Sie waren immer auch ein besonderer Treffpunkt für ihre Stadtteile: Die Ratskeller in den vor 100 Jahren eingemeindeten Ortsteilen. Manche davon sind bis heute legendär. Aber irgendwie ist der Wurm drin. Denn obwohl sie immer einen guten Ruf hatten, sind sie geschlossen. Ein Thema, das die beiden CDU-Stadträte Ansbert Maciejewski und Uwe Rothkegel dazu animierte, mal nachzufragen bei der Stadt.
Denn die Rathäuser gehören ja der Stadt, sie betreibt allerlei Außenstellen in den ortsbildprägenden Rathäusern – in Schönefeld zum Beispiel und in Wahren.
Ein Thema, dass dann im Februar 2015 auch anschaulich wurde: Da besichtigten Verwaltung, Stadträte und Stadtbezirksbeiräte gemeinsam mit Vertretern von IHK und DEHOGA die ehemaligen Ratskeller Schönefeld und Wahren. „Die Stadtverwaltung sagte zu, mit Unterstützung von IHK und DEHOGA dafür zu sorgen, dass für beide Objekte Konzepte zur Wiederbelebung der gastronomischen Nutzung erstellt werden“, formulierten die beiden Stadträte dann in ihrer kurzen Anfrage, in der sie nach über einem Jahr doch gern wissen wollten: „Welche Schritte hat die Stadtverwaltung bisher konkret unternommen? Wann ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen?“
Aber augenscheinlich ist es eben doch nicht so einfach, solche Traditionsgaststätten wieder wirtschaftlich tragbar in Betrieb zu nehmen. Deswegen wolle man nun erst einmal mit einer der beiden Gaststätte so eine Art Modellprojekt auflegen, teilt das Planungsdezernat mit. In Schönefeld hält man die Chance für einen Neubeginn für gegeben: „Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat in Abstimmung mit dem Amt für Gebäudemanagement (AGM) und der Hotelfachschule im Oktober 2015 ein Projekt ins Leben gerufen, ein gastronomisches Konzept vorerst nur für den ehemaligen Ratskeller Schönefeld zu erstellen.“
Natürlich funktioniert auch dieser Neustart nicht ohne Geld. Man staunt.
„Die erforderlichen Unterlagen für dieses Projekt (Grundrisspläne, Hinweise zu baulichen und technischen Erfordernissen, Denkmalschutzaspekte, eine eventuell mögliche Kostenbeteiligung der Stadt an der Herrichtung der Räumlichkeiten usw.) wurde den Studenten durch das AGM zur Verfügung gestellt“, teilt die Verwaltung mit. Und sieht schon ein paar Konturen. Die überhaupt nicht überraschen: „Das Projekt befindet sich in der Endphase. In dem erarbeiteten Marketingkonzept haben sich die Studenten auf die gut-bürgerliche Küche spezialisiert. In Verbindung mit einem kulturellen Rahmenprogramm konnte eine Zielgruppe definiert werden. Zu dem kulturellen Rahmenprogramm gehören z. B. Open-Mic, Stand-up Comedy und Vorlesungen. Das Marketingkonzept soll im Rahmen einer Schulveranstaltung präsentiert werden. Unterlagen liegen dem AGM noch nicht vor.“
Das müsste dann also ein Gastwirt sein, der ein bodenständiges Publikum mag, das nach Hausmannskost fragt, und der auch regelmäßig Kulturprogramm bietet. Was natürlich daran erinnert, dass abseits der Aktivitäten des Schönefelder Bürgervereins nicht viel stattfindet in dem wachsenden Ortsteil. Ein bisschen ortsteilprägende Kultur könnte er also durchaus gebrauchen.
Und da das Thema natürlich auch in die Stadtteilentwicklung hineinspielt, hat man auch diese Partner eingebunden: „Das Thema Wiederbelebung der gastronomischen Nutzung des Ratskellers Schönefeld wurde auch im Rahmen von Veranstaltungen des Amtes für Stadtentwicklung und Wohnungsbauförderung im Zusammenwirken mit dem Team Stadtteilmanagement Schönefeld als Thema der Entwicklung Schönefelds im Bereich Schloss Umfeld und alte Ortslage behandelt. – Das Team Stadtteilmanagement Schönefeld hat Interesse bekundet, dieses Konzept mit zu begleiten und bei der Suche nach möglichen Interessenten mitzuwirken.“
Das heißt also erst einmal: Der Ratskeller Schönefeld hätte Chancen auf ein Comeback.
Anders sieht es in Wahren aus, für dessen Ratskeller die Stadt keine günstige Prognose ausstellt: „Für den Ratskeller im Rathaus Wahren waren die IHK und DEHOGA bereits zum Besichtigungstermin im Februar 2015 der Meinung, dass aufgrund der räumlichen Gegebenheiten und der hohen Kosten, die ein Interessent für den Ausbau in Eigenfinanzierung aufbringen müsste, eine Vermarktung sehr unwahrscheinlich ist. Aus diesem Grund sind für dieses Objekt bisher noch keine weiteren Aktivitäten eingeleitet worden.“
In eigener Sache
Jetzt bis 8. Juli für 49,50 Euro im Jahr die L-IZ.de & die LEIPZIGER ZEITUNG zusammen abonnieren, Prämien, wie zB. T-Shirts von den „Hooligans Gegen Satzbau“, Schwarwels neues Karikaturenbuch & den Film „Leipzig von oben“ oder den Krimi „Trauma“ aus dem fhl Verlag abstauben. Einige Argumente, um Unterstützer von lokalem Journalismus zu werden, gibt es hier.
Keine Kommentare bisher