Seit dem Frühjahr gärt der stille Kampf um die Grünfläche an der Leopoldstraße in Connewitz. Für die Connewitzer ist sie in den letzten Jahren zu einer wichtigen Erholungsfläche geworden. Doch es ist kein öffentlicher Park. Sie steht für 2 Millionen Euro zum Verkauf. Jetzt wendet sich der BUND Leipzig an OBM und Stadtrat und plädiert für die Bewahrung des Grüns.
“Grünflächen spielen im urbanen Kontext eine wichtige Rolle. Neben einer eindeutigen Korrelation des Wohlbefindens der Bevölkerung mit der Erreichbarkeit von Grünräumen, sind vor allem auch ökologische Aspekte dringend zu berücksichtigen”, heißt es in der Einwohneranfrage des BUND Leipzig. “Hierzu gehören insbesondere die Versiegelung von Böden und der damit einhergehende Verlust der Bodenpotentiale und Biofunktionen sowie die Reduktion von Großgrün. Letzteres führt umgehend zu einer Verringerung von wertvollen Refugien für eine Vielzahl von Tierarten und einer enormen Beeinträchtigung der innerstädtischen Lebensqualität.”
Aber der Leipziger Süden ist seit über 20 Jahren ein Lieblingswohngebiet der Leipziger. Hier lohnt es sich, Häuser auch in alte Brachen zu bauen. Der freie Raum wird knapper. So knapp, dass auch die Stadt mit ihren Infrastrukturprojekten “ins Grüne” ausweichen muss.
“Im Leipziger Süden, speziell im Stadtteil Connewitz, fielen in den letzten Jahren besonders viele Grünflächen der Bebauung und Versiegelung zum Opfer”, stellt der BUND Leipzig fest und listet auf, was in letzter Zeit an Grüninseln im Leipziger Süden alles verloren ging:
– An der Kochstraße/Gustav-Freytag-Straße/Karl-Kiebknecht-Straße: Neubau HTWK und Neubau eines Wohnhauses; Fällung von 23 Großbäumen, vollständige Versiegelung der zuvor als Park genutzten Fläche; weitere Baumfällungen und anschließende Bebauung sind geplant.
– Gustav-Freytag-Straße: Bau von zwei Kitas: Fällung von mindestens 30 Großbäumen
– Windscheidstraße, neben dem Lidl-Parkplatz: Bebauung einer Brachfläche mit Stadthäusern, Zerstörung eines artenreichen Biotops, Fällung von ca. 70 Bäumen, davon mehrere Großbäume
– Kochstraße/Scheffelstraße: da sind die “Thalysia”-Höfe nördlich von Werk II: Bebauung einer Brachfläche von 1,5 ha mit Wohn- und Geschäftshäusern, Fällung von 150 Bäumen verschiedener Größe
– Artur-Hoffmann-Straße 124-140, Neubau einer Wohnanlage „Grüne Höfe Connewitz“, Fällung von ca. 20 Großbäumen
“Da sich diese Baustellen auf relativ engem Raum befinden, ist die zum Teil über Jahre andauernde Belastung der Anwohner durch Lärm und Staub enorm”, stellt der BUND Leipzig fest. “Zwar wurden einige wenige Bäume an der HTWK nachgepflanzt. Allerdings benötigen diese Bäumchen Jahrzehnte, bis sie den ökologischen Wert ihrer Vorgänger erreichen.”
Ein Antrag des BUND Leipzig vom 22. Oktober 2014 auf Erhalt der Restfläche des ehemaligen Parks zwischen Kochstraße/Gustav-Freytag-Straße und Karl-Liebknecht-Straße als öffentliche Grünfläche wurde von der Stadt seinerzeit negativ beschieden.
“Jetzt soll auch noch der nur wenige 100 Meter entfernte Leopold-Park mit seinem wertvollen Baumbestand zerstört, versiegelt und bebaut werden”, stöhnt Elke Thiess von der BUND Regionalgruppe Leipzig.
Der BUND Leipzig fordert deshalb den Erhalt dieses Grundstücks als öffentliche Grünfläche. Nötigenfalls soll die Stadt Leipzig das Grundstück erwerben. Die Finanzierung könnte aus Kompensationskonten (Ökokonten) erfolgen, schlägt der Umweltverein vor.
“Wir verweisen wiederholt auf den Luftreinhalteplan der Stadt Leipzig, in welchem zur Verringerung der Immissionsbelastung u.A. folgende Ziele definiert wurden: ‘der Anteil versiegelter Flächen ist zu minimieren, der Bestand an Frei- und Grünflächen ist zu erhöhen und dauerhaft zu erhalten’. Wir sehen bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass dieses Ziel im Leipziger Süden umgesetzt wird. Das Gegenteil ist der Fall”, betont Elke Thieß in der Einwohneranfrage. “Das in diesem Zusammenhang vom Baudezernat gegenüber Anfragen den Fraktionen die Linke und Piratenpartei bereits vorgebrachte Argument, in Connewitz gäbe es nur ein geringes Potential an leer stehenden Wohnungen, woraus sich ein grundsätzlicher Bedarf an Wohnungsneubau ableiten ließe, können wir so nicht nachvollziehen. Einschlägige Immobilienangebote besagen das Gegenteil. Allerdings befinden sich diese Angebote oft jenseits der finanziellen Möglichkeiten der meisten Connewitzer Bürger.”
Die Einwohneranfrage ist also eher eine Petition. Oder ein Antrag, wenn denn eine der Fraktionen im Stadtrat die Sache noch einmal aufnimmt.
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