Ab Montag, 29. Juni, ist Leipzig um eine Baustelle reicher. Dann beginnen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) in der Rosa-Luxemburg-Straße sowie in der Eisenbahnstraße im Bereich zwischen Friedrich-List-Platz und Hermann-Liebmann-Straße, die Gleise instand zu setzen und teilweise zu erneuern. Schon wieder?, fragt sich der Liebhaber der Leipziger LVB-Baustellen. War man da nicht gerade erst vor zehn Jahren?

Und hat die pompöse Straßeneröffnungszeremonie miterlebt – mit großem Tamtam mit OBM, Straßenbahn, jubelnden Anwohnern? Zehn Jahre: Ist das nicht ein bisschen wenig Zeit im Leben frisch verlegter Gleise?

Ist es, gesteht auch Dirk Sikora, Bereichsleiter Infrastruktur der LVB, zu, als die LVB am Mittwoch die Presse zum Vor-Ort-Termin eingeladen haben. Gleich an der entscheidenden Stelle: der Gleiskurve, wo die Straßenbahnen aus der Eisenbahnstraße kommend in die Rosa-Luxemburg-Straße einbiegen. Die Räder quietschen, es dröhnt richtig, wenn sich die alte Tatra in die Kurve legt. Und die Gleise wippen mit. Man hört, dass hier was im Eimer ist. So richtig im Eimer.

600 Straßenbahnen fahren jeden Tag über die Stelle, befördern 13.000 Fahrgäste hin und her. Doch am Fahrbetrieb allein liegt es nicht, dass hier im Untergrund der Wurm drin ist und schon nach zehn Jahren eingegriffen werden muss, obwohl solche Gleise wenigstens 20, 25 Jahre halten müssen. Grund für die Probleme ist ein Unterbau, den die LVB 2005 beim Bau der Gleise mit eingesetzt haben, der schlicht nicht die nötige Haltbarkeit hat und heute schon Verschleißerscheinungen zeigt. “Das wussten wir damals noch nicht”, sagt Dirk Sikora. “Seit 2009 verwenden wir diese Art Unterbau deshalb nicht mehr.”

Klammer auf: Aber alle Baustellen, in denen gerade in den Jahren 2005 und 2006 dieser flotte Unterbau eingesetzt wurde, haben den LVB seither richtig viel Arbeit gemacht und Geld gekostet. Damals – das war das Mega-Bauprogramm im Vorfeld der Fußball-WM 2006, für das in rasendem Tempo in einigen Bereichen der Innenstadt Weichen für die Zukunft gestellt wurden.

Der Zeitdruck sorgte seinerzeit nicht nur für einige Bausünden, die seither für teuer Geld aufgearbeitet werden mussten: am Johannisplatz, in der Jahnallee, im Bereich der Haltestelle Hauptbahnhof. Es wurden auch Entscheidungen getroffen, die mit etwas weniger Zeitdruck möglicherweise anders ausgefallen wären. Das betrifft zum Beispiel die Festlegung der Lage der Haltestelle vor dem Hauptbahnhof, wo man die Chance gründlich vergeigte, die Haltestelle komplett vor den Hauptbahnhof zu verlegen und damit die Kfz-Fahrspuren auf der Südseite der Haltestelle zu bündeln.

Gleiszustand am Beginn der Eisenbahnstraße: So sieht es aus, wenn der Unterbau völlig im Eimer ist. Foto: Ralf Julke
Gleiszustand am Beginn der Eisenbahnstraße: So sieht es aus, wenn der Unterbau völlig im Eimer ist. Foto: Ralf Julke

Die Kurve von der Eisenbahnstraße in die Rosa-Luxemburg-Straße ist noch fünf Jahre älter als die Gleise in der Eisenbahnstraße. Hier sieht man auch, wie unterm Asphalt schon das Material ausgewaschen ist und tiefe Löcher in der Asphaltdecke klaffen. Hier wird ab dem 29. Juni alles komplett erneuert. Für 250.000 Euro werden Gleise und Unterbau hier komplett herausgenommen und völlig neu aufgebaut. Dieses Stück Baustelle, das bis zur Ludwig-Erhard-Straße reicht, ist 200 Meter lang. Die Haltestelle am Listplatz freilich, so Dirk Sikora, wird diesmal noch nicht angepackt und in eine barrierefreie Haltestelle umgebaut. Das bleibt noch Zukunftsmusik.

Im anschließenden, 700 Meter langen Gleisstück von Beginn der Eisenbahnstraße bis zur Kreuzung Hermann-Liebmann-Straße werden hingegen nur die Gleise herausgenommen. Der Unterbau wird bis auf die Schotterschicht abgetragen und durch einen neuen Unterbau ersetzt. Dann kommen die alten Gleise, die ja erst zehn Jahre lang ihren Dienst tun, wieder drauf. Für sie ist quasi Halbzeit, wenn man eine Lebensdauer von 20 Jahren zur Grundlage nimmt. Für das 700 Meter lange Straßenstück kommen noch einmal 1,4 Millionen Euro an Kosten zusammen.

Bleibt noch eine offene Frage: Auch das Stück der Eisenbahnstraße von der Hermann-Liebmann-Straße bis zum Torgauer Platz wurde  damals neu gebaut. Ist das nun auch für die Generalsanierung fällig? – Die LVB bestätigen auf Nachfrage, dass auch dort der problematische Unterbau verwendet wurde. Aber der Zustand der Gleise stellt sich noch nicht so problematisch dar.  Deswegen habe man diese Maßnahme eher für die Jahre 2019 / 2020 vorgesehen.

