Noch ist ein bisschen Zeit. Noch immer wird überall im Leipziger Gleissystem der Bahn gearbeitet. Der Bau des S-Bahn-Haltepunktes Essener Straße steht an. Und dann folgen in wenigen Jahren der Neubau der Brücke über die Zweinaundorfer Straße und des S-Bahn-Haltepunktes Volkmarsdorf. Und ab 2019 wird ein wichtiger Gleisabschnitt in der Elsteraue bei Möckern neu gebaut. 1,9 Kilometer Gleise und Brücken, die es in sich haben, wie die Deutsche Bahn auf Nachfrage der L-IZ bestätigt.
“Das Projekt umfasst drei sanierungsbedürftige Eisenbahnbrücken, welche die Flüsse Nahle, Luppe und Weiße Elster überspannen. Diese befinden sich im Stadtgebiet Leipzig und grenzen an den Leipziger Auwald sowie das Naherholungsgebiet ‘Rosental’. Die neuen Brücken werden jeweils mit getrennten Überbauten hergestellt. Das Projekt befindet sich nach HOAI in der Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung). Der Kostenumfang wird auf rund 40 Millionen Euro geschätzt.”
Die Investition ist notwendig. Die Brücken, um die es geht, sind über 80 Jahre alt. Denkmalgeschützt sogar. Aber die Bahn hat die Aufhebung des Denkmalschutzes beantragt. Denn was macht es für einen Sinn, Brücken zu erhalten, die den Standards eines modenen Zugbetriebes nicht genügen? Hier fahren nicht nur Nahverkehrszüge, hier sausen auch die Talent-Züge der S-Bahn drüber in Richtung Grünau. Und ebenso flott sind die ICE hier unterwegs.
Man staunt eher, dass die drei Brücken noch immer im Betrieb sind.
Die Erneuerung der Ingenieurbauwerke über die Flüsse Nahle, Luppe und Weiße Elster zwischen dem Leipziger Hauptbahnhof und Leipzig-Leutzsch ist vom Sommer 2019 bis Ende 2021 geplant, bestätigt die Bahn auf Nachfrage. “Es wurde ein gleisweiser Umbau abgestimmt. Die Bauarbeiten sollen von September 2019 bis September 2020 auf dem Streckengleis Leipzig Hbf – Großkorbetha durchgeführt werden. Von September 2020 bis September 2021 sind die Baumaßnahmen für das Streckengleis Großkorbetha – Leipzig Hbf geplant.”
Wann die alten Brücken selbst demontiert werden, das könne man freilich erst nach erfolgtem Vertragsabschluss mit dem bauausführenden Unternehmer bekannt geben.
Klingt nach einer dreijährigen Sperrung der Strecke.
Ganz und gar nicht, heißt es von Seiten der Bahn: “Die Arbeiten sind sehr anspruchsvoll, da sie ‘unter rollendem Rad’, das heißt bei laufendem Zugverkehr erfolgen. Dabei warnt speziell geschultes Sicherungspersonal die Arbeiter vor den Gefahren, die von vorbeifahrenden Zügen entstehen können. Um den Berufs- und Schülerverkehr sicherzustellen, werden die Arbeiten in die Abendstunden verlagert. Durch das Bauvorhaben sind Sperrungen des Zugverkehrs in der Nacht und am Wochenende geplant. In Ausnahmefällen kann es auch zu Totalsperrungen kommen, bei denen den Fahrgästen ein Schienenersatzverkehr zur Verfügung stehen wird.”
Was dann für die mittlerweile sehr beliebte S1 heißt: Kurzzeitige Sperrungen sind möglich, aber in der Regel wird weiter gefahren.
Und was soll da von Sommer 2019 bis Ende 2021 alles gebaut werden? Nur die drei Brücken über die drei Flüsschen in der Elsteraue?
Parallel zu den Ersatzneubauten für die drei Flussbrücken sind die Erneuerung des Oberbaus auf 1,9 Kilometern, die Anpassung der Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik und der Neubau der Oberleitungsanlage vorgesehen, beschreibt die Bahn die geplanten Maßnahmen. “Die Entwässerung erfolgt über die geplanten Bahnseitengräben.”
Dabei werden die erforderlichen Überbauträger der Brücke auf den naheliegenden Freiflächen parallel zu den Arbeiten auf der Baustelle vorgefertigt. Die neuen Brücken bekommen dann durchgehenden Schotteroberbau, Regelgleisabstand und Regellichtraum, also die für den schnellen Zugbetrieb notwendigen Ausstattungen.
Die Gleisanlagen werden entsprechend den anerkannten Regeln der Technik ausgestattet. Auch auf den dazwischenliegenden Gleisabschnitten wird der Oberbau erneuert, werden die Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik angepasst und die Oberleitungsanlage neu gebaut. Die Kabeltrassen werden erneuert und die vorhandene Tiefenentwässerung ertüchtigt. Und das alles mit einem Ziel: den bestehenden Geschwindigkeitseinbruch zu beseitigen, wie es die Bahn formuliert. Hier wird künftig also nicht mehr heruntergebremst werden müssen.
Und wie ist das mit dem Wasser? Immerhin liegen alle drei Brücken mitten im Überschwemmungsgebiet der Weißen Elster und der Parthe.
Auch das habe man bedacht, betont die Bahn. Der notwendige Hochwasserschutz werde gewährleistet. Und weil es auch um freie Durchflüsse auch bei Jahrhunderthochwassern geht, sei man mit der Stadt Leipzig in Abstimmung und habe auch mehrere Varianten für die Gestaltung der Brückenbauwerke untersucht.
Ein Flüsschen wurde dabei noch gar nicht genannt: das Projekt “Lebendige” Luppe, das im Westteil des Geländes (westlich der Bahnbrücke über die Nahle) alte Gewässerläufe im Auenwald bis hin zur Burgaue wieder revitalisieren soll. Dabei wird im Bereich des Heuweges auch der Bahnkörper unterlaufen. Was dazu führen könnte, dass die Pläne, diese neue Gewässerverbindung herzustellen, nicht bis 2018 umgesetzt werden, denn im Interesse der Bahn ist es natürlich, die Projektabläufe aufeinander abzustimmen. Mit dem Dezernat “Umwelt, Ordnung, Sport” der Stadt Leipzig habe man sich diesbezüglich abgestimmt mit dem Ziel eines harmonisierten Projektablaufes.
Und auch die Vorbereitungsmaßnahmen, wie die Schaffung von Ausgleichslebensräumen, um die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten, habe man schon für 2018 geplant.
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