Am Ende finden sich vielleicht doch wieder Mehrheiten für ein Thema, das sich nun seit Jahren durch die Leipziger Politik schaukelt: das neue Naturkundemuseum. Am alten Standort. Bis 2020. Jetzt hat auch die SPD-Fraktion ihren Handschuh in den Ring geschmissen. Und gleich noch selbst einen Antrag geschrieben. Einen Ergänzungsantrag zum Antrag der CDU-Fraktion. Das Konzept von Linken und Grünen war der SPD dann wohl doch zu forsch.

Sie bekenne sich zur Modernisierung des Leipziger Naturkundemuseums, betont die Fraktion. Aus Sicht der Sozialdemokraten sei es nun ebenfalls notwendig, nicht allein die schnellstmögliche Besetzung der vakanten Stelle des Museumsdirektors in die Wege zu leiten, sondern vor allem auch bei der baulichen Infrastruktur neue Perspektiven für das Museum zu bieten.

„Wir möchten, dass das Gebäude des Naturkundemuseums bis 2020 im Inneren modernisiert und  ertüchtigt wird, um so die notwendigen Rahmenbedingungen für ein modernes Naturkundemuseum schaffen zu können“, erklärt SPD-Fraktionschef Axel Dyck, der die Sozialdemokraten auch im Kulturausschuss vertritt. „Hierfür sehen wir es jedoch als notwendig an, dass das Museum ab 2017 vorübergehend schließt, um die Sanierungsarbeiten möglich komplikationslos und zügig über die Bühne zu kriegen. Ab 2019 soll das Museum dann schrittweise wiedereröffnet werden und sich den Besuchern mit einem neuen Konzept und in moderner Umgebung präsentieren.“

Für die Schließzeit des Museums regt die SPD-Fraktion Sonderausstellungen in einem Interim sowie Wanderausstellungen und Projekte in Schulen an, um so vielleicht auch gleich verschiedene didaktische Methoden für die künftige Museumsarbeit zu testen.

„Durch die Modernisierung am Standort wird natürlich das Problem der Depotkapazitäten in der Lortzingstraße nicht gelöst werden können, deshalb setzen wir uns für die Schaffung eines Museumsarchivs für Sammlungsbestände ein, das für alle Leipziger Museen zur Verfügung stehen soll und das wir gern gemeinsam mit dem Stadtarchiv auf der Alten Messe unterbringen möchten. Hierzu haben wir einen entsprechenden Prüfauftrag formuliert“, so Dyck abschließend.

Während Grüne und Linke den sofortigen Bau eines neuen Gebäudeteils beantragt hatten, der auch die wachsenden Aufgaben für das Museum mit abfangen soll, plädierte die CDU-Fraktion für eine reine Sanierung des Altbaus und nur bei Bereitstellung notwendiger Fördergelder für einen späteren Anbau.

Dem CDU-Antrag hat die SPD-Fraktion zwei neue Beschlusspunkte hinzugefügt.

Als Beschlusspunkt Nummer 4: “Das jetzige Gebäude des Naturkundemuseums in der Lortzingstraße wird bis 2020 im Inneren ertüchtigt und modernisiert.

1) Die Planungsstufen, die für einen Baubeginn im Jahr 2017 notwendig sind, werden bis dahin umgesetzt.
2) Das Naturkundemuseum wird für die innere Ertüchtigung und Modernisierung ab dem Jahr 2017 vorübergehend geschlossen.
3) Ab 2019 erfolgt die schrittweise Wiederinbetriebnahme des Naturkundemuseums.
4) Für den Zeitraum bis zur Wiederinbetriebnahme werden Sonderausstellungen in einem Interim organisiert.
5) Es wird geprüft, ob für schulische Angebote Wanderprojekte initiiert werden können.”

Und als Beschlusspunkt 5: “Bis Ende 2017 werden Vorplanungen für ein städtisches Museumsarchiv (Sammlungsbestände) abgeschlossen. In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob dieses Museumsarchiv gemeinsam mit dem Stadtarchiv in Halle 12 auf der Alten Messe untergebracht werden kann.”

Die Begründung der SPD-Fraktion: “Um die Modernisierung des Naturkundemuseums voranzubringen, reicht es  nicht aus, lediglich die Stelle des Museumsdirektors schnellstmöglich zu besetzen sowie Förder- und Drittmittel einzuwerben. Viel mehr müssen auch die notwendigen Rahmenbedingungen bei der baulichen Infrastruktur geschaffen werden. Das Naturkundemuseum wird deshalb an seinem bisherigen Standort in der Lortzingstraße im Inneren modernisiert und ertüchtigt. Der Beginn der Bauarbeiten soll im Jahr 2017 erfolgen. Das Museum wird bis zur für das Jahr 2019 vorgesehenen schrittweisen Wiederinbetriebnahme vorübergehend geschlossen.”

Einen Baubeginn im Jahr 2017 hatte schon der CDU-Antrag vorgesehen. Aber da gab es noch den Beschlusspunkt 4, den die SPD im Grunde überschreibt. Der hieß: “Das Museumsgebäude wird saniert und – unter der Bedingung, dass es gelingt, hierfür Förder- und Drittmittel zu akquirieren – erweitert.  Die im Doppelhaushalt 2015/16 für die Planung der Sanierung und eventuellen Erweiterung bereits berücksichtigten Planungsmittel in Höhe von insgesamt 400.000,- Euro werden tatsächlich bereitgestellt.”

Womit aus SPD-Sicht das Erweiterungsgebäude für das Naturkundemuseum vom Tisch wäre. Ob die anderen Fraktionen die Idee, die Bestände dafür in ein ausgelagertes “Museumsarchiv” zu verfrachten, zustimmen, wird die kommende Diskussion zeigen.

Der Antrag der CDU-Fraktion zum Naturkundemuseum.

Der Änderungsantrag der SPD-Fraktion zum Naturkundemuseum.

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Keine Kommentare bisher

Was denn nun, liebe SPD.
Ist das deindustrialisierte Leipzig auf Tourismus eingestellt oder eher doch nicht?
Wollen wir Museumsbesucher “anlocken” oder diese mit einem “Museumsarchiv” eher abschrecken?
Wie war der Fahrplan für Leipzig – ausbauen was es hat oder zerstören was noch übrig ist?

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