Die Gleisbauarbeiten finden in mehreren Phasen statt, wobei die Gleise jeweils halbseitig instand gesetzt werden, um den Anliegerverkehr während der Bauzeit zu gewährleisten. Es wird dabei auch in den Abendstunden bis etwa 20 Uhr gearbeitet.

Die Baustelle ist sozusagen der Eröffnungstusch für die Sommerbauarbeiten der LVB 2015.

Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich über zwei Monate bis zum 5. September. Während der gesamten Bauzeit wird der Kfz-Verkehr umgeleitet. Für den Anlieger- und den Lieferverkehr in der Eisenbahnstraße wird sichergestellt, dass der Baubereich jeweils in einer Richtung befahren werden kann, verspricht Matthias Lietze, Leiter Verkehrsorganisation der LVB. Die Händler in der Straße wüssten Bescheid und hätten auch die direkten Kontaktnummern zur Baustellenorganisation, so dass sie auch die Anfahrt größerer Lieferfahrzeuge geregelt bekämen.

Zudem ist in den Sommerferien, vom 11. Juli bis zum 23. August, wegen der Bauarbeiten eine sechswöchige Vollsperrung für die Straßenbahnlinien 1, 3, und 8 notwendig. Die Straßenbahnlinie 8 verkehrt bereits vom 29. Juni bis 10. Juli mit Umleitung.

Einschränkungen für Kfz-Verkehr vom 29. Juni bis 5. September

Während der gesamten Bauzeit, vom 29. Juni bis zum 5. September, wird der Kfz-Verkehr wegen der Bauarbeiten weiträumig umgeleitet. Stadteinwärts führt die Umleitung über Torgauer Straße, Wurzner Straße, Lilienstraße, Kohlgartenstraße, Ranftsche Gasse und B2 (Ludwig-Erhard-Straße). Stadtauswärts kann der Kfz-Verkehr über Rosa-Luxemburg-Straße, B2, Dresdner und Wurzner Straße fahren.

Für den Anliegerverkehr ist eine örtliche Umleitung über Ludwigstraße bzw. Mariannenstraße ausgeschildert. An der Kreuzung Rosa-Luxemburg-/Mecklenburger-/Eisenbahnstraße wird während der gesamten Bauzeit die Fahrbeziehung zwischen Mecklenburger Straße und Rosa-Luxemburg-Straße von und nach Schönefeld aufrechterhalten. Die Ludwigstraße und die Mariannenstraße werden dabei zu Einbahnstraßen. Vom 11. bis 27. Juli muss zudem die Kreuzung Eisenbahn-/Herrmann-Liebmann-Straße wegen der Bauarbeiten gesperrt werden.

Einschränkungen im Straßenbahnverkehr

Mit Baubeginn, ab dem 29. Juli, ist jeweils von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 14 Uhr eine örtliche Umleitung für die Straßenbahnlinie 8 zwischen den Haltestellen Friedrich-List-Platz und Torgauer Platz über Kohlgartenstraße, Dresdner Straße, Wurzner Straße und Torgauer Straße notwendig. In dieser Zeit werden die Haltestellen Einertstraße und Herrmann-Liebmann-Straße nur von den Straßenbahnlinien 1 und 3 bedient.

Höhepunkt der Umleitungen: 11. Juli bis 23. August

Zudem kommt es in den Sommerferien, vom 11. Juli bis zum 23. August, für die Straßenbahnlinien 1, 3 und 8 wegen der Bauarbeiten zu erheblichen Änderungen. Die beiden Haltestellen Wintergartenstraße, Hauptbahnhof, Einertstraße und Geißlerstraße, Bülowviertel können nicht bedient werden. In den Sommerferien verkehrt die Straßenbahnlinie 1 mit veränderter Linienführung – zwischen den Haltestellen Goerdelerring und Mockauer-/Volbedingstraße über Hauptbahnhof, Westseite und Berliner Straße bis zur Haltestelle Mockauer-/Volbedingstraße und dann weiter nach Schönefeld zur Ersatzendstelle Stannebeinplatz. Die Straßenbahnlinie 3 verkehrt mit Umleitung zwischen den Haltestellen Friedrich-List-Platz und Torgauer Platz über Kohlgartenstraße und Wurzner Straße. Die Straßenbahnlinie 8 verkehrt in den gesamten Sommerferien verkürzt zwischen den Haltestellen Grünau-Nord und Wilhelm-Leuschner-Platz.

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Keine Kommentare bisher

Ausfluechte der LVB, immer dasselbe.

Der Ranstaedter Steinweg und die Dresdner Strasse muessten auch schon lange wieder repariert werden, obwohl sie beide erst “neulich” saniert wurden.
Gibt noch mehr Beispiele im Stadtgebiet.

Besser waere ein Eingestaendnis der LVB, dass ihr Qualitaetsmanagement bei Bauvorhaben aeusserst besch…eiden ist.

Man kann nicht immer “Regress” bruellen bei den ausfuehrenden Firmen (wie in Sachen Ranstaedter Steinweg geschehen). Nicht nur, dass die Regressarbeiten die entstandenen Mehrkosten bei weitem nicht ersetzen, man hat auch einen Ruf zu verlieren. Aber das scheint die LVB nicht zu kuemmern…

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