Witzig fand es das Leipziger Dezernat für Stadtentwicklung und Bau schon, als Thomas Hille vom Leipziger Büro von klm Architekten seine Idee für ein Hochhaus am Connewitzer Kreuz vorstellte. Aber: "Ein Hochhaus am Connewitzer Kreuz kann sich die Stadt Leipzig in der aktuell diskutierten Form an dieser Stelle nicht vorstellen." Da ist sich das Dezernat sicher.

Der Standort werde mit Sicherheit einmal für eine Vervollständigung der angrenzenden Bebauung interessant sein, eine Bebauung mit einer solchen Dominante werde jedoch dem Stadtteil und Standort nicht gerecht, teilte das Dezernat am Freitag, 8. Januar mit, nachdem Thomas Hille die Idee am Mittwoch, 6. Januar,  auf der Website von klm Architekten online stellte.

“Die Überlegungen zu einem Hochhaus am Connewitzer Kreuz des Architekten Thomas Hille von klm-Architekten sind nicht erst seit Kurzem ein Thema in der Stadtverwaltung”, so Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau.

Thomas Hille hatte sie dem Dezernat als Diskussionsanregung bereits im Oktober zukommen lassen. Nachdem sich das Stadtplanungsamt und Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau damit befasst hatten, wurde dem Architekten Mitte Dezember für seine Auseinandersetzung mit dem Standort am Connewitzer Kreuz gedankt.

“Leipzig und Hochhäuser, geht das?”, fragt sich Hille nun. “Hans Kroch baute das 1. Hochhaus. Es folgte das Europahaus und heute sind Gebäude wie das Wintergartenhochhaus und der Uniriese Wahrzeichen dieser lebendigen Stadt. Das Hotel The Westin, das MDR Hochhaus und das Archiv der Deutschen Bibliothek sind weitere über die typische Traufhöhe ragende Gebäude, wenn man vom Focke­berg über Leipzig blickt. Nicht als Gebäude zu vergessen: das Völkerschlachtdenkmal mit seinen 91 m Höhe.”

Ein Hochhaus mit 82 Meter Höhe kann sich Thomas Hille am Connewitzer Kreuz schon vorstellen. Immerhin sei das ein markanter Ort, und Connewitz sei jedem ankommenden Erstsemester bekannt. Was läge also näher, als hier ein dominantes Haus hinzusetzen. “Jedoch kein gewöhnliches Haus – sondern ein Hochhaus, welches den Ort markiert, ein Zeichen im Stadtgefüge setzt, einen Orientierungspunkt schafft und eine brach liegende Lücke städtebaulich repariert.”

Das Grundstück, das Hille meint, liegt zwischen Biedermannstraße und Wolfgang-Heinze-Straße. Noch ist es irgendetwas zwischen Grünfläche und Parkplatz.

“Was spricht gegen ein Wahrzeichen für Connewitz, genutzt von Menschen, welche sich besonders wohl fühlen in diesem Stadtteil, zwischen UT Connewitz, Werk 2, Mutter Krause und dem Campus der HTWK”, fragt Hille. “In Zukunft wird die Präsenz der HTWK wachsen und Studenten werden die Bevölkerung in Connewitz bestimmen. Die teilweise privaten und teilweise städtischen Besitzverhältnisse erfordern eine Kooperation aus unterschiedlichen Interessen. So kann im Vorfeld ein planerischer Rahmen geschaffen werden, der eine befürchtete Gentrifizierung ausschließt.”

Das sind zumindest Hoffnungen, die andere Hausbauer in Connewitz auch schon hatten. Ob aber ausgerechnet ein Hochhaus die Angst vor der Gentrifizierung mindert?

