Fast hätte man gedacht, nun ist im Gelände des ehemaligen Bayerischen Bahnhofs alles eingeschlafen. 2012 hatte es hier die große Bürgerbeteiligung gegeben. Da glaubte Leipzigs Stadtverwaltung noch, das kostbare Baugelände würde in städtisches Eigentum wechseln. Damals entstanden auch die wesentlichsten Visionen für das Gelände. Darunter auch eine neue Wege-Brücken-Beziehung nahe an der Media City.

Der Oktober 2013 kam dann wie ein Schock über die Verwaltung. Die Deutsche Bahn verkaufte das für die Stadtentwicklung so wichtige Gelände nicht an die Stadt Leipzig, sondern an die BBH Entwicklungs GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Leipziger Stadtbau AG.

Um hier nicht völlig die Stadtentwicklung aus der Hand zu geben, beschloss der Stadtrat im Juli 2014 eine Rahmenvereinbarung mit der DB AG und der BBH Entwicklungs GmbH, in die die Wettbewerbsergebnisse von 2012 mit einflossen – samt künftigem Schulstandort, möglicher Wohnbebauung, Kita und Supermarkt. Nicht zu vergessen: eine neue Wegebeziehung von der Steinstraße über den Trog der S-Bahn hinüber zum Gelände An den Tierkliniken.

Das ist jetzt aktuell Thema im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau des Leipziger Stadtrates. Augenscheinlich forciert die Verwaltung jetzt ihre Pläne, die Wegebeziehung und die nötige Brücke herzustellen.

Die Skizze zum Wegeverlauf im Stadtratsbeschluss von 2014. Karte: Stadt Leipzig
Die Skizze zum Wegeverlauf im Stadtratsbeschluss von 2014. Karte: Stadt Leipzig

“Ich begrüße die Ambitionen der Stadtverwaltung, den Neubau der Geh/Radweg-Brücke über die Gleise des ehemaligen Geländes des Bayerischen Bahnhofes zwischen Semmelweisstraße und Richard-Lehmann-Str. voranzubringen”, merkt SPD-Stadtrat Mathias Weber, stellvertretender Ausschussvorsitzender, dazu an. “Mit der Brücke kann es gelingen, sowohl die  Erreichbarkeit des S-Bahn Haltepunktes am MDR signifikant zu erhöhen als auch die attraktive Ost-West Radverkehrsrelation – Steinstraße – mit direkter Anbindung des gesamten Forschungscampus  auf dem Alten Messegelände zu schaffen.“

Aber er meldet sich auch zu Wort, weil er die Trassenführung, die das Dezernat für Planung und Bau jetzt vorschlägt, nicht für so gelungen hält. In der Rahmenvereinbarung wurde diese Wegeführung nur grob skizziert: “Die Brücke in Verlängerung der Steinstraße bietet eine direkte Anbindung des Areals media city/MDR an den S-Bahnhaltepunkt und eine attraktive Verbindung für Fußgänger und Radfahrer aus der Südvorstadt Richtung Alte Messe. Für die Brücke stehen mittelfristig keine Mittel zur Verfügung. Aufgrund des damit zu erwartenden Qualitätssprungs für die S-Bahnstation MDR laufen jedoch derzeit bereits in Abstimmung mit dem ZVNL Untersuchungen zur grundsätzlichen Machbarkeit. Je nach Ergebnis der Machbarkeitsstudie erfolgt anschließend eine Vorplanung. Um den Flächenkorridor nicht dauerhaft für alternative Flächennutzungen zu blockieren, ist für diese Planung eine Frist bis Mitte 2016 vereinbart.”

Darauf steuert die Stadt jetzt zu. In der Planung von 2014 geht der Weg direkt südlich der Media City durchs Gelände und macht dann am Einschnitt der S-Bahn einen leichten Schwenk zur Brücke, um dann auf der anderen Seite die Kleingartenanlage zu durchschneiden und dann im Verlauf der existierenden Erschließungsstraße auf die Straße an den Tierkliniken und damit auf die Zwickauer Straße zu kommen.

Aktuelle Variantendiskussion im Fachausschuss: alter Streckenverlauf gelb, neuer Plan rot/blau. Skizze: Mathias Weber
Aktuelle Variantendiskussion im Fachausschuss: alter Streckenverlauf gelb, neuer Plan rot/blau. Skizze: Mathias Weber

“Doch der jetzt diskutierte Brückenstandort, der ebenfalls Kleingärten tangiert, weicht deutlich von den Festlegungen im Rahmenplan zum Bayerischen Bahnhof ab. Dies wirke sich vor allem nachteilig auf die Radverkehrsverbindung aus”, sagt Weber. Und fügt noch hinzu: “Deshalb plädiere ich dafür, dass die Planungen am Dienstag, den 19. Januar, im tagenden Vergabegremium auf den im Rahmenplan Bayrischer Bahnhof avisierten Brückenstandort erweitert werden. Eine Brücke dieser Dimension und den Kosten baut man nicht alle zehn Jahre, aus diesem Grund sollten die Belange der NutzerInnen stärker berücksichtigt werden”, appelliert er ans Planungsdezernat.

Der neue Entwurf der Stadt sieht einen viel stärkeren Schwenk zur S-Bahnstation “MDR” vor, um die Brücke dann direkt neben dem Kohlrabizirkus ankommen zu lassen. So kommt man zwar auch zur Straße An den Tierklinken, fährt dann aber einen ziemlichen Bogen, um zur Alten Messe zu kommen. Man ist dann zwar etwas näher an der S-Bahn-Station, aber nicht so nah, dass man von Süden direkt auf den Bahnsteig kommt. Dazu müssten noch die entsprechenden Wegeverbindungen gebaut werden.

Der Text zur Rahmenvereinbarung von 2014.

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