Sitzgelegenheiten in der Leipziger Innenstadt sind ein ganz altes Thema. Es gibt ganze Straßen, wo man sich nirgendwo ausruhen kann, wenn man nicht gerade in einen Freisitz einkehren möchte. Sitzgelegenheiten werden aber auch gern geklaut, ohne dass das in der City irgendjemandem aufzufallen scheint. Also machen die Grünen die Sitzgelegenheiten zum Thema in der nächsten Stadtratssitzung am 8. Juli.
Natürlich denkt man als Passant in der Innenstadt meistens nicht an Sitzgelegenheiten, weil man viel zu sehr beschäftigt ist damit, allen möglichen Lieferfahrzeugen auszuweichen. Wirkliche Ausruhinseln sind die Einkaufsmeilen nicht. Aber dort, wo Gelegenheiten zum Sitzen existieren und von nächtlichen Dieben auch nicht weggetragen werden können, werden sie rege genutzt. Bestes Beispiel dafür sind die kleinen Berglandschaften in der Grimmaischen Straße.
Doch insbesondere in der schönen Jahreszeit, wenn überall viele Leipzigerinnen und Leipziger und Touristen in der Innenstadt anzutreffen sind, fehlt es immer noch an öffentlichen Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen, finden die Grünen. Und haben auch gleich Beispiele gesammelt, die das Thema belegen.
Zwar wurden vor der Musikschule am City-Tunnel-Eingang Wilhelm-Leuschner-Platz und mit der Sanierung des Richard-Wagner-Platzes neue Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum geschaffen. Auch die Thomaswiese wurde mit Haushaltsmitteln aufgrund eines Antrages der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Nutzung gesichert, mit der Folge, dass das dortige Sitzangebot bereits deutlich erweitert wurde.
“Jedoch muss festgestellt werden, dass die letzte Konsequenz fehlt und man teilweise auf halben Weg die Bemühungen eingestellt hat”, kritisiert die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Krefft. “Dies zeigt sich beispielsweise an den vorbereiteten stählernen Bankträgern der Thomaswiese, die bis jetzt nicht mit den nötigen Holzbänken versehen wurden. Dass darüber hinaus der Bedarf nach diesen und weiteren Sitzflächen gegeben ist, zeigt sich an jedem sonnigen Tag in Leipzigs Innenstadt.”
Bei diesen Bankträgern handelt es sich um ein Projekt des Grünflächenamtes, das mit den verfügbaren Geldern 2012 nicht komplett umgesetzt werden konnte. Für die restlichen sechs Bänke fehlte die Summe von 50.000 Euro, die bis heute nicht ganz aufgetrieben wurde. Drei Bänke fehlen noch.
Ein dazu gehörendes Thema, das Tim Elschner bis heute aufregt: „2011 wurden am Thomaskirchhof fünf Sitzbänke – darunter drei historische Astbänke mit den gusseisernen Seitenteilen – aufgestellt. Doch diese wurden bedauerlicherweise offensichtlich postwendend von dreisten Dieben schon wenig später in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entwendet. Seitdem gibt es vor Ort leider keine öffentlichen Sitzgelegenheiten mehr. Wann also wird dort für Ersatz gesorgt?“
Elschner sieht außerdem noch zusätzlichen Bedarf an Sitzgelegenheiten insbesondere in den aufgeweiteten Straßenräumen, wie der Petersstraße, dem Nikolaikirchhof, dem Salzgässchen oder auch vor dem Neuen Rathaus.
“Nicht nur Leipzigerinnen und Leipziger und Gäste würden auf ihren alltäglichen Wegen von neuen Sitzmöglichkeiten profitieren, sondern gerade auch ältere oder bewegungseingeschränkte Menschen würden in ihrer Mobilität unterstützt werden”, umreißt der Grünen-Stadtrat den Bedarf. “Durch die weitere Umbauung des Museums für Bildende Künste werden spätestens mit Baubeginn des vierten Winkels ab Frühjahr 2016 die dort beliebten Sitzmöglichkeiten auf der Umgrenzungsmauer wegfallen. Dafür braucht es Ersatz in räumlicher Nähe.”
Katharina Krefft verweist auf einen Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2010, dem ebenfalls ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorausging: „Der Stadtrat hatte beschlossen, dass in Leipzigs Innenstadt zusätzliche Sitzgelegenheiten mit hohem Sitzkomfort und guter Nutzbarkeit auch für ältere und Menschen mit Behinderung einzurichten sind. Wir sind der Auffassung, dass die Stadtverwaltung in ihrem Engagement nicht nachlassen darf, weitere konkrete Standorte auszuwählen. Mit unserer Anfrage wollen wir nun nach dem Umsetzungsstand fragen und auch in Erfahrung bringen, inwieweit sich die Verwaltung in den vergangenen Jahren bemüht hat, das Sponsoring für nicht kommerzielle Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum aktiv zu bewerben und welche Erfolge vermeldet werden können.“
Und auch für Leipzigs zentralsten Platz hat sie so eine Idee: Katharina Krefft würde sich auch darüber freuen, wenn mobile Stühle auf dem Marktplatz – sofern dieser veranstaltungsfrei ist – nach dem Vorbild anderer deutscher Städte zur Verfügung gestellt werden könnten.