Das liege wohl an der möglichen Nutzung. Denn dieses Hochhaus sollte eher kein neuer Unternehmenssitz oder Hotelbau werden. Vorstellen kann sich Hille hier ein Basisgebäude mit fünf Geschossen mit Gewerbe, Einzelhandel, Arztpraxen, Sport und Gastronomie. In der Blockbebauung kann er sich 3- bis 4-Zimmerwohnungen ab dem 1. Geschoss vorstellen und im Hochhaus selbst rund 400 Zimmer als Studentenwohnungen mit jeweils etwa 23,00 m² Fläche. Immerhin sorgt ja das starke Bevölkerungswachstum in Leipzig auch dafür, dass auch der Wohnungspool für Leipziger Studierende, die sich früher sogar aussuchen konnten, wie prächtig sie wohnen wollten, schmilzt. Der Bedarf an Extra-Wohnungen für Studierende (nicht nur für die HTWK) wird wachsen.

Noch ist das Ganze eine Studie. Und das Sanierungsgebiet Connewitz ist sicher kein Stadtteil, in dem die Stadt von den strengen Bauvorschriften, die auch die Gebäudehöhen beschränken, abweichen wird. Ganz zu schweigen davon, dass so ein Gebäude die angrenzenden meist nur ein- oder zweistöckige Bebauung deutlich überragen würde.

Aber vielleicht entwickelt sich ja daraus eine fruchtbare Idee, wie die “Connewitzer Spitze” tatsächlich sinnvoll bebaut werden kann und die vorhandene Bebauung in Alt-Connewitz wieder sinnvoll ergänzt wird.

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Es gibt 3 Kommentare

Wenn Fischer-Art sich nicht noch meldet, da mit rumzumalern, könnte es ja fast was werden.
(Zwinker).

Jenseits aller gewohnten Stadtbilder und stadtbildlichen Gewohnheiten kann man ja mal seiner Phantasie freien Lauf lassen…
Paris z. B. (Leipzigs große Schwester ;-)) hatte ja lange keine klare Dominante, bis der Eiffelturm kam. Zunächst heftig umstritten (und auch nicht für die “Ewigkeit” gedacht) wurde er schnell zum Wahrzeichen der Stadt. Und dann kam La Defense dazu. Natürlich ebenfalls heftig umstritten, stellt es heute eine zweite Dominante als moderner Gegenpol zum Eiffelturm statt und ist ein touristisches Highlight.
In Leipzig haben wir die historische Altstadt, in der sich Hochhausbauten verbieten, obgleich es mit dem Weisheitszahn sowie knapp außerhalb des Ringes mit dem Wintergartenhochhaus und dem ehem. Hotel “Merkur” durchaus Hochhäuser gibt…
Ein Hochhaus (o. ä.) am Connewitzer Kreuz, das natürlich ein architektonisches Highlight sein müsste, und nicht so ein häßlicher Klotz, könnte durchaus einen spannenden Kontrapunkt zum Stadtzentrum setzen. Ob das dann dazu führt, die “Karli” zu einer Art Champs Elysees aufzuwerten und einen zweiten Schwerpunkt des städtischen Lebens im Leipziger Süden zu begründen, wäre spannend zu beobachten…
Leipzig als “Boomtown” könnte damit seine Attraktivität nicht zuletzt für Touristen weiter steigern.
Aber dazu wird wahrscheinlich der Mut fehlen und die Kleingeister werden tausend Gründe finden, weshalb das entweder sowieso nicht funktionieren kann oder aber auf keinen Fall gemacht werden darf, denn es muss ja bitte alles so bleiben, wie es ist…

Aua, das Auge tut ja schon beim Lesen der Überschrift weh, erst recht dann beim Angucken der Fotomontage. Ein Nadelbau mitten in der Landschaft.

Man würde das Hochhaus ja nicht nur so “hübsch”(?) aus der Karli sehen – das Gerät würde man von überall aus dem Stadtteil und von Lößnig noch aus sehen.

Wer mal wissen will, wie ein Hochhaus die Umgebung im gefühlten 5-km-Radius verderben kann: man fahre nach Berlin und suche nach den sog. “Treptowers” (denglisch aussprechen). Der Spreeblick vollkommen ruiniert – von überall! Überall, wo man mal steht (Rummelsburger Bucht usw.), haut dieser Kasten von Hochhaus eins aufs Auge.

Bitte kein Hochhaus am Kreuz. Dann lieber ein zweites Bügeleisen.

Und bitte auch kein Hochhaus am Goerdelerring.

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