Wie weiter in der Riebeckstraße? 2012 hatte das Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig schon die Abrissfirma für die Häuser Witzgallstraße 18, Riebeckstraße 37-47 und Stötteritzer Straße 43 kommen lassen. Zuvor war hier mal das Feierabendheim "Paul Lange". Doch einfach abreißen? Da ging 2012 das Stadtforum Leipzig an die Decke. Der Abriss wurde gestoppt. Aber seitdem tut sich nichts, obwohl die Häuser dringend gebraucht werden.
Im März hatte das Netzwerk “Leipzig – Stadt für alle” nachgefragt und überhaupt die Leipziger Liegenschaftspolitik mal in Frage gestellt. Denn der Einspruch von 2012 war ja nicht ohne Grund gekommen. Die Aufgaben der Stadt, die auch mit der Suche nach geeigneten Flächen und Gebäuden zusammenhängen, stapeln sich, verzögern sich um wertvolle Jahre, weil augenscheinlich keine geeigneten Objekte gefunden werden können. Das betrifft Schulen, Kitas, Asylunterkünfte.
Die Gebäude an der Riebeckstraße wären für wenig Geld zu Asylunterkünften herzurichten, befand das Netzwerk “Leipzig – Stadt für alle”: “Im Besitz der Stadt ist beispielsweise der Komplex Witzgallstraße 18, Riebeckstraße 37-47 und Stötteritzer Straße 43, die ehemalige ‘Zweiganstalt I’ des Johannishospitals, in Reudnitz. Sechs der sieben Gebäude wurden im Jahr 2012 zum Abbruch vorbereitet, dieser jedoch bis dato nicht durchgeführt. Das Liegenschaftsamt hält weiterhin an den Abbruchplänen fest. War die Vernichtung kommunalen Wohnraums schon 2012 kaum verständlich, so ist sie Anfang 2015 völlig absurd. Die Sanierung der Gebäude wäre mit 400.000 bis 500.000 Euro pro Haus möglich, zumal die Kosten für den Grunderwerb wegfallen. Das große, unzerstörte Eckhaus Witzgallstr. 18 könnte sogar zügig und deutlich günstiger wieder saniert und in Betrieb genommen werden. Mit dem weiteren Festhalten an den Plänen zum teuren Abbruch und anschließenden Verkauf der Flächen ergibt sich nach dem Verkauf der Friederikenstraße 37 in Dölitz 2013 (2014, d. Red.) aus städtischem Eigentum ein weiterer Fall, in dem das Handeln des Liegenschaftsamts augenscheinlich gesamtstädtischen Interessen zuwider läuft.”
Passiert ist aber seither auch nichts.
Aber zumindest ein Stadtrat fragt sich jetzt, was mit den Gebäuden eigentlich los ist und warum die Stadt hier keine für die Ratsversammlung nachvollziehbaren Pläne vorlegt. Macht das Liegenschaftsamt hinter den Kulissen einfach weiter Seins, solange sich die Ratsfraktionen mit der Verwaltung über ein Konzept für eine strategische Liegenschaftspolitik streiten?
SPD-Stadtrat Matthias Weber will wissen, wer da in der Verwaltung derzeit eigentlich die Lederhosen anhat und für diesen “Substanzverzehr in der städtischen Liegenschaft Riebeckstraße” verantwortlich ist.
“Vor einigen Jahren wurden die Mehrfamilienhäuser der städtischen Liegenschaften in der Riebeckstraße 37-47 leer gewohnt. Kurz darauf wurden die Fenster der Wohnhäuser entfernt”, stellt er in seiner knappen Anfrage fest, die er in der nächsten Stadtratssitzung gern mündlich beantwortet bekommen möchte. “Mehrere Jahre blieben die Objekte ohne Fenster der Witterung ausgesetzt. Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen waren nicht erkennbar. Das Entfernen der Fenster kommt somit einem städtischem Substanzverzehr gleich, wodurch eine massive Schädigung der Gebäude in Kauf genommen wurde.”
Und so lauten seine Fragen:
1. Wann genau wurden die Fenster in der Riebeckstraße 37-47 entfernt (Monat und Jahr)?
2. Warum wurden die Fenster entfernt?
3. Wer gab den Auftrag, die Fenster zu entfernen?
Und da kann er gleich weiterfragen: Wer hat eigentlich was mit den Gebäuden vor? Oder gibt es nicht einmal Pläne? Denn normalerweise bereitet man Häuser ja nur zum Abbruch vor, wenn man weiß, was man hinterher hinstellen will.
Keine Kommentare bisher
Das Ganze hat schon langsam mehr als ein “Gschmäkle”!
Für einen unbeteiligten Dritten wie mich sieht das so aus, als wolle man einem “Investor” ein blank geräumtes Areal zur Gewinnoptimierung zukommen lassen.
Nach der Bodenrichtwertkarte ist im Gebiet der Witzgalstr. ein Richtwert für erschließungsbeitrags- und kostenerstattungsbetragsfreies Bauland mit 120 €/qm angegeben.
Wenn ich die Abrißkosten dagegensetze wird daraus für die Stadt ein mehr als deutliches Minusgeschäft!
Ein einfältiger oder bösartiger Mensch würde hier unlautere Motive unterstellen!
Ich plädiere jedoch für eine nachhaltige Überprüfung der Wirtschaftlichkeitsrechnung, die sicherlich wie es sich gehört erstellt wurde!
Im übrigen könnte ein interfraktioneller (Untersuchungs-) Ausschuß die Arbeit des Liegenschaftsamtes unter der Leitung des Herrn BM Albrecht sicherlich im Sinne der Stadt Leipzig optimieren.
Falls es den Fraktionen an der Zeit fehlt in alle Tiefen einer ordentlichen Liegenschaftsverwaltung zu gehen, stelle ich mich gerne kostenfrei zur Verfügung.