Bevor mit dem Umbau der einstigen Klingerschule an der Karl-Heine-Straße 22b begonnen werden kann, müssen erst einmal die Ufermauern und die Zugangsbrücke über die Kleine Luppe erneuert werden. Das ist nicht ganz billig. Aber dafür werden künftige Gymnasiasten hier hübsch wassernah lernen können. Kostenpunkt für die Sanierung: Rund 2 Millionen Euro.
Ursprünglich sollte das neue Schulgebäude 2018 in Betrieb genommen werden. Aber die Fertigstellung verzögert sich jetzt um volle zwei Jahre. Und das aus mehreren Gründen.
Los ging es eigentlich 2014 schon. Da gab es den Architektenwettbewerb mit Preiskür im Juni 2014. „Die Planungsbüros wurden anschließend zu den Vertragsverhandlungen eingeladen“, heißt es jetzt in der Vorlage für die Separierung von Brücke und Uferbau. „Dieses Verhandlungsverfahren wurde erst im Oktober 2015 abgeschlossen.“
Und dann wurde bei der Konkretisierung des Bauvorhabens deutlich, dass der alte Zeitplan so nicht zu halten war. Zwar ist die Pädagogische Fakultät der Uni Leipzig nur bis März 2016 im Gebäude. Aber auch das war ursprünglich nicht vorgesehen.
Aber wenn auch Stadträte wissen wollen, warum es immer wieder so heftige Verzögerungen bei Leipziger Schulbauvorhaben gibt, hat das Planungsdezernat einfach mal eine Liste mitgeliefert:
Die Ursachen für die Verzögerung liegen zum Beispiel hier:
– „Verzögerung der zu beauftragenden Vorplanung aufgrund der Forderung eines Vergabenachprüfungsverfahrens vor der 1. Vergabekammer des Freistaates Sachsen zur Vergabe der freiberuflichen Leistung und dem damit verbunden Wechsel des Auftragnehmers;
– notwendige Baustellenzufahrt während der Bauzeit für die Erneuerung der Brücke mit Ufermauer über den Palmengarten nicht zustimmungsfähig (u. a. spezielles europäisches Natur- und Landschaftsschutzgebiet);
– durch den Ausfall der Baustellenzufahrt über den Palmengarten kann die Baumaßnahme erst nach dem Neubau der Brücke/Ufermauer erfolgen;
– Berücksichtigung einer umfangreichen Munitions- und Kampfmitteluntersuchung im Bereich der Ufermauer (ehemaliges Kampfgebiet);
– zusätzliche und termingebundene Auflagen der zu beteiligten Fachämter (z.B. untere Naturschutz-, Fischerei- und Wasserbehörde);
– Verlängerung des Mietvertrages mit der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität der Stadt Leipzig bis zum 31.03.2016.“
Keine Baustraße durchs Naturschutzgebiet
Der wesentliche Faktor aber ist eindeutig der augenscheinlich sehr kühne Traum, man könnte die Baustelle für das Gymnasium einfach mal zwei Jahre lang über eine Baustraße direkt durch das Gebiet des Palmengartens – also quasi von hinten – anfahren und parallel die Brücke und die Ufermauern an der Zufahrt Karl-Heine-Straße bauen. Da hätte man alles in zwei Baujahre pressen können und wäre 2018 fertig gewesen.
Nun gibt es – wie eigentlich zu erwarten war – keine Genehmigung, durch den Palmengarten zu fahren. Also muss zwingend nacheinander gebaut werden. Dafür ist der jetzige separate Antrag da. Rund 2 Millionen Euro müssen vor allem in den Jahresscheiben 2017 und 2018 fließen, um die Brücke zu erneuern und die Ufermauern zu sichern. Erst danach kann mit Sanierung und Erweiterung der 1929 erbauten Gebäude zu einem fünfzügigen Gymnasium mit bis zu 1.120 Schülern begonnen werden.
„Es ist vorgesehen die denkmalgeschützten Gebäude zu sanieren und den Standort mit einem Erweiterungsneubau und einer 3-Feld-Sporthalle zu einem 5-zügigen Gymnasium zu erweitern. Die Voraussetzung für die Inbetriebnahme des Schulstandortes zum Schuljahr 2020/2021, ist die Herstellung der notwendigen Erschließung und Zufahrt des Grundstückes über die Brücke“, heißt es jetzt in der Vorlage.
Die Brücke stammt ebenfalls von 1929 und ist in einem Zustand, der die Überfahrt mit schweren Baufahrzeugen schlicht verbietet. Aus der Vorlage zitiert: „Die Brücke über die Kleine Luppe ist die einzige Zuwegung über einen Verbindungsweg aus Richtung Karl-Heine-Straße in das Schulgrundstück Karl-Heine-Straße 22b in Leipzig Plagwitz. Die Brücke dient dem Fahrzeugverkehr sowie dem Geh- und Radwegverkehr sowie der medientechnischen Erschließung. Bei dem Brückenbauwerk handelt es sich um eine einfeldrige Walzprofilträger-Stahlbetonbrücke mit einer Überbauplatte aus Stahlbeton, gebaut im Jahr 1929. Die Brücke hat eine Stützweite von 15,50 m, die Breite des Überbaus beträgt 6,75 m und bietet Platz für eine mittige Fahrspur und zwei seitliche Gehwege. Die letzte Sonderuntersuchung der Brücke erfolgte im Dezember 2014. Diese Prüfung ergab eine Bauzustandsnote von 4,0. Es wurde eine erhebliche Beeinträchtigung der Tragfähigkeit der Brücke und damit ein ungenügender Bauzustand festgestellt.“
Da bleibt nichts anderes übrig, als erst mal eine tragfähige Brücke zu bauen. Der Zustand der ebenfalls 1929 gebauten Ufermauern ist nicht viel besser.
Die Gebäudesanierung soll dann im Januar 2018 beginnen. Und wenn beim Brücken- und Uferbauen noch Geld übrig bleibt, wird es wieder in den Investitionstopf für das Gymnasium zurückgeschaufelt. Das wurde ursprünglich auf einen Investitionsbedarf von 15,7 Millionen Euro taxiert. 2015 waren dann die Vorabschätzungen auf 25 Millionen Euro angehoben worden.
Es gibt 3 Kommentare
Das mit der Macke bezog sich auf den Antrag, nicht die Ablehnung des Antrags. 🙂 Ebenfalls schönen Tag noch!
Warum ne Macke?
Das schwere Baugerät müsste durch den Palmengarten zur Baustelle fahren. Mir würde das im Naturschutzgebiet nicht gefallen.
schönen Tag noch.
“notwendige Baustellenzufahrt […] über den Palmengarten nicht zustimmungsfähig” – die haben ja wohl ‘ne Macke!