Die Anfrage der Grünen-Fraktion: Sitzgelegenheiten in der Innenstadt
Die Leipziger Innenstadt ist beliebter Aufenthaltsort und wird immer attraktiver. Insbesondere in der schönen Jahreszeit, wenn überall viele Leipziger und Touristen in der Innenstadt anzutreffen sind, fehlt es auch weiterhin an öffentlichen Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen.
Zwar wurden mit der Sanierung des Richard-Wagner-Platzes neue Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum geschaffen und auch die Thomaswiese wurde mit Haushaltsmitteln aufgrund eines Antrages der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in ihrer Nutzung gesichert, mit der Folge, dass das dortige Sitzangebot bereits deutlich erweitert wurde. Des Weiteren gibt es neue Sitzgelegenheiten vor der Musikschule und am City-Tunnel-Eingang Wilhelm-Leuschner-Platz.
Doch 2011 wurden am Thomaskirchhof fünf Sitzbänke – darunter drei historische Astbänke mit den gusseisernen Seitenteilen – entwendet. Seitdem gibt es vor Ort keine öffentlichen Sitzgelegenheiten mehr. Ebenso fehlen unseres Erachtens immer noch nicht kommerzielle Sitzgelegenheiten: insbesondere auf dem Nikolaikirchhof, im Salzgäßchen, auf der Petersstraße oder im Bereich des Haupteinganges “Neues Rathaus”. Im Jahr 2010 hat der Stadtrat auf Initiative der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen beschlossen, dass in der Leipziger Innenstadt im Rahmen der integrierten Nutzung der öffentlichen Räume unter Beteiligung der ansässigen Einzelhändler zusätzliche Sitzgelegenheiten mit hohem Sitzkomfort und guter Nutzbarkeit auch für ältere und Menschen mit Behinderung einzurichten sind. Entsprechend dem Stadtratsbeschluss sollte auch verstärkt ein Sponsoring betrieben werden.
Wir fragen:
1. Wann kann wieder damit gerechnet werden, dass am Thomaskirchhof öffentliche Sitzgelegenheiten aufgestellt werden?
2. Aufgrund entsprechender Vorbereitungen gibt es an der Thomaswiese weiteres Potential, das dortige Sitzangebot weiter zu verbreitern. Wann wird dies geschehen?
3. Welche nächsten Umsetzungsschritte sind hinsichtlich der Schaffung neuer nicht kommerzieller Sitzgelegenheiten in der Leipziger Innenstadt darüber hinaus geplant?
In einem 2011 stattgefundenen Gespräch der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer hatten wir angeregt, zu prüfen, ob auch auf dem Marktplatz – sofern veranstaltungsfrei – mobile Stühle nach dem Vorbild anderer deutscher Städte zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden könnten.
4. Zu welchen Prüfergebnis ist die Stadtverwaltung gekommen?
5. Inwieweit hat sich die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren bemüht, das Sponsoring für nicht kommerzielle Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum aktiv zu bewerben? Welche Erfolge kann die Stadtverwaltung vermelden?
Keine Kommentare bisher
Die Formulierung “nicht-kommerzielle Sitzgelegenheiten” bringt es treffend auf den Punkt: Man möchte ganz in altbackener Kaufmannsdenke die Passanten in die Läden drängen, damit sie dort ihr Geld da lassen mögen. Trotz der gut sechzig Jahre, die es schon deutsche Fußgängerzonen gibt, sind Einzelhändler immer noch der strikten Auffassung, die Kunden müssten mit dem Auto direkt vor die Ladentür fahren (hier grüße ich mal ganz missgelaunt einen gewissen Geschäftsinhaber in der Schillerstraße).
Und die Menschen, die auch mal nicht ihr Geld irgendwo lassen möchten oder es auch gar nicht können, sollten sich dann auch nicht “setzen” dürfen. Völlig klar, welche sog. “Klientele” in den Fußgängerzonen gar nicht “gewünscht” wird.
Dieser Niedergang des gesellschaftlichen Umgangs im öffentlichen Raum wird schon seit Jahrzehnten von Soziologen kritisiert. Schön, dass die Debatte mal kurz die Tagespolitik in Leipzig erreicht hat.
Zu den Bänken, die nicht mehr da sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass in einigen Leipziger Leserköpfen das Klischee von marodierenden Jugendlichen aufscheint. Ich halte aber gerne dagegen, dass für marodierende Jugendliche eine Bank viel zu schwer zum “Klauen” ist und allenfalls ein paar Meter weiter weg transportiert wird. (Man erinnere sich, wo die eine Holzfigur, die mal vor dem Naturkundemuseum aufgestellt wurde, letztlich gelandet ist… vielleicht fünfzig Meter entfernt im Kanal neben dem Ranstädter Steinweg…).
Nein, um so eine Bank wegzutransportieren, bedarf es echter krimineller Energie, die aber auch von “seriösen” ältlichen Leipziger Bürgern sehr wohl aufgebracht werden kann. Da muss mit einem Transporter vorgefahren werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder der andere Leipziger Kleingärtner so eine Bank zwischen den Büschen versteckt hat und dass den Vereinsnachbarn diese schmucke Bank gar nicht “auffällt”…