Der Druck aus dem Norden wächst. Eigentlich soll das Heinrich-Budde-Haus einen neuen Betreiber bekommen. Aber die alte Fabrikantenvilla ist noch immer nicht zu Ende saniert. Rund 1,1 Millionen Euro würde das kosten. Die Stadt will die Investition lieber aufschieben. Die SPD-Ortsgruppe Nord will das Heinich-Budde-Haus am 25. Juni zum Thema beim Stadtparteitag machen.

Die Ortsgruppe der SPD im Leipziger Norden will mit dieser Initiative den Vorstoß des Stadtbezirksbeirats aus dem März unterstützen, die alte Bleichert’sche Fabrikantenvilla endlich zu sanieren und damit als Kulturhaus in Gohlis auch in Gänze bespielbar zu machen.

Die Leipziger SPD wird am kommenden Sonnabend, 25. Juni, einen Antrag beraten, der sich mit dem Zustand der Bleichert’schen Fabrikantenvilla in Gohlis befasst.

„Das Haus verfällt seit Jahren und ist deswegen nur noch eingeschränkt nutzbar“, klagt der ehemalige SPD-Stadtrat Tino Bucksch, der diesen Antrag gemeinsam mit seinem Kollegen im Stadtbezirksbeirat Leipzig-Nord, Martin Klein, formuliert hat. „Wir wollen, dass das Heinrich-Budde-Haus umfassend saniert und damit wieder in allen seinen Teilen als kulturelles Zentrum an der Grenze zwischen Gohlis und dem Zentrum ertüchtigt wird.“

Die 1890/91 errichtete „Villa Hilda“ – benannt nach Adolf Bleicherts Ehefrau Hildegard – wurde von der Familie bis Mitte der 1920er Jahre genutzt und danach an einen Glasgroßhändler verkauft. Seit 1956 beherbergte die Villa das „Klubhaus Heinrich Budde“, benannt nach einem von Nazis ermordeten Techniker der Bleichert-Werke. Nach der Wende übernahm die Stadt das Haus, das ab 1993 dann vom Förderverein Heinrich-Budde-Haus als kulturelles Zentrum betrieben wurde. Das Haus, das äußerlich noch ganz passabel ist, befindet sich in seinem Inneren in keinem guten Zustand und ist dringend sanierungsbedürftig.

Die SPD Leipzig-Nord unterstütze den Antrag von Bucksch und Klein deshalb vollumfänglich.

Jutta Kiesewetter, langjährige Vorsitzende des Ortsvereins der Sozialdemokraten, ergänzt: „Schon vor einiger Zeit haben wir uns in der SPD Nord von den Bauträgern der Sanierung des Fabrikareals der Bleichert-Werke, das gleich gegenüber des Heinrich-Budde-Hauses liegt, ihr Konzept erläutern lassen. Hier verschwindet ein Schandfleck, und historische Fabrikbauten erhalten als Wohnanlage eine neue Funktion.“

Es wäre gerade deshalb fatal, so Kiesewetter, wenn gleichzeitig die zum Ensemble gehörige Fabrikantenvilla weiter dem Verfall preisgegeben würde: „Wir wollen mit diesem Antrag erreichen, dass über eine Sanierung des Hauses nicht nur geredet, sondern sie endlich auch in Angriff genommen wird.“

Ein entsprechender Antrag des Stadtbezirksbeirats Leipzig-Nord liegt im Stadtrat vor. Die Verwaltung hat den Antrag bislang abgelehnt, obwohl man sehr genau weiß, dass das Haus so nicht bespielbar ist.

In der Verwaltungsvorlage hieß es dazu: „Als Kultur- und Vereinshaus ist das Gebäude, das um 1890 als reines Wohnhaus errichtet wurde, in seiner bestehenden Struktur derzeit nur eingeschränkt nutzbar. Vor allem zur Gewährleistung des Brandschutzes müssen umfangreiche Maßnahmen umgesetzt werden. Die Kosten zur brandschutztechnischen Ertüchtigung des Gebäudes, wozu auch die Erneuerung der elektrischen Anlage zählt, sowie die Kosten für eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes und der Geschosse mit einem Aufzug, wurden im Jahr 2015 im Auftrag des Kulturamtes ermittelt. Danach ergeben sich für beide Maßnahmen zusammen Kosten von ca. 900.000 Euro. Für die abschließende Erneuerung der Fenster würden zusätzlich Kosten von ca. 150.000 Euro entstehen. Eine Senkung der Heizkosten bei der Betreibung des Gebäudes ist grundsätzlich anzustreben, wobei eine energetische Verbesserung aufgrund des Denkmalstatus des Gebäudes nur eingeschränkt möglich ist. Für die Modernisierung der Heizungsanlage kann von ca. 50.000 Euro ausgegangen werden. – Somit ergeben sich geschätzte Gesamtkosten von ca. 1,1 Mio Euro. Endgültige Angaben zu den Kosten können erst mit einer vertiefenden Planung getroffen werden.“

Der logische Schluss für die Verwaltung daraus: „Das Kulturamt, das durch Insolvenz des Betreibervereins seit 2014 das Gebäude selbst betreibt, strebt an, das Budde-Haus ab 2017 wieder in freie Trägerschaft zu überführen. Dafür wurde ein Interessenbekundungsverfahren veröffentlicht, in dem davon ausgegangen wird, die Immobilie im jetzigen Zustand zu übergeben.“

Das klingt schon ganz so, als würde das einfach nicht viel Sinn machen und nicht mal ein tragfähiges Provisorium sein. Jetzt sind die Ratsfraktionen am Zug, sich hier eine Meinung zu bilden.

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