2016 ist so ein Jahr, da kommen so nach und nach lauter Projekte wieder auf den Tisch, die in den Vorjahren immer wieder gestrichen und vertagt wurden, weil nicht genug Geld in der Kasse war. Und so taucht auch eine Petition wieder auf, die 2011 eingereicht worden war: „Restaurierung des Rathausturmes“.
Dabei ging es nicht um den Turm des Neuen Rathauses, sondern den des Alten. Eigentlich sollte der – mitsamt der gesamten Fassade des Alten Rathauses – zum Jubiläumsjahr der 1.000-jährigen Ersterwähnung 2015 wieder schmuck sein. Aber da andere Investitionen wie bei Kindertagesstätten, Schulen und Straßen drängender waren, wurde das Projekt immer wieder aus Kostengründen vertagt.
So auch 2011. Der Stadtrat diskutierte damals ziemlich eifrig über das Thema. Und am 24. Februar 2011 schien die Sache auch aus Sicht der Verwaltungsspitze noch umsetzbar. Und auch im Mai befürwortete der Stadtrat das Projekt noch, auch wenn einige gepfefferte Worte in der Petition gestanden hatten.
„Nach Meinung des Petenten ist der ,total vergammelte Rathausturm am Markt‘ eine Schande für die Stadt und die Turmuhr ein ‚Schandfleck‘. Er begehrt daher eine Sanierung des Rathausturms“, heißt es da. Und als Beschlussvorschlag der Verwaltung: „Die komplette Maßnahme wird in die mittelfristige Haushaltsplanung eingeordnet und damit Abhilfe geschaffen.“
So wurde es dann auch befürwortet und die Begründung entsprechend übernommen: „Der gegenwärtige Zustand der Fassaden des Alten Rathauses weist einschließlich der restaurierungsbedürftigen Rathausuhr mit ihrer Schmuckbemalung am Turm in der Tat stärkere äußere Mängel auf. Die letzte Fassadensanierung fand 1989 statt. Laut Stadtratsbeschluss RBV-408/10 vom 16.06.2010 liegt die Zustimmung zur Sanierung der Fassaden vor. Über den Zeitpunkt der Umsetzung war im Rahmen des Vermögenshaushaltes 2011 bzw. mittelfristig zu entscheiden. Die geschätzten Gesamtkosten von 450.000 € konnten im Haushalt 2011 wegen anderer Maßnahmen mit höherer Priorität nicht berücksichtigt werden. – Eine Restaurierung der Turmfassade losgelöst von der Sanierung der sonstigen Fassaden wird aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt (doppelte Gerüststellung etc.). Die komplette Maßnahme wird in die mittelfristige Haushaltsplanung eingeordnet und damit Abhilfe geschaffen.“
So entschieden am 18. Mai 2011
Da hätte man eigentlich noch Zeit gehabt – auch wenn 2011 die Gelder nicht zur Verfügung standen – bis 2015 das Projekt irgendwie noch unterzubringen. Aber wie das so ist mit Leipziger Haushalten: Es sind immer wieder Konsolidierungshaushalte, bei denen die Ämter viel mehr Finanzbedarf anmelden, als letztlich an Geldern zur Verfügung steht. Da wird dann meist nach dem Motto gestrichen: Was nicht gar so weh tut, das fliegt raus.
So ging es auch der Fassadenpflege am Neuen Rathaus. Und einen Zeitraum von fünf Jahren darf man wohl zu Recht als mittelfristig bezeichnen. Was denn auch der Leipziger Dieter Nagler so empfand, der sich die damalige Petition schnappte und einfach noch mal ergänzte: „5 Jahre sind vergangen, ohne dass sich da etwas getan hat an unserem schönen, alten Rathausturm. (…) der Zustand wird immer schlimmer! Und diese lächerlichen Werbeplanen am Turm können auch kein Ersatz sein. Eine Restaurierung der Turmfassade, einschließlich der Turmuhr, lässt sich heutzutage auch mit einer entsprechenden Hebebühne problemlos machen!“
Eigentlich gilt ja, was seinerzeit der Stadtrat beschlossen hat. Aber das wichtige Datum 2015 hat man schon verstreichen lassen. Und die Stadtbilderklärer können sich bei der Blässe des Turmes zumindest damit herausreden, dass es nun einmal ein altes Haus ist und die Farben 1989 nun wirklich noch nicht so beständig waren wie die heutigen.
Jetzt kann man gespannt sein, ob das Duplikat der Petition von 2011 größere Wirkung entfaltet als die Ursprungspetition.
Keine Kommentare bisher
Es sollte einen Peditions-Vordruck geben, den man in regelmäßiger und enger Zeitfolge für Verschiedenes Notwendige und grundsätzliche “Hausaufgaben und Vergessenes aktiviert und nutzt.
Hübsche Idee, eine Frischekur für einen Rathausturm, jedoch brauchen ganze Stadtteile wie Möckern z.B. (der vergessene Stadtteil Leipzigs) dringend eine Frischekur.