โDie groรe Kreuzung Augustusplatz wollten wir eigentlich so schnell noch nicht wieder anpacken, aber wir kommen nicht umhinโ, sagt Dirk Sikora, der fรผr Infrastruktur verantwortliche Bereichsleiter der LVB, am Donnerstag, 25. Februar. Erst 2009 wurde das groรe Gleiskreuz am Augustusplatz erneuert. Damals mit einer Neuerung, die sich dann leider im Betrieb nicht bewรคhrte.
โWir wollten diese Kreuzung besonders haltbar bauenโ, erklรคrt Sikora. Dazu habe man bei den verlegten Schienen eine neue Technologie angewendet. Und dann holt er ganz weit aus und erklรคrt die Sache mit den Rillenschienen. Das sind die Schienenprofile, auf denen Straรenbahnen fahren. Normalerweise rollt dabei das Rad auf der Oberschiene, der Spurkranz lรคuft in der Rille, sitzt dort in der Regel nicht auf, sondern dient vor allem der Fรผhrung des Rades: So kann die Bahn nicht aus den Schienen geraten.
Auรer an Kreuzungen.
Damit die sich kreuzenden Schienen รผberfahren werden kรถnnen, steigt das Profil in der Rille immer weiter an, bis die Bahn nicht mehr auf der Oberschiene fรคhrt, sondern der Radkranz direkt in der Rille aufsitzt. Eigentlich kein Problem. Aber weil damit die volle Last der Bahnen direkt auf der Rillensohle liegt, wird diese stรคrker abgefahren. Was in der Regel dazu fรผhrt, dass Schienen an stark befahrenen Kreuzungen wie am Augustusplatz alle zehn Jahre ausgewechselt werden mรผssen.
โDaran wird sich nun wohl nichts รคndernโ, sagt Sikora.
2009 hat man es versucht zu รคndern, indem man die Rillen im Stahlprofil einfach ausgefrรคst und dann mit einer besonders harten Legierung ausgefรผllt hat. Besonders hart โ das hรคtte eigentlich eine deutlich lรคngere Lebensdauer ergeben sollen.
Pustekuchen warโs. Die harte Legierung zeigt schon nach sieben Jahren deutliche Risse. Das Material ist sprรถde geworden. Die Gleiskreuze mรผssen wieder raus.
โHaben wir auch wieder was gelerntโ, sagt Sikora.
Die gute Nachricht fรผr die Leipziger: Die Kreuzung wird nicht so groรflรคchig aufgerissen wie 2009, da sich das Problem tatsรคchlich nur auf das Schienenkreuz in der Mitte der Kreuzung erstreckt. Deswegen wird es auch nicht so eine lange und groรrรคumige Sperrung geben wie 2009. Es sind zwar ein Haufen Linien betroffen, die alle รผber diese Kreuzung rumpeln (und in letzter Zeit rumpelt es ja auch wieder tรผchtig): von der 4 bis zur 16, insgesamt neun Linien, was ja ein Grund dafรผr ist, dass diese Gleiskreuzung so stark beansprucht wird. Aber die Sperrung wird mรถglichst knapp gehalten.
Noch eine trรถstliche Nachricht: Die Gleiskurve aus dem Peterssteinweg in den Georgiring ist ebenfalls nicht betroffen. Die Straรenbahnen 4, 7, 12 und 15 kรถnnen, vom Johannisplatz kommend, รผber den Georgiring zum Hauptbahnhof fahren.
Die Sperrung der Kreuzung ist in die Zeit vom 10. bis 19. Juni gelegt worden.
Aber eins steht fรผr Sikora fest: Man wird lieber wieder die klassischen Schienenkreuze einbauen und nicht noch einmal mit harten Legierungen experimentieren. โEs ist dann einfach soโ, sagt er. โWir mรผssen akzeptieren, dass die Gleiskreuzungen an derart stark befahrenen Kreuzungen im Schnitt aller zehn Jahre ausgewechselt werden mรผssen. Daran kommen wir nicht vorbei.โ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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Man musste die neue Technik (neudeutsch: Technologie) ja unbedingt gleich an einer der meistbefahrensten Kreuzungen ausprobieren.
Der im Artikel beschriebene Verschleiรeffekt macht einen derart naheliegenden Eindruck, dass man davon auch vorher durch Lektรผre von Fachzeitschriften hรคtte wissen kรถnnen.
Soviel zum Stichwort Qualitรคtsmanagement bei den LVB. Dieses Unternehmen ist ja ein richtiges Kostenloch.