So richtig zufrieden waren Siegfried Schlegel und Franziska Riekewald nicht am Donnerstag, 2. April. Nachdem eine Kompromissrunde zu den künftigen Breiten für Fußwege und Freisitze im Abschnitt der Karl-Liebknecht-Straße zwischen Körnerstraße und Shakespearestraße getagt hat, sieht alles nach einem Kompromiss aus, mit dem die dort ansässigen Wirte trotzdem nicht zufrieden sind.

Von einem “Ringelspiel um Fußwegfreisitze in der Karl-Liebknecht-Straße” sprachen Schlegel und Riekewald, beide Mitglieder der Stadtratsfraktion der Linken, am Donnerstag. Sie betrachten die Kompromisssuche für die Fußwegbreite und die Stellflächen für die Gastronomie mit dem jetzigen Vorschlag der Verwaltung für beendet und sehen ihre Zusage für eine Unterstützung der Wirte als erfüllt an.

Noch Mitte März hatte die Stadtverwaltung betont, dass sie auch auf diesem Stück der Karli eine Gehwegbreite von 3,10 Meter für erforderlich halte. Doch in die Kompromissrunde mit den Karli-Wirten, der Dehoga Leipzig und Vertretern der Stadtratsfraktionen ging das Verkehrs- und Tiefbauamt dann doch mit dem Vorschlag, weitere 60 Zentimeter vom geplanten Fußweg abzuzwacken und den bis jetzt garantierten 2,70 Metern für die Freisitze der fünf Gaststätten zuzuschlagen.

Den Wirten in diesem Abschnitt war das trotzdem zu wenig. Irgendjemand hat ihnen zu Beginn der Planungen wohl versprochen, sie bekämen ihre alten Freisitzbreiten unbeschnitten wieder, volle 4 Meter also bei einer ursprünglichen Gehwegbreite von 9 Metern. Aber das führte auch schon vor Beginn des Umbaus immer wieder zur Behinderung der Fußgänger und zu einem Hindernisparcours, der ganz bestimmt nicht fußgänger-, familien- oder behindertenfreundlich war.

Dass der Behindertenverband Leipzig für eine Mindestbreite des Fußweges von 2,50 Meter gekämpft hat, ist nur zu verständlich.

Ein Drittel der genannten 9 Meter gingen auch vorher schon dadurch weg, dass hier am Straßenrand Platanen stehen und diverse Schaltkästen. Die Platanen wurden im Planungsprozess sogar erhalten – was nicht für alle Bäume an der Karli-Baustelle galt. Zuletzt hatte die Stadt den Wirten vorgeschlagen, doch einen Teil der Freisitze zwischen die Bäume zu verlegen. Aber das stieß auf wenig Gegenliebe.

Der Kompromissvorschlag der Stadt liegt nun auf dem Tisch. Für Schlegel und Riekewald ist die Suche damit beendet.

“Die östliche Fußwegbreite zwischen Shakespeare- und Körnerstraße soll nunmehr zu Ungunsten der Fußgänger von 3,1 m  auf 2,6 m verringert werden”, erklären die beiden. “In anderen Straßenabschnitten kommen Wirte und Händler mit nicht einmal der Hälfte der Fläche klar. Im Rahmen der öffentlichen Beteiligung in Vorbereitung des Umbaus des Straßenraums Peterssteinweg und Karl-Liebknecht-Straße ist eine Vielzahl unterschiedlicher Belange und Interessen – so von Straßenbahn-, Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr sowie auch die Nutzung für Freisitze und Aufsteller – abgewogen worden. Das Ergebnis musste ein Kompromiss sein. Die auf dieser Grundlage erstellte Ausführungsplanung hat der Stadtrat beschlossen, und danach wurden die Bauaufträge erteilt.”

Und sie fühlen sich auch nicht ganz ernst genommen von den Wirten an diesem Straßenabschnitt. Denn hier wurde sogar auf einen Teil Fördermittel verzichtet, um auf beiden Seiten des Straßenabschnitts genügend breite Freisitze zu ermöglichen.

“Unter Verzicht auf Fördermittel und bei Akzeptanz der Behinderung der Straßenbahn wurde in diesem Bereich auf eine notwendige Fahrbahnverbreiterung verzichtet. Aber Bürgersteige sind, wie der Name sagt, öffentliche Flächen und als solche grundsätzlich und primär den Fußgängern vorbehalten”, betonen die beiden Fraktionsmitglieder der Linken. Das könnte man auch als leise Warnung verstehen: Hört endlich auf zu feilschen, akzeptiert endlich die Belange der Fußgänger.

“Gemäß Ratsbeschluss von 1991, bekräftigt durch den im Februar beschlossenen STEP Verkehr und öffentlicher Raum sollen unterschiedliche Nutzungen durch unterschiedliche Bodenbeläge zur  Erleichterung der Orientierung kenntlich gemacht werden”, ergänzen sie noch. “Dabei stellt das traditionelle so genannte Granitband, welches grundsätzlich den Fußgängern vorbehalten sein soll, neben dem Kleinmosaikpflaster eine gestalterische Verbindung von unterschiedlichen Gebäudestilen und Stadtstrukturen im Straßenraum her und ist zugleich für blinde und sehbehinderte Menschen ein natürliches Leitsystem.”

Und das muss frei und unverstellt bleiben, sonst wird der Weg wieder zum Hindernisparcours.

Auf dem etwa 3 Meter breiten Streifen an der Fahrbahn stehen übrigens nicht nur die Platanen, die diesem Karli-Abschnitt ihr Flair geben, hier sollen auch wieder Schaltkästen, Masten für die Straßenbahn-Oberleitungen und Fahrradbügel ihren Platz finden. Außerdem – zentral angebracht – eine große Stellfläche für Lieferfahrzeuge. Auch so ein Thema: Wie sollen die gelieferten Waren in die Geschäfte und Restaurants gelangen, wenn der Fußweg zugebaut ist?

Die Kraftfahrzeuge fahren in diesem Abschnitt übrigens künftig auch auf den Gleisen der Straßenbahn. Stadteinwärts wird es hier keine Parkplätze geben. Ein paar Parkbuchten werden auf der stadtauswärtigen Fahrbahn zwischen den Bäumen eingeordnet.

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