Die Stadt Leipzig lädt ein, die Stiftung "Ecken wecken" lädt ein. Und sie hat es ja geschafft, eine Ecke zu erwecken: das alte Bahnhofsgelände um den Bahnhof Plagwitz, jetzt: Bürgerbahnhof. Denn als Bahnhof wird er ja nicht mehr genutzt. Die Bahn hat für den S-Bahn-Haltepunkt völlig neue Zugänge gebaut. Dafür entstand jetzt ein neues Grünquartier. Und am Samstag wird gefeiert.

„Auf diesen Tag haben viele Bürger des Quartiers und Mitarbeiter der Stadt Leipzig seit gut fünf Jahren hingearbeitet“, freut sich die Stiftung „Ecken wecken“, die hier gerackert und gebangt hat. Vor drei Jahren – man erinnert sich – hing alles am seidenen Faden, weil der Vertrag zwischen der Bahn, der das Gelände noch gehörte, und der Stadt Leipzig noch nicht unterzeichnet war. Dabei hatte auch die Stadt hier Großes vor. Und hat es immer noch. Der Bürgerbahnhof direkt südlich des alten Bahnhofsgebäudes ist ja nur der erste Teil des geplanten Gleis-Grünzugs, der sich bis nach Kleinzschocher erstrecken soll – mit neuen (Rad-) Wegeverbindungen und viel neuem Grün auf dem Gelände, auf dem mal Leipzigs wichtigster Güterumschlagsplatz war. Denn hier wurde rangiert und verladen, was der von Karl Heine initiierte Leipziger Westen mit seinen gewaltigen Fabriken einst produzierte. Das ist seit 25 Jahren Geschichte.

Die Gleiszungen ins ehemalige Industriequartier sind fast alle umgestaltet zu „grünen Fingern“. In alten Industriegebäuden entstehen neue Nutzungen vom Kunstwerk bis zum Loft. Und es ist absehbar, dass der neue Bürgerbahnhof auch die Entwicklung rund um das Gebiet an der Industriestraße neu befeuern wird. Denn wenn es Grün so dicht vor der Nase gibt, dann lohnt sich auch der Bau neuer Wohnangebote für Familien.

Die Flächen für Projekte, die von Bürgern maßgeblich erdacht wurden und nun auch betrieben werden, sind fertiggestellt. Sie bilden den Kern des Gleis-Grünzuges Bahnhof Plagwitz. Entstanden sind sie in intensiver Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Anwohnern.

„Am 19. September 2015 um 15:00 Uhr feiern Bauspielplatz, Bürgergärten, Annalinde, Pfadfinder und Obsthain die Eröffnung ihrer Flächen auf dem Areal des Gleis-Grün-Zugs Bahnhof Plagwitz“, lädt nun Mathias Weber, Mitglied der Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz und Leipziger Stadtrat für die SPD, stellvertretend ein zum großen Eröffnungsfest in Plagwitz.

Nach einer Begrüßung durch die Bürgermeister Dubrau und Rosenthal, der offiziellen Schlüsselübergabe an die Nutzergruppen und dem Richtfest der Einhausung finden verschiedene Führungen über das Gesamtgelände und die einzelnen Projektflächen statt. Annalinde pflanzt zusammen mit einem Vertreter der Partnerstadt Brno ihren Einweihungsbaum, auf dem Bauspielplatz bauen Kinder ein erstes Haus, an einer Kletterwand des Westwand e.V. kann gebouldert werden, das Duo Stiehler/Lucaciu macht Musik. Kleine und große Caterer sorgen für leckeres Essen und Trinken.

Die Einhausung des ehemaligen Übergangs zu den Bahnsteigen hatte ja seit dem Frühjahr noch einmal für Furore gesorgt. Sie wurde 2011 demontiert und eingelagert. Verschrotten wollten sie die Akteure des Bürgerbahnhofs Plagwitz nicht.

Diese Einhausung diente früher am Plagwitzer Personenbahnhof als Überdachung des Eingangsbereiches einer Gleisunterführung und soll nun in ihrem zweiten Leben diese Schutzfunktion übernehmen. Die Stadt Leipzig hat dafür das Fundament im neuen Grünareal geschaffen, Anwohner haben das Stahlgerüst geschliffen, gestrichen und das Dach gedeckt. Vorher hat ein professioneller Stahlbauer das alte Stahlgerüst wieder zusammengesetzt.

Im Frühjahr rief die Stiftung sowieso noch einmal zu einer Großoffensive, um das Gelände des Bürgerbahnhofs herzurichten für die Akteure von Bauspielplatz, Bürgergärten, Pfadfinderplatz, Urbaner Landwirtschaft, Obsthain und Boulderfelsen. Mit der Eröffnung gibt es auch die ersten Mitmachangebote.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben dort künftig 8.100 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung.

Gefeiert wird am Samstag, 19. September, ab 15:00 Uhr auf dem künftigen Ballspielfeld am Ende der neuen Röckener Straße. Zur Eröffnung sprechen die Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau und Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. Dann gibt es die offizielle Schlüsselübergabe an die Gruppen und das Richtfest der Einhausung. Anschließend kann man an einer Führung über das Gesamtgelände und an der Pflanzung des Einweihungsbaumes mit der Partnerstadt Brno teilnehmen.

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