Lange Zeit war die Position der Bundesregierung eindeutig: Es wird kein Fracking geben in Deutschland. Doch das Gesetz, das Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) jetzt vorgelegt hat, hat die Türen wieder weit geöffnet für die umstrittene Fördertechnologie. Auf Druck des Wirtschaftsflügels der CDU, wie die FAZ meldet. Schlimmes ahnt deshalb der BUND - und hat postwendend einen Offenen Brief an Leipzigs OBM geschrieben.
In diesem Brief an Oberbürgermeister Burkhard Jung fordert der BUND die Stadt auf, auch Leipzig offiziell zur frackingfreien Gemeinde zu erklären. Hintergrund hierfür ist die erste Lesung des Gesetzentwurfes am Donnerstag, 7. Mai, um 9 Uhr, im Bundestag. Diesen Gesetzentwurf hat die Bundesregierung auf den Weg gebracht, um die Förderung von Erdgas und Erdöl mittels hydraulic fracturing (Fracking) zu regulieren. Denn obwohl die Regierung den Gesetzesentwurf als „die strengsten Regeln, die es in dem Bereich jemals gab“ bezeichnet, würde er de facto der extrem risikoreichen und teuren Fracking-Technologie in Deutschland den Weg bereiten.
Das schätzt nicht nur der BUND so ein. Das sahen am Donnerstag auch Grüne und Linke im Bundestag so.
Dabei geht es eher um eine lächerliche Fördermenge. Selbst CDU-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer sieht die kurzfristige Wirkung der Technologie: „Wir könnten 13 Jahre eine Vollversorgung aus heimischen Quellen sicherstellen.”
13 Jahre? Das ist ein Witz, wenn man riskiert, ganze Landstriche für Generationen zu gefährden.
Fracking ist ein Verfahren, mit dem sich Erdgas aus undurchlässigem Gestein lösen lässt. Dazu wird tief (meist 1.500 bis 6.000 Meter) in die Erde gebohrt, vertikal sowie horizontal, und eine Mischung aus Wasser, einer körnigen Substanz und Chemikalien (darunter stark krebserregendes Benzol und Formaldehyd) unter hohem Druck in das Bohrloch gepumpt, um den Schiefer aufzubrechen und das Erdgas aus Gesteinsporen herauszupressen, schildert der BUND das Verfahren. Dadurch entstünden – etwa durch Verschmutzungen des Grund- und Trinkwassers durch verpresste Abwässer, Bohr- und Transportunfälle, Verseuchung der Böden durch Leckagen in den Rohrleitungssystemen oder zunehmende Lärm- und Schadstoffbelastungen an Förderplätzen und Zufahrtswegen, sowie unkalkulierbare Risiken für Böden und Gewässer.
Die Auswirkungen der Gasförderung mittels Fracking auf die Umwelt und insbesondere das Grundwasser, beispielsweise in den USA, zeigen die Dokumentarfilme “Gasland” I und II des Regisseurs Josh Fox. “Gasland II” wird vom Arbeitskreis Chemie und Umwelt des BUND Leipzig am 19. Mai um 20 Uhr im Hinterhof der Kurt-Eisner-Straße 28 gezeigt.
„Auch wenn die Region Leipzig nicht im direkten Gebiet mit Schiefergaspotential liegt, kann so ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass die Energiewende nur gelingen kann, wenn konsequent auf erneuerbare Energien umgestiegen wird“, erklärt dazu Felix Lohmann vom BUND Leipzig.
Tatsächlich ist die Fracking-Technologie ein weiterer Schritt, die alte klimaschädliche Verbrennung fossiler Brennstoffe noch weiter zu treiben und eine echte Energiewende immer wieder zu verzögern. Tatsächlich steht Fracking selbst den Klimaschutzzielen der Bundesregierung entgegen.
Die verbleibenden Kohle-, Öl- und Gasvorkommen müssen unter der Erde bleiben, damit das Ziel von maximal 2 Grad Celsius Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur noch erreicht werden kann, fordert auch der BUND Leipzig. Der Ausstieg aus fossilen Energiequellen zusammen mit mehr Energieeffizienz müsse im Klimaschutzjahr 2015 entschieden vorangebracht werden. Die Stadt Leipzig könne hierzu einen Beitrag leisten. Und der besteht schon in einer einfachen Geste: Leipzig wird zur frackingfreien Zone erklärt.
“Bitte teilen Sie uns bis Dienstag, 30. Juni 2015 mit, ob Sie Leipzig zur ‘frackingfreien Gemeinde’ erklären oder eine entsprechende Beschlussvorlage für den Gemeinderat vorbereiten wollen”, schreibt die BUND Regionalgruppe in ihrem Brief an Burkhard Jung. “Eine Musterbeschlussvorlage, die Sie so oder in abgeänderter Form verwenden können, legen wir Ihnen bei.”
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Wir können uns auf unsere Politiker nicht verlassen. Gestern hatten sie eine andere Meinung als heute. Leider kippen die vor den Lobbyisten immer um, es winkt dann eine gut dotierte Tätigkeit in einem Unternehmen nach der politischen Arbeit. Ich bin von der SPD sehr enttäuscht, erst sind die gegen Fracking und jetzt erlauben die es. Man kann das alles nicht mehr verstehen. Kein Wunder, dass die Bürger nicht mehr wissen, wen sie noch wählen sollen, hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen, siehe wieder BND/NSA.