Den Beschluss fasste die Dienstberatung des OBM am 16. Dezember: Ab Mai wird das nächste Stück der Wurzner Straße saniert. Zuletzt wurde ja stadteinwärts ab der Torgauer Straße ein ganzes Stück dieser Straße für 8 Millionen Euro komplett neu gebaut. Die Wurzner Straße war fast zwei Jahrzehnte lang das Aschenbrödel unter Leipzigs Hauptstraßen. Doch jetzt belebt sich auch diese Stadtregion.
Und auch wenn es erst einmal nicht zu einer aufwendigen Straßenumbaumaßnahme reicht, scheint hier auf einem Abschnitt von 200 Metern von der Einmündung der Annenstraße bis zur Hausnummer 144 auf der anderen Seite des Viadukts ein kleiner Eingriff notwendig.
Der normale Straßenbahnnutzer, der hier hin und wieder an der Straßenbahnhaltestelle Annenstraße (früher mal: S-Bahnhof Sellerhausen) steht und auf die Linie 7 oder 8 wartet, fragt sich natürlich: Warum eigentlich? Die Straße sieht in Ordnung aus. Auch die Gleise sind in einem guten Zustand. Erst 2009/2010 haben die LVB ihre Gleise hier in Ordnung gebracht. Sehen die Straßenbauer hier etwas, was der Laie nicht sieht?
Das tun sie. Sie geben diesem Straßenabschnitt nur noch die Note 5.
Das Problem liegt unterm Asphalt: “Die Fahrbahn der Wurzner Straße besteht aus Großpflaster, welches mit einer dünnen Asphaltdecke überzogen ist. Die Fahrbahn weist zurzeit erhebliche Mängel auf. Neben starken Unebenheiten, Rissbildungen und Tragfähigkeitsschäden sind die Bordkanten bzw. Bordsteine verschoben und es fehlen teilweise die Bordanschläge. Mangelnde Wasserabführung und Pfützenbildung sind die Folge. Die Gehbahnen sind ebenso durch eine schlechte Oberfläche sowie durch unterschiedliche Befestigungsarten (Asphaltdecke, Mosaikpflaster und Granitplatten) geprägt.”
Damit wird auch ein Lückenschluss hergestellt zwischen den in den letzten Jahren sanierten Teilen der Wurzner Straße. Wer freilich in den Unterlagen mal wieder nach der Herstellung einer barrierefreien Haltestelle sucht, findet keine. Es ist wie so häufig in letzter Zeit: Die Straßensanierungen der Stadt sind nicht unbedingt mit den Plänen (und Möglichkeiten) der LVB abgestimmt, das städtische Haltestellennetz endlich barrierefrei zu komplettieren. Das hätte die Maßnahme zwar etwas teurer gemacht, hätte aber diesen Zustieg in Sellerhausen deutlich attraktiver gemacht. Denn hier hat die Sanierung vieler Häuser gerade erst begonnen. Sellerhausen ist zu den Wachstumsortsteilen der letzten Jahre geworden.
Kleine Zwischenerkenntnis: Das Bevölkerungswachstum in den einzelnen Stadtregionen geht schneller voran, als die vor Jahren geplante Sanierung der Hauptstraßen und Brücken.
Also werden in diesem 200-Meter-Abschnitt nur auf 200 Meter der Straßenbelag und die Gehwegsubstanz erneuert. Die alten Granitborde, Mosaikpflaster und Granitplatten werden wiederverwendet. Das Großpflaster in der Straße kommt raus. Man geht maximal 0,5 bis 1 Meter in die Tiefe. Was an dieser Stelle wichtig ist. Denn südlich der Straße stand mal eine Tankstelle. Da kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass das Erdreich in größerer Tiefe stark belastet ist und teuer entsorgt werden müsste. Das brauche man aber nicht zu machen, wenn man an der Oberfläche bleibe, so das zuständige Verkehrs- und Tiefbauamt.
Ebenfalls nicht lösen werde man das Problem der teilweise zu schmalen Fußwege unter dem Viadukt. Das quert hier schräg die Straße und sorgt mit einem Pfeiler vor allem auf der Südseite dafür, dass der Fußweg nur ein Handtuch ist. Zwar gibt es unterm nächsten Gewölbebogen eine passable Durchfahrt, aber den Fußweg einfach hierher umzuverlegen ist in den Planungen nicht vorgesehen.
Es steckt übrigens noch eine ganz Menge mehr Musik in diesem Straßenabschnitt. Denn im Lageplan sind noch die alten Zugänge zum S-Bahn-Haltepunkt eingemalt. Die sind zwar von der Bahn seit der Einstellung dieser Strecke im Dezember 2013 demontiert worden. Aber da der Viadukt ja als Teil des künftigen Parkbogens (bzw. Radbogens) durch den Leipziger Osten geplant ist, bietet sich natürlich an, hier künftig auch wieder die Auffahrtrampen für die Radfahrer unterzubringen.
Aber das dauert noch.
Erst einmal wird die Straße hübsch gemacht. Auch neue Bäume werden gepflanzt: Straßeneschen der Sorte Franxinus excelsior „Westhof`s Glorie“. Die alte Straßenbeleuchtung wird durch neue LED-Beleuchtung ersetzt, das Geländer an der Ecke Annenstraße wird erneuert. Neue Stromleitungen werden gelegt. Und vor den Häusern Wurzner 142/144 gibt es drei neue Parktaschen.
Die Stadt rechnet mit 75-prozentiger Förderung der kalkulierten 518.000 Euro Straßenbaukosten. Ein Anteil von 25 Prozent des Eigenaufwandes (rund 67.000 Euro) wird auf die Anlieger umgelegt.
Und gebaut werden soll ab Mai. Geplante Bauzeit sind 10 Wochen.
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