Im März legte das Leipziger Sozialdezernat den „Schulentwicklungsplan der Stadt Leipzig“ vor. Der beruhte zwar „nur“ auf der Bevölkerungsprognose von 2013. Aber auch die zeigte schon deutlich, dass allein bis 2020 14 neue Schulen gebraucht werden. Und auch bei Grundschulen im Stadtbezirk Mitte wird’s eng. Auf einmal tauchte da ein ganz neuer Standort auf: Brüderstraße.
Dass sich in der Mitte was zusammenbraut, ist schon seit Jahren absehbar. Zwischenzeitlich war ja auch mal eine neue Grundschule in der Telemannstraße geplant. Mittlerweile ist klar, dass das Altgebäude der Pablo-Neruda-Schule vorläufig zwingend weiterbetrieben werden muss. Was trotzdem noch nicht reicht. Es gibt einfach zu viele Kinder. Zumindest, was das ausgedünnte Leipziger Schulnetz betrifft.
Oder mit den Worten aus dem Schulentwicklungsplan: „Die vorhandenen Schulstandorte der Schule am Floßplatz, sowie Pablo-Neruda-Schule werden die Nachfrage nicht mehr aus ihrem Bestand heraus abdecken können. Da auch die Nachfrage nach den Kapazitäten benachbarter Schulstandorte steigt, ist eine langfristige Erweiterung der Schulhauskapazitäten notwendig. – Eine zwischenzeitliche Lösung der Kapazitätsprobleme kann mit der Weiterführung des Schulbetriebes im alten Bestandsgebäude der Pablo-Neruda-Schule erreicht werden. Langfristig stellt diese Lösung aber keine Alternative dar, da der Standort perspektivisch die Georg-Schumann-Schule (Oberschule) aufnehmen soll, um die räumliche Zusammenführung des Deutsch-Französischen-Bildungszentrums auf einem Campus abzuschließen. – Der in der letzten Fortschreibung zur Schulnetzplanung aufgezeigte Lösungsansatz mit dem Bau einer Grundschule in der Telemannstraße ist nicht mehr umsetzbar, da am Standort die Errichtung eines fünfzügigen Gymnasiums erfolgt. Als Vorzugsvariante sollte daher für die weiterhin notwendige Erweiterung der Kapazitäten ein weiterer Grundschulstandort geschaffen werden.“
Vielleicht kam die Idee zusammen mit einem Vorstoß des Leipziger Architekten Thomas Hille im März 2015, der nicht nur darauf hinwies, dass die Grünfläche an der Jablonowskistraße der Stadt gehört, sondern dass man diese Brache im Herzen der Stadt auch jetzt schon städtebaulich fruchtbar entwickeln könnte. Seine Idee war eine komplette Blockbebauung. Aber auch im März 2015 lag eigentlich schon eine Idee auf der Hand, die jetzt auch so im Schulentwicklungsplan auftauchte: „Einrichtung eines Grundschulstandorts im Bereich der Grundschulbezirke der Schule am Floßplatz bzw. Pablo-Neruda-Schule zum Jahr 2019. Hier ist der Standort Brüderstraße vorgesehen“, steht da zu lesen.
Da haben wir natürlich gleich mal nachgefragt. Und es stimmt: Genau diesen Standort westlich der gerade für 7,7 Millionen Euro komplett erneuerten Sporthalle Brüderstraße hat die Stadt jetzt als neuen Grundschulstandort ins Auge gefasst. Noch sieht alles nach einer gemütlichen Grünfläche zwischen Leplay-, Brüder- und Jablonowskistraße aus. Neue Bäume wurden gepflanzt, die Gänseblümchen sonnen sich, Bänke laden zum Sonnentanken ein.
Aber schon im nächsten Jahr soll hier alles anders werden. Was natürlich bedeutet, dass der Leipziger Stadtrat das Thema noch in diesem Jahr zwingend auf den Tisch bekommt. Denn in der bisherigen Schulnetzplanung kommt die Schule noch gar nicht vor – ist also auch noch nicht mit einem Haushaltsposten untersetzt.
Aber die Stadt meint es ernst – und hat hier, anders als an anderen Standorten, tatsächlich Handlungsfreiheit.
Als Baubeginn ist das 4. Quartal 2017 vorgesehen. Da die Schule 2019 fertig sein soll, muss hier flott gebaut werden. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 17.000.000 Euro (17 Millionen Euro), bescheinigt das zuständige Dezernat auf Nachfrage. Ab 2015 soll die Schule dann als vierzügige Grundschule mit Hort zur Verfügung stehen.
Abfangen soll der neue Standort dann allein den zusätzlichen Bedarf im Bezirk Mitte: „Die Grundschule Brüderstraße gilt als Schulstandort für die aktuellen entstehenden Bedarfe im Bereich der Grundschulen in Mitte/Süd. Aus der neuen Bevölkerungsvorausschätzung können weitere Bedarfe abgeleitet werden. Eine abschließende Aussage ist daher gegenwärtig noch nicht möglich.“
Die Aussage wird aber wahrscheinlich in den nächsten Wochen möglich. Denn dann will das Amt für Statistik und Wahlen die neue Bevölkerungsvorausschätzung vorlegen, die auch die rasanten Zuwächse der letzten drei Jahre berücksichtigt.
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