Das wäre doch was: Leipzigs große Konzernholding LVV macht es genauso wie die LWB, baut sich eine eigene neue Firmenzentrale - zum Beispiel am Wilhelm-Leuschner-Platz - und bringt da auch gleich noch alle ihre Töchter unter: LVB, Stadtwerke, vielleicht auch noch die Wasserwerke, auch wenn die an der Johannisgasse ein eigenes Haus besitzen. Die anderen „wohnen“ ja nur zu Miete. Eine Idee der Linksfraktion.
Die Linksfraktion im Stadtrat hat das jetzt ernsthaft als Anfrage formuliert. Immerhin hat die LVV ja gerade eine große Marketingaktion gestartet, die die kommunale Unternehmensfamilie neu und buttergelb unter einem großen L versammelt. Dazu gehört auch der Austausch der Leuchtreklame am Europa-Haus (wo die Stadtwerke eingemietet sind), am ehemaligen Commerzbankgebäude am Tröndlinring (wo die LVB eingemietet sind) und am Sitz der Wasserwerke in der Johannisgasse. Aber schon beim Umzug der LVB aus der Karl-Liebknecht-Straße an den Tröndlinring waren die Mieten ein wesentliches Kostenelement für die Entscheidung.
Und auch die Leipziger Wohnungsbaugesellschaft LWB kommt auf die Dauer in ihrem Neubau billiger weg als mit den alten Mietverträgen in der Prager Straße. Selber bauen scheint – so sieht es jedenfalls die Linksfraktion – auf die Dauer schlicht preiswerter als Mieten.
„In Leipzig gibt es immer weniger exponierte Plätze für Neubau. Sowohl die Stadt Leipzig als auch die Leipziger LVV-Gruppe mieten für ihre Aufgaben in erheblichem Umfang Flächen an. Mit dem Zusammengehen der Leipziger Gruppe LVB, SWL, KWL (hat im Zentrum Eigentum) und LVV ergibt sich die Chance für eine große Lösung. In den nächsten fünf bis zehn Jahren laufen nach unserer Kenntnis die Mietverträge aus bzw. ist ein schmerzloses Aussteigen aus den Mietverträgen möglich“, stellt die Fraktion deshalb nun in ihrer Anfrage fest und bringt damit das Gebiet am Wilhelm-Leuschner-Platz auch wieder als städtische Baufläche ins Gespräch.
Das gab es auch schon einmal: Bevor die Stadtverwaltung sich entschied, sich mit dem Technischen Rathaus in einem ehemaligen Versicherungsgebäude an der Prager Straße neu einzumieten, wurde auch lange über einen möglichen Neubau gegenüber dem Neuen Rathaus diskutiert. Aber augenscheinlich war damals der Leidensdruck der Stadtverwaltung noch nicht groß genug. Mittlerweile ist die Stadt gezwungen, immer neue Außenstellen neu anzumieten, um ihre Aufgaben noch räumlich unter Dach bringen zu können. Schon seit geraumer Zeit sucht nun Finanzbürgermeister Torsten Bonew einen innenstadtnahen Standort für die Stadtkasse. Den könnte man nun mit dem Gebäude Otto-Schill-Straße 2 gefunden haben, wo die 130 Mitarbeiter dann endlich rathausnah beisammen wären. Gleichzeitig sollen hier auch neue Räume für das Bürgeramt Leipzig-Mitte geschaffen werden.
Was dann den FDP-Stadtrat René Hobusch am Freitag, 4. März, verwunderte.
„Angesichts vieler Behördengänge, die sich bereits jetzt elektronisch erledigen lassen würden, ist das das falsche Signal“, meinte er. „Das Ziel muss sein, dass das Bürgeramt aus dem heimischen Wohnzimmer erreichbar ist – per Computer, Tablet oder Smartphone. Das spart Fahrt- und Wartezeiten – und seien es nur die Zeiten, die vergehen, bis man einen Termin ergattert hat.“
Aber irgendwie bevorzugen die Bürger eben doch noch immer den persönlichen Kontakt im Bürgeramt – vielleicht auch, weil Online-Angebote eben doch nicht immer leicht verständlich und barrierefrei sind und niemand da ist, den man dann fragen könnte.
Aber unübersehbar hat die Stadt bis jetzt die Chance nicht genutzt, sich einen eigenen modernen Verwaltungssitz zu schaffen.
Das Gebiet am Wilhelm-Leuschner-Platz hätte sich angeboten.
Aber warum sollte hier nicht die LVV bauen, fragen halt mal die Linken.
Ihre Fragen wollen sie in der nächsten Ratsversammlung am 23. März beantwortet haben.
Hier sind sie:
„Wie schätzt die Stadt Leipzig die Möglichkeit ein, in die Neugestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes eine Bebauung für kommunale Aufgaben einzubeziehen?
Welche Chance sieht die Stadt Leipzig im Falle einer positiven Bewertung, ein solches Projekt in Eigenregie oder durch ein beauftragtes kommunales Unternehmen der Leipziger Gruppe zu realisieren? Welche Gründe sprechen im Falle einer negativen Bewertung gegen solch ein Vorhaben?
Wie viel Nutzfläche einer solchen Bebauung könnten der Stadt Leipzig und der Leipziger Gruppe (auf Grundlage der Leitlinien) maximal zur Verfügung stehen, wenn man davon ausgeht, dass in allen Neubaubereichen angemessene Wohnbebauung integriert werden soll?“
Es gibt 2 Kommentare
Stimmt, die Schlachthauseingänge fehlen im Modell. *grins*
Aber mir wäre das gelbe L auf dem Leuschner-Platz *und* einer genialen Markthalle im Erdgeschoß (mit hoher Decke) lieber als ein totes “hochwertiges” Wohnquartier mit Investorenschrottarchitektur. Am besten noch als Gated Community…
Wohnt in den Höfen am Brühl (auch: Investorenschrott) eigentlich wirklich jemand? Trotz des Autoverkehrs quer(!) durchs Gebäude.
Das Verbrennen von Einnahmen im 7stelligen Bereich für die Marketing-Aktion ist schon schlimm genug (Dazu gab es auch schon Expertenmeinungen).
Prinzipiell bin ich für starke, lokale Versorger (bürgernah, preiswert), aber mit all dem Theater in den letzten Jahren bei ALLEN Versorgern sehe ich keine Kompetenz dafür in Leipzig.
Schlimm, dass die LVB davon abhängig gemacht wird und nur GEwinnstreben seitens der Stadt dahinter steht.
Grundstücke für solcherlei Ideen müssen nicht mitten im Zentrum sein, dass geht auch in der mittleren Peripherie-Zone. Räumlichkeiten für Publikumsverkehr kann man gern anmieten, wenn nötig.
Schade wär’s um den Leuschner-Platz, sollte dieser “Verein” dort eine Zentrale errichten dürfen.
Im Übrigen fehlen auf dem Modell die hässlichen S-Bahn-Eingangsbauwerke.