Wenn eine Stadt neue Orte eingemeindet, dann übernimmt sie auch Verpflichtungen. Zum Beispiel für die Integrierung des Straßennetzes und die Herstellung sichere Verkehrswege. Das war eigentlich das wichtigste Thema, das sich der Ortschaftsrat von Mölkau vorgenommen hatte für den Ortsteilspaziergang mit dem OBM am 31. Mai. Aber nun hat der OBM den Termin abgesagt. Der Ortschaftsrat ist sauer.
In einem offenen Brief beklagt sich der siebenköpfige Ortschaftsrat darüber, dass Oberbürgermeister Burkhard Jung den Termin so kurzfristig aus Termingründen abgesagt hat. „Durch diese Absage entsteht der Eindruck, dass Sie sich nicht ernsthaft für die spezifischen Probleme des Ortsteils Mölkau interessieren. Außerdem wird durch die unbestätigte Terminverschiebung um mindestens 6 Monate eine Geringschätzung aller ehrenamtlich Tätigen und der in Bürgerinitiativen engagierten Bürgerinnen und Bürger im Ortsteil Mölkau vermittelt, die sich nach Kräften darum bemühen, die Rahmenbedingungen für einen lebendigen, zukunftsorientierten, generationenfreundlichen und behindertengerechten Ortsteil stetig zu verbessern“, schreiben die Ortschaftsräte.
Ganz so viele Briefe der Art bekommt der OBM dann doch nicht. Und wenn er sie bekommt, dann deuten sie zumindest an, dass einige Sorgen vor Ort schon viel zu lange ungelöst sind.
Das merkt man selbst am Wochenende, wenn man sich einmal in den 1999 eingemeindeten Ortsteil traut, der unter der Woche eher etwas für Hartgesottene ist. Denn zwei der am stärksten frequentierten Straßen im Leipziger Osten kreuzen sich in der Ortslage Mölkau: die Sommerfelder Straße, die von Stötteritz kommend nach Zweinaundorf führt, und die Zweinaundorfer Straße, die den Verkehr aus Richtung Reudnitz nach Mölkau leitet. Oder eben bis zur Kreuzung mit der Sommerfelder Straße, wo sich die werktäglichen Automengen kreuzen, von denen ein guter Teil in das Gewerbegebiet an der Sommerfelder Straße will.
Entsprechend befahren ist die Kreuzung sogar am Wochenende.
Und entsprechend schwierig gestalten sich hier die Wege von Fußgängern und Radfahrern. Und das nicht erst seit heute. Gerade der Verkehr auf der Sommerfelder Straße (wo es zum Teil katastrophal schlechte Passagen für Fußgänger und Radfahrer gibt) sorgt auch im benachbarten Stötteritz für Frustration. Im Mitmach-Projekt des Ökolöwen „Mach’s leiser“ haben die Stötteritzer noch einmal deutlich gemacht, dass sie innerorts auf der Sommerfelder Straße Tempo 30 haben wollen und am Kärrnergweg einen ordentlichen Fußgängerüberweg, der überhaupt erst einmal das Überqueren der Straße ermöglicht. Denn für die meisten Kraftfahrer ist die Sommerfelder Straße nur Durchfahrts- und Rennpiste. Und da sie gerade im Stötteritzer Teil kurvenreich ist, leben Fußgänger hier entsprechend gefährlich.
Eigentlich gibt es in Mölkau ganz ähnliche Probleme.
Das hat im März der SPD-Stadtrat Sebastian Walther (zu dessen Wahkreis Mölkau gehört) erst zum Thema gemacht, als er den „Bau eines Fuß-/Radweges parallel zur Zweinaundorfer Straße im Bereich Mölkau“ beantragte. Eigentlich könnte man ja mit der Planung für diesen Weg sofort beginnen, stellte er dabei fest: „Für den Bau eines beleuchteten Fuß-/Radweges parallel zur Zweinaundorfer Straße im Bereich Tempo-30-Zone in Mölkau – ab Ortseingang bis zum Bahnhof – wird im Haushalt 2015/16 mit der Planung begonnen. Aufgrund des Planungsvorlaufes ist eine Realisierung frühestens 2018 realistisch.“
Die Vorlage hatte der Ortschaftsrat in diesem Frühjahr auch schon auf dem Tisch.
Tatsächlich endet der Radweg, der ab Anger-Crottendorf die Zweinaundorfer Straße begleitet hat, genau am Ortseingang von Mölkau. Was auch deshalb ein Politikum ist, weil die Zweinaundorfer Straße in kompletter Länge Teil des Leipzig-Elbe-Radweges ist. Doch dort, wo am Ortseingang von Mölkau die Engelsdorfer Straße abbiegt, hört der Radweg einfach auf. Radfahrer können jetzt zwar mit dem fließenden Verkehr auf der Fahrbahn fahren. Doch die Strecke ist nicht nur kurvenreich – sie gehört wie die Sommerfelder Straße zu den Rennpisten in diesem Gebiet. Da fühlen sich nicht nur ältere Verkehrsteilnehmer in Bedrängnis gebracht und weichen lieber auf den schmalen Fußweg aus. Östlich der Kreuzung mit der Sommerfelder Straße wird es nicht besser. Hier erinnern Schilder auch zu Recht daran, dass hier regelmäßig Schulkinder über die kurvenreiche Straße müssen. Die Herstellung einer sicheren Wegeverbindung für Radfahrer und Fußgänger bis zum Bahnhof Mölkau liegt als Arbeitsaufgabe eigentlich auf der Hand.
Darüber hätten die Mölkauer ganz bestimmt mit dem Oberbürgermeister reden wollen, stellvertretend für immerhin 5.800 Einwohner. Nun müssen sie bis November warten. Aus ihrer Sicht wieder verlorene Monate, die bei der Lösung der Mölkauer Verkehrsprobleme fehlen
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