Man kann auch auf ganz stille Art ein Zeichen setzen. So hat es Leipzigs Stadtverwaltung jetzt getan, nachdem die AfD-Fraktion ihren dritten Versuch gestartet hat, Otto von Bismarck noch ein weiteres Plätzchen im Leipziger Stadtbild zu organisieren. Den Kreisel in der Karl-Tauchnitz-Straße haben sich die Preußenverehrer dazu auserkoren. Denkste, teilt nun die Verwaltung auf ihre Weise mit: Im Jahr 2015 werden in Leipzig andere Zeichen gesetzt.

Denn jetzt hat das Dezernat Allgemeine Verwaltung eine ganz kurze Vorschlagsliste ins Verfahren gegeben, um zwei Plätze in Leipzig umzubenennen. Ausgearbeitet hatte das Dezernat den Vorschlag schon im März. Eile war ja nicht geboten. Aber irgendwie fühlte man sich vom – sagen wir mal: altbackenen – Vorschlag der AfD-Fraktion nun doch ein bisschen verärgert. Statt in die Zukunft zu blicken und die Weltoffenheit der Stadt ins Bild zu heben, kommen die mit dem alten Reichskanzler an.

Zwei Vorschläge stehen auf der Liste. Und sie schließen an eine Diskussion an, die der Leipziger Stadtrat vor einem Jahr geführt hat. Damals beantragte die Grünen-Fraktion die Benennung der Grünfläche zwischen Leplay- und Brüderstraße als Addis-Abeba-Platz. Damit sollte eine Leipziger Partnerstadt an zentralem Ort gewürdigt werden. So schlecht fand auch die CDU-Fraktion die Idee nicht, fand aber, wenn schon, dann sollten alle Leipziger Städtepartnerschaften auf so eine Weise gewürdigt werden.

Einige Partnerstädte haben ja schon so eine Würdigung erfahren. Das teilt das Verwaltungsdezernat jetzt in seiner Vorlage noch einmal ausdrücklich mit: Hannover wird sogar schon seit 1933 gewürdigt, obwohl die Partnerschaft erst 1987 zustande kam. Kiew, Brno und Krakow werden seit 1977 gewürdigt, Lyon seit 1993. Gerade in Grünau war man kurzzeitig dabei, alle Partnerschaften irgendwie unterzukriegen. Mit der Travniker Straße ging es dann 2011 aber in den Leipziger Norden.

Selbst die Les-Espesses-Straße ist aufgeführt – die liegt seit 2001 in Liebertwolkwitz. Die französische Gemeinde ist quasi eine Erbschaft für Leipzig, denn als Liebertwolkwitz 1997 die Gemeindepartnerschaft abschloss, war es noch selbstständig, 1999 wurde der Ortsteil eingemeindet.

Es fehlen aber noch eine Reihe Partnerstädte im Leipziger Stadtbild: Bologna, Thessaloniki, Nanjing, Birmingham und Houston. Frankfurt erstaunlicherweise auch, obwohl Leipzig mal eine große Frankfurter Straße hatte, die heutige Jahnallee. Es fehlt auch der französische Ort Althen-des-Paluds, mit dem der eingemeindete Leipziger Ortsteil Althen seit 2000 eine Gemeindepartnerschaft abgeschlossen hat.

Zwei neue Plätze für Leipzigs Partnerstädte

Dafür sollen jetzt tatsächlich zwei Plätze neu nach Partnerstädten benannt werden. Die Grünfläche zwischen Grünewaldstraße, Brüder- und Leplaystraße soll tatsächlich – wie von den Grünen beantragt – zum Addis-Abeba-Platz werden. Und der Kreisel in der Karl-Tauchnitz-Straße soll nach der israelischen Partnerstadt Herzliya benannt werden, was dann im Grunde ein doppeltes Signal ist an die Verehrer des alten Reichskanzlers: Wir leben in Zeiten, in denen nicht der Nationalismus auf der Tagesordnung steht, sondern die Pflege friedfertiger Partnerschaften in aller Welt.

Gewürdigt werden sollen mit der Benennung auch 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel.

Und ein Gedanke aus der Diskussion soll – in abgewandelter Form – auch umgesetzt werden: ein zentraler Platz, der alle Partnerstädte würdigt. Das soll künftig auf dem Platz vorm Neuen Rathaus geschehen: “Nach Abwägung hat die Verwaltung entschieden, die Namen der Partnerstädte in die Gestaltung einer zentral gelegenen Fläche einzubeziehen und dafür den Vorplatz des Neuen Rathauses zu nutzen, dessen Neugestaltung derzeit geplant wird. Dabei ist vorgesehen, einzelne Bodenplatten mit den Namen der Partnerstädte in deutscher Schreibweise und in Originalsprache in den Natursteinbelag einzulassen. Weil bei den Partnerstädten jederzeit mit Änderungen zu rechnen ist, wird die Anordnung der Platten so gewählt, dass ein Austausch der Platten unkompliziert möglich ist. Frühestmöglicher Baubeginn ist 2016. Eine Benennung als ‘Platz der Partnerstädte’  ist in diesem Zusammenhang nicht vorgesehen.”

Die Verwaltungsvorlage zur Benennung der zwei Plätze.

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