Jetzt gibt es die Mehrkosten für das Bauprojekt „Anker“ auch auf Heller und Pfennig. Der ganze Bau wird noch einmal um 600.458 Euro teuer. Das sind 11 Prozent der zuletzt geplanten Bausumme. Und dabei glaubte man 2013 noch, man würde mit 3,1 Millionen Euro über die Runden kommen. Billig wird teuer. Das ist das vorläufige Fazit.

Wobei das Hauptproblem ist, dass man vor Beginn der Sanierung augenscheinlich nicht den Mut hatte, die Bausubstanz der alten Gastwirtschaft und des angehängten Saals genau unter die Lupe zu nehmen, Verkleidungen abzureißen, Fußböden und Mauerwerk freizulegen. Die Überraschung erlebten die Bauleute, als sie begannen, sich tatsächlich an der Substanz zu vergreifen. Ruckzuck war die Baustelle gesperrt, wurden alle Arbeiten wegen Einsturzgefahr eingestellt. Und dann wurde über ein Jahr darum gerungen, wie man nun weitermacht. Das bewilligte Geld jedenfalls würde nicht reichen. Das alte Haus würde man nicht sanieren können, das musste auf neuer Bodenplatte komplett neu errichtet werden.

Am Ende kam es, wie es im Leipziger Stadtrat immer wieder kommt: Irgendwann ziehen die Verfechter der Deckelung den Kopf ein und sagen gar nichts mehr zu ihrer vorlauten Forderung, die Stadt müsse hier mit 3,1 Millionen Euro auskommen, obwohl die erste Kostenabschätzung schon 3,7 Millionen betragen hatte.

Am Ende einigte man sich auf 5 Millionen, was nun auch nicht ausreicht. Und das nicht nur, weil auch beim Saal einige ziemlich morsche tragende Strukturen gefunden wurden, die jetzt natürlich auch rekonstruiert oder – wie der hintere Bühnenteil – fast komplett neu gebaut werden müssen.

Deswegen trägt der Saal – an dem die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen haben – mit geschätzten 292.000 Euro Mehrkosten fast zur Hälfte der Summe bei, die jetzt zusätzlich bewilligt werden muss.

„Die Gesamtkosten betragen 5.804.265 €. Der Mehrbedarf gegenüber dem aktuellen Baubeschluss und der Haushaltsplanung beträgt somit 600.485 €, welche im Finanzhaushalt 2017 eingeordnet werden müssen“, heißt es jetzt also in der mittlerweile dritten Änderung zum Baubeschluss RBV 1307/12 vom 18. Juli 2012.

Das Geld muss 2017 fließen. Dabei werden Gelder aus Projekten zusammengekehrt, die man 2016 nicht gebraucht hat – wie etwa beim Naturkundemuseum (70.000 Euro) oder erst später braucht, weil sich das Projekt verschoben hat (wie beim Schulcampus Ihmelstraße, 356.200 Euro). 174.285 Euro kommen noch aus dem Topf „Zuweisung investiver Verstärkungsmittel an den Kulturraum Leipzig 2016“ aus dort frei werdenden Eigenmitteln im Jahr 2016 und damit frei werdender Liquidität.

Das Bauvorhaben aus dem Bund-Länder-Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (SOP) – Leipzig „Georg-Schumann-Straße“ wird mit 1.487.755 Euro gefördert. Der Eigenanteil der Stadt Leipzig erhöht sich damit auf 4.316.510 Euro.

Dabei war mit solchen baulichen Überraschungen zu rechnen: Der Anker-Komplex war über 100 Jahre alt und in DDR-Zeiten war hier nichts investiert worden. Seit September 2014 wird gebaut, was schon die erste Bauverzögerung war und schon zu einem Teil  der Kostensteigerung beigetragen hat.

Aber als man dann in die Substanz schaute, tauchten allerhand Kleinigkeiten auf, die man in der Planung nicht berücksichtigt hatte.

Da war der Baugrund nicht tragfähig genug und es musste erst mal eine entsprechende Unterlage gebaut werden. Die Einbruch- und Brandmeldeanlage war zu klein bemessen. Die Stromversorgung musste – anders als geplant – komplett erneuert werden, eine alte Abwasserleitung wurde gefunden, die rückgebaut werden musste. Allein das summierte sich auf 138.500 Euro.

Beim Saal ging es dann weiter, wo nicht nur der rückwärtige Bühnenbereich neu gebaut werden musste, das Dach muss mit Schiefer eingedeckt werden, der Schallschutz musste deutlich verstärkt werden, die Innentreppe musste aus Holz gebaut werden, weil Stahlbeton nicht geht.

Und was dann noch übrig bleibt an Kosten, entstand schlicht durch die Verlängerung der Bauzeit: Der Wachdienst musste bezahlt werden, die Containermiete.

Und einfach zwischendurch aufhören, ging auch nicht. Der Saal gehört zwingend zum Konzept. Würde man hier nicht endlich bauen, würde auch noch der Verlust der Fördermittel drohen. Und das Baudezernat macht Druck, denn mittlerweile drohen auch bei neuen Ausschreibungen Mehrkosten, weil die Baukapazitäten in ganz Leipzig ausgebucht sind.

Die Vorlage zu den Anker-Mehrkosten

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