Eigentlich lag es schon 2012 auf der Hand, als das Einkaufszentrum am Lindenauer Markt eröffnet wurde, dass das Verkehrskonzept an diesem so wichtigen Platz geändert werden muss. Und wenn man schon nicht von „muss“ spricht, dann könnte man von einer Chance reden, die sich hier auftat, einen wirklich beliebten Platz im Leipziger Westen deutlich aufzuwerten. Das sieht jetzt augenscheinlich auch die Leipziger Stadtverwaltung so.

Eingegangen auf die Sorgen um die teilweise unübersichtliche Verkehrssituation war sie ja schon, auch wenn sie auf den drängenden Antrag des Stadtbezirksbeirates anfangs eher abwehrend reagiert hatte. Doch mittlerweile hat ein Bürgerworkshop stattgefunden, dessen Ergebnisse auch bei den städtischen Planern auf Verständnis stießen. Und jetzt sieht es ganz so aus, als könnte die Nordseite des Platzes – von der Henrici- bis zur Demmeringstraße – ziemlich bald zur Fußgängerzone werden.

Am 9. Juni hatte die Stadtverwaltung zum – mittlerweile zweiten – Bürgerworkshop zum Lindenauer Markt eingeladen. Und insbesondere die Stadträte aus dem Leipziger Westen zeigen sich jetzt stolz, wie man ein solches wichtiges Anliegen dann doch in erstaunlich schneller Zeit zu einem Ergebnis bringen kann, wenn man gemeinsam an einem Strick zieht und sich im Stadtrat nicht gegenseitig blockiert. Auch dann, wenn man im Detail völlig unterschiedlicher Ansicht ist. Denn wo eine Mehrheit die Fußgänger und ÖPNV-Nutzer hier eigentlich als die Hauptakteure des Marktgeschehens sieht, kämpft vor allem die CDU darum, das Recht des Autofahrers auf die Nähe zum Zielobjekt einzufordern.

CDU-Stadtrat Michael Weickert: „Der Lindenauer Markt ist ein wichtiger Knotenpunkt in Altwest. Daher ist es unabdingbar, dass alle Verkehrsformen angemessen bei einer Umgestaltung berücksichtigt werden, um insbesondere den Wirtschaftsverkehr nicht zu behindern.“

Aber eigentlich bekommt gerade der Lieferverkehr mehr Freiraum, wenn er sich nicht mehr mit „verirrten“ Autofahrern und wild geparkten Privatfahrzeugen herumärgern muss. Denn darauf läuft es ja hinaus, wie SPD-Stadtrat Christian Schulze betont: „Endlich wird auf der Nordseite – zwischen Kaufland und Schuhhaus Koch – dem Fußgängerverkehr mehr Raum eingeräumt.“

Den Vorschlag gemacht hat tatsächlich die Verwaltung.

„Die Straßenverkehrsbehörde kam mit dem Vorschlag zum Bürgerworkshop, die Nordseite ab Henricistraße bis Demmeringstraße in eine Fußgängerzone umzuwandeln. Dies wurde begeistert von den Lindenauer Bürgern aufgenommen“, sagt Daniel von der Heide, Stadtrat in Alt-West für Bündnis90/ Die Grünen dazu. Die Fußgängerzone könnte sogar noch länger werden. Denn Volker Holzendorf, Stadtbezirksbeirat aus Altlindenau, hat gleich beim Bürgerworkshop vorgeschlagen, dass mit der Einrichtung der Fußgängerzone gleichzeitig die Vorbeifahrt am Cafe „Olea“ für den Autoverkehr gesperrt werden sollte. Das Café befindet sich gleich an der Ecke Kuhturmstraße/Dreilindenstraße.

„Auch dies wurde in großer Einigkeit von den Teilnehmern des Bürgerworkshops ins Aufgabenbuch der Stadtverwaltung geschrieben“, erinnert sich Christian Schulze.

„Es bewegt sich etwas am Lindenauer Markt“, freut sich auch Pia Naomi-Witte, Leipziger Stadträtin aus Lindenau für die Linke.

Beschlossen ist das alles noch nicht. Aber es sieht ganz so aus, dass die Stadt die positiv gevoteten Vorschläge jetzt ernsthaft in ihre Planungen mit aufnimmt. Das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) und das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbau (ASW) erklärten die Ergebnisse des Bürgerworkshops noch am 9. Juni zu einer guten Grundlage für eine Verwaltungsvorlage, die spätestens bis Ende September vorliegen soll.

Neben dem Thema der Neuregelung des Verkehrsflusses rund um den Markt haben sich zwei weitere Arbeitsgruppen beim Bürgerworkshop mit der Gestaltung des gesamten Platzes und mit den Zuwegungen zum Lindenauer Markt beschäftigt. Hier wurde vor allem auf Barrierefreiheit auf dem gesamten Platz und auf die optische Aufwertung der Zuwegungen zum Lindenauer Markt seitens der Bevölkerung Wert gelegt.

„Unsere Einigkeit als Lindenauer Stadträte hat der Stadtverwaltung gezeigt, dass am Lindenauer Markt für die Lindenauer Bevölkerung ein unhaltbarer Zustand herrscht, der nun endlich angegangen wird“, ziehen die vier Lindenauer Stadträtinnen und Stadträte eine Zwischenbilanz. Vielleicht macht das ja in anderen Stadtteilen auch Schule. Da könnten einige Plätze in dieser Stadt endlich zu echten Schmuckstücken für die Anwohner werden und so mancher Verkehrskonflikt einfach vermieden werden. Aber noch ist man ja auch mit dem Lindenauer Markt nicht ganz durch. Im September sieht man weiter.

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