Wer dieser Tage die Verteilerebene besucht, die den Kleinen Willy-Brandt-Platz mit der S-Bahn-Station Hauptbahnhof und die Promenaden Hauptbahnhof miteinander verbindet, der sieht, dass in Sachen Fahrstuhl tatsächlich etwas passiert: Der Bereich, wo demnächst ein kleiner Lift den Höhenunterschied zwischen der untersten Ebene der Promenaden und der Verteilerebene überbrücken soll, ist eingehaust. Und nun wird’s teurer.

Das vermerkt jetzt eine Vorlage des Planungsdezernats. Dass der Lift gebaut werden soll, hat ja Leipzigs Stadtrat vor einem Jahr so beschlossen, nachdem man 2013 auch schon allseitig verblüfft festgestellt hatte, dass die neun Treppenstufen zwischen Promenadenzugang und Verteilerebene schlicht nicht barrierefrei sind. Hier scheitern Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, hier müssen Koffer, Kinderwagen und andere schwere Teile hochgewuchtet werden.

Schuld will keiner gewesen sein, irgendwie lag der Übergang unsichtbar in allen Plänen zwischen den verschiedenen Verantwortungsbereichen. Deswegen waren dann auch die Untersuchungen zum Thema in den letzten Monaten voller Erkenntnisse. Dazu gehörte, dass man sichtlich den Platz für eine einfache schiefe Ebene nicht (mehr) hatte. Die wäre einfach zu lang geworden.

Blieb nur ein Lift. Eigentlich kein großes Ding. Denkt man so als Laie. Aber schon in den ersten Schätzungen wurde das Gerät mit 150.000 Euro kalkuliert. Und dabei wird es nicht bleiben. Denn augenscheinlich haben die Techniker, als sie nun an die Substanz gingen, festgestellt, dass man im Untergrund (man befindet sich ja mehrere Meter unter der Erdoberfläche) mit Wasser zu rechnen hat.

Und so heißt es in der neuen Vorlage jetzt: „Neben den allgemeinen Preissteigerungen der Bauwirtschaft mussten folgende Punkte in der Kostenermittlung berücksichtigt werden:

– Im Gründungsbereich ist mit Wasser zu rechnen, die elektrischen Antriebe und die Sicherheitstechnik des Aufzuges sind entsprechend zu schützen.

– Das vorhandene Blindenleitsystem ist neben der erforderlichen Anpassung aufgrund geänderter Standards umfangreich nachzubessern.

– Aufgrund der Nutzung der Verteilerebene sind umfangreiche, über das übliche Maß hinausgehende Anforderungen, den Gesundheits- und Arbeitsschutz betreffend, zu berücksichtigen. Das sind neben staubdichter Einhausung vermehrt Nachtarbeiten und sehr lange Transportwege, da aus brandschutztechnischen Gründen ein Zwischenlager vor Ort kaum möglich ist.“

Das alles scheint sich jetzt zu einer neuen Gesamtsumme zu addieren.

Konnte man bislang davon ausgehen, dass der Lift 143.000 Euro kosten würde, kommen jetzt durch all die aufgezählten Maßnahmen noch 60.000 Euro obendrauf, so dass man von 206.000 Euro Gesamtkosten ausgehen kann.

Man kann eigentlich sicher sein, dass der Spaß deutlich preiswerter gekommen wäre, hätte man ihn gleich mit eingeplant. Aber Barrierefreiheit ist ja ein ganz schweres Thema.

Offen ist nun freilich noch, wie man künftig mit den 5.000 Euro Betriebskosten umgehen wird, die dann jährlich anfallen. „Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen der Haushaltplanung 2017 zu entscheiden“, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat. „Die Mittel sind durch das Fachamt entsprechend anzumelden.“

Aber es bleibt auch die große Hoffnung, dass der Betreiber der Promenaden Hauptbahnhof hier einspringt. Deswegen steht unverändert auch der Satz in der Vorlage: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Verhandlungen mit der GB Immobilien GmbH als Betreiber der Promenaden Hauptbahnhof zur Übernahme der Unterhaltungslast in den bestehenden Betreibervertrag zur Verteilerebene fortzuführen.“

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