So langsam beginnt sich die Leipziger Stadtverwaltung etwas intensiver um den Stadtraum hinterm Bayerischen Bahnhof zu kümmern. Kein leichtes Unterfangen, denn das Gelände gehört ihr nicht, ist aber von hohem Interesse für die städtebauliche Entwicklung. Ein Radweg, ein Park, Platz für Schulgebäude sollen hier entstehen. Ach ja: Die Kröten sollen, wenn's geht, gerettet werden.

Das war das Thema, das der Leipziger Ökolöwe Anfang Mai publik gemacht hat. Schon vor einem Jahr hatte der Leipziger Umweltverein auf dem brach liegenden Gelände hinter den Bayerischen Bahnhof die Entstehung eines recht artenreichen Biotops an die Verwaltung gemeldet. Unter anderem hatte sich hier die Wechselkröte in einem teilvernässten Gebiet angesiedelt. Ein Jahr später war das kleine Tümpel-Biotop beseitigt worden, was den Ökolöwen in Alarmstimmung versetzte. Der Alarm wurde im Rathaus registriert. Und die Ökolöwen wurden postwendend eingeladen mitsamt den anderen Umweltverbänden, sich in einen Maßnahmenplan für das Gelände einzubringen.

Das große Ganze ist im Grunde seit 2012 geregelt. Damals beschloss der Leipziger Stadtrat einen Rahmenplan für das Gelände, der die wichtigsten öffentlichen Ansprüche auf der Brache sichert. Mit dem Besitzer der Fläche muss nun im Detail ausgehandelt werden, welche Nutzung wo ihren Platz finden soll. Ein kleiner Park ist sogar zwingend vorgesehen als Ausgleichsfläche für die anstehenden Baumaßnahmnen und Versiegelungen. Dabei auch die schon auf dem Gelände vorkommenden geschützten Arten mit einzubeziehen und ihnen ein gesichertes Refugium zu verschaffen, ist ja so abwegig nicht.

Und damit es dabei nicht zu Hakeleien kommt, hat das Stadtplanungsamt am Dienstag, 2. Juni, die Umweltverbände zur Vorstellung und Diskussion eines ausgearbeiteten Maßnahmengerüsts in das Neue Rathaus eingeladen.

Die Stadtverwaltung zeigte dabei deutliches Interesse, mithilfe der Umweltverbände bei der Entwicklung des Stadtraumes Kompromisse für den Artenschutz zu erwirken, schätzt nun der Ökolöwe ein. „Das Ziel war, bereits frühzeitig Konflikten vorzubeugen und den Erhalt der Arten zu garantieren. Daher baten wir darum, die in Kooperation mit den Leipziger Regionalvereinen BUND und NABU sowie durch Dritte ermittelte Daten in die langfristigen Planungen einfließen zu lassen und den Artenschutz zu berücksichtigen“, erinnert Anja Werner vom Ökolöwen an das Ursprungsanliegen. Ein Anliegen, das augenscheinlich die Akzeptanz der Verwaltung findet.

Und so lobt der Ökolöwe Leipzig den Schritt der Stadtverwaltung zu einer frühzeitigen Beteiligung der Umweltverbände an den Bauvorhaben am Bayerischen Bahnhof. Und es ging dabei auch um die sensible Fläche direkt hinter dem Portikus des Bahnhofs, die sowohl für einen Investor von hohem Wert ist, als auch für viele geschützte Arten. Bauvorhaben würden damit zu Konflikten mit dem Naturschutzgesetz führen, schätzte der Umweltverbund schon frühzeitig ein und wies im Zusammenhang mit der im letzten Sommer verabschiedeten Rahmenvereinbarung zur Entwicklung der Fläche vorsorglich auf die Vorkommen von geschützten Biotopen und streng geschützten Arten hin.

Mit Erfolg, freut man sich jetzt beim Ökolöwen.

„Diese Form der frühzeitigen Beteiligung ist das A und O jeder guten Planung, denn so können Konfliktpunkte benannt werden, bevor sie entstehen”, findet Anja Werner. “Wir hoffen auf eine erfolgreiche Kooperation während der weiteren Planungen und einen angemessenen Ausgleich der entstehenden Lebensraumverluste für die geschützten Arten.”

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