Etwas irritiert zeigte sich jüngst die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat über die vielen kleinen Baustellen in der Innenstadt. Vor allem, weil auch scheinbar intakte Straßen schon wieder umgebaut wurden. Zum Beispiel das Sporergäßchen: „Warum wurde insbesondere dem Sporergäßchen der Vorzug vor anderen sanierungsbedürftigen Straßen / Straßenabschnitten gegeben?“ Aber das ist doch unser Aushängeschild, antwortet jetzt das Baudezernat.
„Die Innenstadt ist das Aushängeschild Leipzigs, der Bereich mit der höchsten Frequenz und Aufmerksamkeit sowohl der Leipziger Bürgerinnen und Bürger als auch von Besuchern und Touristen. Ihr wird daher ein besonderer Qualitätsanspruch von Allen entgegengebracht, den auch das Verkehrs- und Tiefbauamt vertritt und im Rahmen der im Haushalt bereitgestellten finanziellen Möglichkeiten versucht zu entsprechen“, heißt es jetzt in der Antwort des Baudezernats auf die CDU-Anfrage. „Dafür sind im Jahr 2016 zahlreiche Instandsetzungsmaßnahmen geplant, in Realisierung bzw. bereits fertiggestellt. Diese wurden für das begonnene Frühjahr gebündelt, um die Einschränkungen in der Innenstadt in der Freisitzsaison und während der Vielzahl von Veranstaltungen (z. B. Katholikentag) zu minimieren.“
Und Neubau ist das eigentlich nicht.
„Bei den im Jahr 2016 geplanten, in Realisierung befindlichen bzw. bereits fertiggestellten Maßnahmen handelt es sich um Instandhaltungsmaßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sowie zum Substanzerhalt der Verkehrsanlagen.“ Dabei müsse man auch aufs verfügbare Budget Rücksicht nehmen: „Innerhalb eines Jahresbudgets kann immer nur eine bestimmte Zahl aufwendigerer Straßenabschnitte saniert werden, da jeder weitere das Jahresbudget überschreiten würde. Mit den Restmitteln des Budgets können aber kleinere Maßnahmen, beim Sporergäßchen z. B. durch die geringe Länge und Breite gegeben, realisiert werden. Insgesamt ergibt sich damit keine reine Bedarfspriorisierung, sondern eine dem Bedarf folgende Ausschöpfung des Budgets durch eine Kombination prinzipiell notwendiger, aber unterschiedlich kostenintensiver Maßnahmen.“
Dabei kommt dennoch eine hübsche Liste von kleinen Baumaßnahmen zusammen, die 2016 alle umgesetzt werden sollen oder teilweise schon sind, viele Fahrbahn-Deckensanierungen sind dabei. In der Ratsfreischulstraße muss eine Fahrbahn-Absenkung beseitigt werden, in der Petersstraße das Blindenleitsystem repariert werden. Senkungen müssen auch vorm „P&C“ in der Petersstraße beseitigt werden. In der Grimmaischen Straße ist der Plattenbelag an vielen Stellen reparaturbedürftig, da gibt es derzeit eine große Sperrung an der Kreuzung Neumarkt. Und: In der gesamten Innenstadt werden die Pflasterfugen der Pflasterflächen in ungebundener Bauweise bei Erfordernis zum Substanzerhalt nachverfugt.
Und speziell zum nachgefragten Sporergäßchen gibt es einen kleinen Ausflug ins Bautechnische:
„Die zwischenzeitlich abgeschlossenen Deckensanierungsmaßnahmen im Sporergäßchen und im Gewandgäßchen sind als Unterhaltungsmaßnahmen klassifiziert. Dabei wurde die überalterte und verschlissene Deckschicht der bituminösen Fahrbahnbefestigung erneuert. Bei bituminösen Deckschichten handelt es sich um eine Verschleißschicht. Die Lebensdauer einer Deckschicht beträgt in der Regel 12 bis 15 Jahre. Die bituminöse Deckschicht unterliegt neben den mechanischen und physikalischen (Temperaturschwankungen usw.) Belastungen auch der Alterung. Mit zunehmendem Alter versprödet die Deckschicht, so dass Risse in der Deckschicht entstehen. Durch diese kann Wasser in die Straßenkonstruktion eindringen. Diese führt zum einen zu Fahrbahnschäden in der Deckschicht und zum anderen zu einer Schädigung der weiteren bituminösen Fahrbahnkonstruktion. Weist der übrige Straßenaufbau keine zureichende Tragfähigkeit auf, oder ist er bereits nachhaltig geschädigt, ist eine Deckensanierung nicht möglich und es muss ein größerer oder grundhafter Straßenausbau erfolgen.
Die Deckschicht von Sporergäßchen und Gewandgäßchen wies bereits zahlreiche Risse auf. Zudem waren schadhafte Aufgrabungen vorhanden. Diese mussten instandgesetzt werden. Da sich die tieferliegenden konstruktiven Schichten in einem guten Zustand befanden, wurde entschieden, eine Deckensanierung zum Substanzerhalt des Sporergäßchens und des Gewandgäßchens durchzuführen. Dieses, auch bei den weiteren Maßnahmen in der Innenstadt zutreffende Vorgehen, entspricht dem grundsätzlich im Sinne des Substanzerhaltes eigentlich Notwendigen: eine angemessene Unterhaltung, welche über die Erneuerung der Verschleißschichten vor Zerstörung des darunterliegenden Straßenaufbaus die Straßeninfrastruktur erhält. Auf Grund der finanziellen Ressourcen ist diese auch vom Stadtrat durch entsprechende Haushaltsanträge unterstützte Herangehensweise leider trotzdem nicht flächendeckend im Stadtgebiet möglich.“
Wenn das nicht erschöpfend geantwortet ist …
Aber wenn schon 2016 so rege geflickt wird, was passiert dann erst 2017 und 2018, wollte die CDU-Fraktion noch wissen.
Da sind tatsächlich ein paar größere Maßnahmen geplant, teilt das Baudezernat mit.
So steht 2017 der Umbau des Rathausvorplatzes für 850.000 Euro auf der Agenda, wobei man gar nicht so sicher ist, was man hier noch unter der Erde findet, merkt das Baudezernat noch an: „vorbehaltlich zusätzlicher Kosten für historisches unterirdisches Bauwerk in Abhängigkeit der statischen Untersuchungen)“.
In der Thomasgasse soll unter anderem der nördliche Gehweg für rund 270.000 Euro komplettiert werden, als Reserve hält man sich noch 200.000 Euro für die Hugo-Licht-Straße bereit.
Und 2018 wird dann die Pflastererneuerung im Nikolaikirchhof fällig, „zusätzlich ist die Erneuerung der im Platz verlegten künstlerischen Lichtinstallation notwendig“. Am Oberen Dittrichring will man 150.000 Euro investieren.
Und falls dennoch ein paar eilige Stadträte über Baustellen stolpern, die hier nicht aufgeführt werden, warnt das Dezernat schon mal vor: „Natürlich werden in den Jahren 2017 und 2018 ebenfalls Instandhaltungsmaßnahmen in der Innenstadt durchgeführt. Die Einzelmaßnahmen können aufgrund einer Vielzahl von Randbedingungen noch nicht angegeben werden. Ein wichtiger Faktor ist die Bereitstellung der zwingend benötigten finanziellen Mittel für die Straßenunterhaltung. Weitere Faktoren sind z. B. witterungsbedingte Winterschäden, auftretende Gefahrenstellen und Havarien usw. die gegenwärtig noch nicht vorhersehbar sind.“
Die komplette Antwort auf die CDU-Nachfrage.
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