Aber warum ist zwischen Paul-Gruner-Straße und Hohe Straße noch nichts zu sehen außer Schüttgut, das eher aussieht wie frisch aus dem Garten, und lärmenden Rüttelmaschinen? - "Wir sind hier fertig", sagt Torsten Kröll. Er ist Projektleiter der Leipziger Wasserwerke. Und die durften auch in diesem Bauabschnitt als Erste ran, auch wenn es der letzte war.
Denn bis zum 10. Juli war am Straßenabschnitt zwischen Hohe Straße und Paul-Gruner-Straße praktisch nichts gemacht worden. Hier lagen gleich zwei Gleiskreuze, mit denen die Straßenbahnen in die eingleisigen Abschnitte fahren konnten. Dazwischen lagen noch die alten Doppelgleise. Die Straßenbahnen konnten sich begegnen. Und der alte Straßenzustand blieb am längsten erhalten. Ab dem 11. Juli erst wurde hier die komplette Straße abgetragen, die Gleise wurden entfernt und die Wasserwerker gingen in den Untergrund.
Denn in diesem “KarLi”-Abschnitt hatten sie die Abwasserkanäle noch nicht saniert. Die sind ja bekanntlich über 120 Jahre alt und sahen auch entsprechend aus. Waren aber noch so stabil wie die anderen Kanalabschnitte in der Straße. Auch hier mussten die tapferen Verputzer der KWL ihre weißen Schutzanzüge anziehen und die restlichen 100 Meter Kanal mit Hand sanieren. “Überraschungen haben wir ansonsten keine gefunden”, sagt Kröll. Aber nicht nur ganz unten haben die Wasserwerker gearbeitet. Mit dem Ausheben der Straße konnten sie auch neue Trinkwasserleitungen legen und – “Das konnten wir vorher ja auch nicht”, sagt Kröll – neue Hausanschlüsse legen.
Die Wasserwerker sind jetzt fertig in diesem Bauabschnitt. Und was wie Schüttgut aussieht, sind schon die ersten Schichten für die neue Straße. Auch die wird wie eine Torte gebaut, plaudert der LVB-Mann mal aus dem Verantwortungsbereich der Straßenbauer. Hier greifen die Bauarbeiten der Stadt, die für den Straßenbau zuständig ist, sowieso direkt in die der LVB ein, die nicht nur ihre Gleise in der Straßenmitte verlegt – auf einer richtigen Schichtentorte, wie sich das gehört, – sondern an dieser Stelle auch die künftige barrierefreie Haltestelle baut. Das Loch ist also kein Loch mehr, sondern schon der vorbereitete Baugrund. Und was wie hingekippte Gartenerde (mit vielen Steinen drin) aussieht, ist die Frostschutzschicht, die künftig dafür sorgt, dass sich unter den Betonbauplatten der Straßenbahn die Nässe nicht staut und dann bei Frost das ganze Bauwerk sprengt.
Die Haltestelle an dieser Stelle ist neu. Während der Bauzeit war sie hier schon einmal provisorisch eingerichtet worden. Bis Mitte September wollen die Bauherren mit diesem kompletten Abschnitt bis zur Hohen Straße fertig sein. Die Haltestelle wird bis zum Schulbeginn noch nicht bereitstehen, wird deshalb etwas weiter südlich vorerst provisorisch angelegt, teilen die LVB mit. Denn die Straßenbahnen sollen ja ab 23. August wieder zweigleisig fahren, damit auch die Schüler problemlos zur Schule kommen.
Deswegen werden auch alle anderen Gleisabschnitte bis zum 23. August fertig sein. Müssen sie auch. Übrigens der Hauptgrund dafür, dass an der “KarLi” selbst jetzt bei brütenden Hitzegraden im Zweischichtsystem gearbeitet wird, von 6 bis 22 Uhr. Am Sonntag, 9. August, werden auch noch Sonntagsarbeiten notwendig, kündigen die LVB an. Zwischen 7 und 19 Uhr wird voraussichtlich gearbeitet werden müssen. Der Fertigstellungstermin 23. August muss unbedingt gehalten werden.
Dabei wird kaum 20 Meter weiter schon eifrig Beton gegossen. Mitten in der Straße entstehen so schon die notwendigen Betonplatten, auf denen dann die Gleise aufgebaut werden können. Und zwischen Hohe Straße und Riemannstraße sieht man die Gleismonteure an der Arbeit. Während der Beton an einer Stelle noch trocknet und geduscht wird wie Frischgemüse, werden im nächsten Abschnitt schon die Gleisjoche zusammengebaut, die dann auf den noch trocknenden Beton kommen. Gleisjoche sind die schon zusammenmontierten Gleisabschnitte.
Aber warum wird der Beton geduscht? – Es ist nicht nur den Bauarbeitern heiß und den durchgeschwitzten Journalisten mit ihren schicken Warnwesten. Für den Beton ist es eigentlich zu warm, sagt Jens Ellinger, der LVB-Projektleiter. Wenn der Beton zu schnell trocknet, kann das enthaltene Wasser nicht kristallisieren – der Beton härtet nicht aus. “Gute Temperaturen für Beton sind eigentlich eher 5 bis 25 Grad”, sagt Ellinger.
Also wird geduscht, während sich unter den großen Platanen vorm einstigen LVB-Gebäude die Gleismonteure freuen, weil sie wenigstens Schatten haben beim Montieren der Gleise, beim Anpassen der Gleisstücke und beim Schweißen und Schleifen. So bauen sie hier das stadtauswärtige Gleis auf dem noch nicht ausgetrockneten Beton. Ist das ein Problem?
“Gar nicht”, sagt Ellinger. “So lange wir den Beton nicht belasten wie im Fahrbetrieb, ist das kein Problem. Aber wir können zügiger bauen, können die Gleise schon aufsetzen und beginnen, den Aufbau draufzubringen.” Wie gehabt – im Sandwichverfahren.
Nur dass hier die Besonderheit für die “KarLi” hinzu kommt: Die Schienen werden tatsächlich wie in Watte gepackt, um die Lärmbelastung in der Straße deutlich zu mindern.
Da haben wir natürlich auch gefragt: Um wieviel Dezibel? Haben die LVB vorher mal nachgemessen? Haben sie nicht.
Aber warum nicht? Das erklären wir gleich im vierten und letzten Teil der Sommerbaustelle.
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