockt, kann endlich eine Aufwertung des Schillerplatzes angegangen werden. Eigentlich ein gutes Beispiel dafรผr, wie viel Geld so ein unsinniges StraรŸenprojekt wie der โ€žMittlere Ringโ€œ bindet und wie viele andere Projekte es auf Jahre blockiert. Ende des Jahres soll klar sein, was das Ganze kostet und wie es aussehen soll.

โ€žMit einer qualitรคtsvollen Gestaltung der รถffentlichen Grรผnanlage sollen neben der Einordnung von Kinderspielangeboten neue Sitzmรถglichkeiten, Wege und eine vielfรคltige Bepflanzung aus Blรผtenstrรคuchern und Bรคumen entwickelt werden. Damit soll der Platz fรผr alle Altersgruppen attraktiver gestaltet und die Aufenthaltsqualitรคt insgesamt verbessert werdenโ€œ, betont das Umweltdezernat.

Fรผr fast alle Altersgruppen, denn die Jugendlichen mรถchte man doch gern herausnehmen. โ€žFรผr die speziellen Ansprรผche von Jugendlichen wird im Herbst 2016 ein Treff- und Spielangebot in Wahren an der RittergutsstraรŸe neu geschaffenโ€œ, heiรŸt es in der Vorlage.

Aber die Kinder will die Stadt ganz bestimmt nicht irgendwo anders hinschicken, gar in die PittlerstraรŸe. Das wรคre Quatsch.

Also: โ€žParallel dazu wird 2016 mit der Planung zur Neugestaltung des Spielbereiches auf dem Schillerplatz begonnen. Der Planungsprozess umfasst im Rahmen der ร–ffentlichkeitsarbeit eine Bรผrgerbeteiligung, in der Anregungen und Hinweise zur Aufwertung der รถffentlichen Grรผnflรคche und des Spielbereiches eingebracht werden kรถnnen.โ€œ

Etwas schwieriger ist dann die Idee, auf dem doch recht รผberschaubaren Platz noch einen Hubschrauber landen zu lassen, wie es die Stadt รผberlegt: โ€žUnabhรคngig davon wird die Nutzung der Grรผnflรคche fรผr Rettungshubschrauber und deren Notwendigkeit geprรผft.โ€œ

Der Antrag des Stadtbezirksbeirates Nordwest.

Der Beschluss im Stadtrat.

Die Petition.

In eigener Sache โ€“ Eine L-IZ.de fรผr alle: Wir suchen โ€žFreikรคuferโ€œ

Eine L-IZ.de fรผr alle: Wir suchen โ€žFreikรคuferโ€œ

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Es gibt 2 Kommentare

Schon das Klingeln stรถrt, der Klingler wird vermutlich mit dem Regenschirm weggeprรผgelt und es wird die Polizei gerufen.

Kinderlรคrm stรถrt also. Besonders die Nachtruhe? Aha.
Oder wird durch einen Spielplatz gar das Grundstรผck noch wertloser, als es durch die Nachbarschaft zu Flรผchtlingen angeblich schon ist?
Die Leute waren vermutlich selbst nie Kind. Oder haben es vergessen. Oder waren in der eigenen Erinnerung immer die bravsten Kinder der ganzen Welt. Unhรถrbar, nicht gesehen โ€ฆ Wers glaubt โ€ฆ

Man sollte รคltere Nachbarn einfach mal zum gemeinsamen spielen rausklingeln. Wenn die erstmal merken, wie lebendig das macht, sind die vielleicht etwas entspannter.

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