Im Stadtbezirksbereich Leipzig-Altwest verliert man so langsam die Geduld. Seit Jahren beschäftigt man sich dort mit der unübersichtlichen und teilweise gefährlichen Verkehrssituation am Lindenauer Markt. In der Augustsitzung wurde sogar die Forderung laut, den Lindenauer Markt komplett für den Kfz-Verkehr zu sperren. Jetzt will man mit einem Antrag wenigstens die Situation vorm Theater der Jungen Welt entschärfen.
Auch das war in der Sitzung des Stadtbezirksbeirats am 26. August intensiv diskutiert worden. Kraftfahrzeuge, die aus der Demmeringstraße auf dem Lindenauer Markt einbiegen, preschen oft mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve, um ungebremst auf der Nordseite des Platzes weiterzufahren. Doch direkt hinter der Kurve befinden sich die Zugänge zum Theater der Jungen Welt und zum Lofft. Eigentlich unverständlich, dass die Stadt – die ja sonst so viel Wert legt auf den Theaterplatz Lindenauer Markt – hier seit Jahren keine Lösung gefunden hat, die Kraftfahrzeuge zu bremsen.
Ein Problem – so Torben Heinemann vom Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt – sei die Kurve. Man könne zum Beispiel keine Tempo-30-Schilder in der Kurve aufstellen, die würden einfach zu spät gesehen. Warum aber wird dann die Demmeringstraße nicht schon viel früher als Tempo-30-Zone ausgewiesen, war eine Frage, die in der Stadtbezirksbeiratssitzung gestellt wurde.
Das Verkehrs- und Tiefbauamt vertröstete die Vertreter aus dem Stadtbezirk auf ein Verkehrskonzept, an dem die Verwaltung arbeiten würde. Im Oktober oder November solle es vorgelegt werden. Noch ist es nicht da. Aber in Lindenau trappelt man mit den Füßen.
Und so hat der Stadtbezirksbeirat Altwest jetzt unterm Titel “Verringerung der Gefährdungslage für Fußgänger am Theater der Jungen Welt” eine Wichtige Angelegenheit für den Stadtrat formuliert, die – wenn der Stadtrat mitspielt – in den Beschluss münden soll: “Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Gefährdungslage für das Publikum des Theaters der Jungen Welt und auch alle anderen Fußgänger im Bereich des Theaters der Jungen Welt zu verringern.”
Die Erläuterung ist klar: “Zur Zeit besteht für Fußgänger, insbesondere auch für Kindergruppen, eine hohe Gefährdung beim Ãœberqueren der Straße am Theater der Jungen Welt, hauptsächlich durch Fahrzeuge die mit hoher Geschwindigkeit aus Demmeringstraße/Odermannstraße/Rietschelstraße kommen.”
Und wenn die Stadt das Gebiet nicht zur Tempo-30-Zone machen will, dann soll sie sich was einfallen lassen. Man ahnt so ein wenig den Frust der Stadtbezirksbeiräte, die diese Laissez-faire-Haltung an dieser brisanten Stelle einfach nicht verstehen können: “Kurzfristige Lösungen könnten der Einbau von Rüttelstreifen/’Aufbuckelungen’ auf der Fahrbahn sowie eine Fußgängerbedarfsampel als Querungshilfe zur Straßenbahnhaltestelle und gegenüberliegenden Straßenseite sein.”
Ob das so funktioniert? Denn das Hauptproblem ist ja damit nicht beseitigt: Die Fahrzeuge kommen mit hoher Geschwindigkeit um die Ecke geprescht. Und egal, was man nun direkt vorm Zugang zum Theater der Jungen Welt anstellt – die Kraftfahrer sehen es erst im letzten Augenblick.
Im Stadtbezirksbeirat wurde aber auch thematisiert, dass sich das Problem eigentlich auch bis in die Odermannstraße hineinzieht. Da gibt es zwar eine Bedarfsampel für Fußgänger. Aber auch diese Straße wird oft als “flotte Piste” genutzt. Und eine durchaus emotional diskutierte Frage war am 26. August auch, was Kraftfahrzeuge überhaupt auf dem Lindenauer Markt zu suchen haben. Die Parkplätze sind in der Regel dauerhaft belegt, Kurzzeitparkplätze fehlen. Und das führt dann wieder dazu, dass jene Autofahrer, die “schnell mal” irgendwas besorgen wollen, ihr Auto regelwidrig parken.
Kümmere das die Stadt nicht? – Doch, war die eindeutige Antwort aus der Verwaltung. Mindestens einmal am Tag sei das Ordnungsamt vor Ort. Und in der Statistik der Ordnungsverstöße kommt der Lindenauer Markt im Stadtbezirk gleich an Nummer 2 – hinter der William-Zipperer-Straße, die im ersten Halbjahr mit 962 registrierten Ordnungsverstößen die einsame Spitze bildet. Gleich danach kommt der Lindenauer Markt mit 424 registrierten Verstößen, gefolgt von der benachbarten Demmeringstraße mit 365 Verstößen und der Georg-Schwarz-Straße mit 365 Verstößen.
Man hat also mit dem Lindenauer Markt ein durchaus attraktives Statteilzentrum geschaffen, doch auch hier gilt wie in anderen Teilen der Stadt: Eine erstaunlich beharrliche Menge von Autofahrern nutzt jede Möglichkeit, auch noch den kürzesten Weg mit dem Automobil zu absolvieren, was dann auch des Öfteren zu parkenden Autos auf dem Fußweg führt, zu unübersichtlichen Querungssituationen an der Marktstraße, aber auch an der Südseite des Platzes – gerade dann, wenn Straßenbahnfahrgäste aussteigen und auf kurzem Weg über die Fahrbahn wollen.
Da kann man gespannt sein, was sich Leipzigs Verkehrsplaner als Verkehrskonzept ausgedacht haben. Und ob sie vor allem für die scharfe Kurve am Theater der Jungen Welt eine sinnvolle Lösung finden.
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Der Lindenauer Markt ist erst vor wenigen Jahren überhaupt komplett neu angelegt worden. Das sieht man ja noch deutlich.
Die benannten Verkehrsprobleme – auch der aggressive Verkehr vor dem neuen Einkaufszentrum wurden anscheinend mit Absicht eingeplant. Schon von Anfang an wurde diese Neuanlage kritisiert.
>Das Verkehrs- und Tiefbauamt vertröstete die Vertreter aus dem Stadtbezirk auf ein Verkehrskonzept, an dem die Verwaltung arbeiten würde. Im Oktober oder November solle es vorgelegt werden.
Dieses Verkehrskonzept wurde schon vor Jahren angekündigt. Es wird auch im Dezember oder im März nicht gekommen sein.
Die Verkehrsbehörde ist eine Narrenbehörde.