So schlecht war das Echo auf den Antrag der Grünen im Leipziger Stadtrat ja nicht, auf der Karl-Tauchnitz-Straße mindestens eine Querungshilfe einzubauen, damit Fußgänger etwas gefahrloser vom Musikviertel in den Clara-Park kommen. Oder besser: in den Johannapark. Denn gewünscht haben sich die Grünen die Querungshilfe an der Ferdinand-Rhode-Straße.
Also beantragen die Grünen jetzt zu ihrem ersten Beschlusspunkt (“Die Stadt Leipzig richtet im Straßenabschnitt Karl-Tauchnitz-Straße zwischen Kreisverkehr und Friedrich-Ebert-Straße noch in 2015 einen Fußgängerüberweg zwischen dem Musikviertel und Johannapark ein. Dieser sollte etwa in Höhe der Einmündung der Ferdinand-Rhode-Straße liegen.”) nun auch noch einen zweiten: “Die zusätzliche Errichtung einer Querungshilfe in der Karl-Tauchnitz-Straße im Bereich Grassisstraße wird geprüft.”
Unverändert bleibt Punkt 3: “Im noch vorzulegenden Baubeschluss für den Straßenabschnitt Karl-Tauchnitz-Straße zwischen Kreisverkehr und Friedrich-Ebert-Straße wird der parkseitige Rad-/Gehweg mit aufgenommen, die Mittel werden zu gegebener Zeit aus dem Finanzhaushalt bereitgestellt.”
Der Punkt nimmt zumindest noch die mittlerweile irritierende Erkenntnis mit auf, dass Leipzigs beliebtester Park auch noch an einer der am stärksten befahrenen Straßen der Stadt liegt. Die Karl-Tauchnitz-Straße ist hier Teil des Tangentenvierecks. Das funktioniert an der Stelle wirklich gut. Hier vermeiden jede Menge Kraftfahrer manchmal auch im Affenzahn die Fahrt auf den Innenstadtring. Aber irgendwie ist völlig ungeklärt, wie die Fußgänger sicher in den Park kommen sollen (sofern sie nicht die Ampel an der Haydnstraße benutzen).
“Im viel befahrenen, stadtzentrumsnahen Bereich der Karl-Tauchnitz-Straße gibt es für die Zufußgehenden keine sicheren Querungsmöglichkeiten, um den Johannapark aus Richtung Musikviertel zu erreichen”, stellen die Grünen dazu fest und können sich dabei auch auf die Zahlen des Verkehrs- und Tiefbauamtes berufen. “Es entstehen tagtäglich gefährliche Situationen durch das Queren an allen Punkten der Straße. Diese Querung ist aber ein Teil des Schulweges von Grundschülern, wird von Kindergartengruppen genutzt und ist ein allgemein von Fußgängern allen Alters stark frequentierter Bereich. Das gleichzeitig hohe Verkehrsaufkommen durch Pkw und Lkw macht das Überqueren durch die Straßenbreite, die Straßenbiegung und zahlreiche parkende Pkw sehr unübersichtlich und gefährlich.”
Und noch ein Problem tut sich auf
Am Wochenende, wenn besonders viele Leipziger samt Familie in den Johanna- und den Clara-Park strömen, gibt es gar keine Verkehrszählungen. Leipzigs Verkehrsplaner haben bislang nur das Kraftfahrzeugaufkommen in der Woche zählen lassen.
So lag das Fahrzeugaufkommen zwischen dem neu gebauten Kreisverkehr bis zur Ferdinand-Rhode-Straße bei 11.250 Kfz in 24 Stunden, im Abschnitt Grassistraße bis Friedrich-Ebert-Straße lag es bei 11.750 Kfz/24h.
“Für die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs ist aber nicht das Autoverkehrsaufkommen pro Tag, sondern die Relation von Fußgänger- und Autoverkehr in den Spitzenstunden (des Fußgängerverkehrs) maßgeblich”, kritisieren die Grünen diese Art der Verkehrszählung. Denn in der Nacht dünnt das Kfz-Aufkommen logischerweise aus. Aber in der Kerntageszeit liegt es deutlich höher. Das müsste eigentlich ermittelt werden. “Es ist in der Karl-Tauchnitz-Straße von einem Kfz-Aufkommen in den von Fußgängern stark frequentierten Zeiten (vormittags und nachmittags in Zeiten des Berufsverkehrs) auszugehen, welches gemäß der Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001) mindestens einen Fußgängerüberweg, wenn nicht gar eine Lichtsignalanlage (Ampel) notwendig machen würde (mindestens 450 Autos und mindestens 50 Fußgänger in der Spitzenstunde). Eine Querungshilfe in Form einer Mittelinsel wäre nicht ausreichend. Schon aufgrund der mittelfristigen Straßenerneuerung ist jedoch der Einrichtung eines Fußgängerüberweges Vorrang vor einer Lichtsignalanlage zu geben.”
Da ist dann die Frage: Hier eine Ampel hinsetzen? Dann wäre der Effekt des nahe gelegenen Kreisverkehrs völlig im Eimer. Oder eben zwei Querungsinseln, so dass Fußgänger sowohl an der Ferdinand-Rhode-Straße als auch an der Grassistraße übersetzen können.
Die Grünen: “Eine weitere Querungshilfe im Bereich Grassistraße würde die Bedingungen für den Fußverkehr weiter verbessern, wobei hier die gleichen Voraussetzungen für einen Fußgängerüberweg vorliegen wie bei Punkt 1.”
Und wer dann drüben ist – mit Fahrrad oder Kinderwagen – merkt schnell, dass der Fußweg wahrscheinlich im Jahr 1949 zum letzten mal ein bisschen geflickt wurde. Hier hätten auch Offroad-Fahrzeuge jede Menge Spaß.
Was aber auch wieder zeigt, wie stiefmütterlich die Stadt mit dem Thema Radwege umgeht.
Deswegen bleibt auch dieser Teil des Antrags der Grünen stehen und sie formulieren mit Nachdruck: “Der längs des Johannaparks als Fuß- und Radweg zur Straße verlaufende, sehr kaputte Weg bedarf dringend einer Sanierung. Mit dem Fahrrad ist dieser Weg nur im Slalom befahrbar, für einen Rollstuhlfahrenden oder mit einem Kinderwagen ist der Weg gar nicht nutzbar. So erscheint die Instandsetzung des Weges zum Einen als grundsätzliche, gebotene Notwendigkeit und Selbstverständlichkeit, zum anderen würde dieser Weg eine Ergänzung zum Fußgängerüberweg darstellen.”
Man kann das auch ruhig selbst mal testen mit dem Rad und wird erfreut feststellen: So schlimm ist der Weg gar nicht. Die meisten anderen Wege rund um den Clara-Park sind zum Teil noch viel schlechter.
Es soll ein Radwegeprogramm geben in Leipzig. Aber derzeit ist es wohl nur für Mountainbike-Fahrer gedacht.
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